20100127

Alternative Sichtweisen

“But I, being poor, have only my dreams. I have spread my dreams under your feet; tread softly, because you tread on my dreams.”

- Yeates

In einem früheren Post habe ich davon geschrieben, dass Alternative, neutralere Sichtweisen oftmals ausbleiben. Heute möchte ich einen weiteren Gedanken verfolgen, der mich die letzten Tage beschäftigte.

Der Marxismus. Die Idee der gesellschaftlichen Wandlung durch die Revolution der Arbeiterschaft bis hin zur ultimativen Meritokratie, was er als Kommunismus bezeichnete. Das Schreckgespenst das er für den kapitalistisch-demokratischen Westen damit schuf, war über 150 Jahre hinweg Markenzeichen östlicher Parteidiktaturen, gerne auch mal Sozialistische Republiken getauft, wenngleich der Sozialismus selbst eher wenig mit dem zu tun hatte was dort praktiziert wurde. Nichtsdestotrotz, die Bezeichnungen selbst sind es, die in des Lesers und Hörers Gedanken die Bilder heraufbeschwören. Wer kann heute nicht an Hammer und Sichel denken, wenn von Kommunismus gesprochen wird. Wie auch, immerhin sind es bisher nur 19 Jahre seit Zerfall der SowjetUnion.

Worum es aber eigentlich gehen soll, ist bereits im ersten Satz vermerkt. Der Wandel der Gesellschaft durch den Arbeiteraufstand. Die wenigsten könnten Marx und Engels heute vorwerfen, dass sie nicht die Weitsicht hatten, zu erkennen, wohin die Industrialisierung führen würde. Wir sind heutzutage in der Lage, Fabriken, ganze Produktionskreisläufe zu automatisieren, bis auf die Interferenz einiger weniger kontrollierender Ingenieure und Fachleute sowie Programmierer sind wir daher als fähig, vollkommen automatische Warenkreisläufe zu schaffen. Aber die Frage, die die zunehmende Technisierung, der stetige Fortschritt, aufwerfen muss, bleibt dabei doch, wer all das produzierte erwerben soll. Der Kapitalismus zerbricht an seiner eigenen Entwicklung. Durch die Technik haben wir erst die Notwendigkeit der arbeitenden Unterschicht eliminiert, und nun soll es auch der Oberschicht an den kragen gehen. DIe Mittelschicht der Gesellschaft, die Besserverdienenden, die Beamten, Lehrer, die Studierten und Erfolgreicheren, werden im Druck einer zunehmenden Gleichmachung zerquetscht. Das ganze Konstrukt zerbricht unter sich selbst.

Die Kapitalisten stehen am Ende einer Heerscharr an Besitzlosen gegenüber, ohne Einkommen oder Tätigkeit. Die Gesellschaft kann aber auf Dauer nicht als Dienstleister überleben, da auch die Dienstleistung selbst auf Dauer nutzlos werden kann, zeigt sich doch dabei, dass die Dienstleistungsgesellschaft ein Zwischenphänomen, ein Erscheinungsbild der Zeiten ist, ein Effekt zwischen den Phasen. Worauf soll es hinauslaufen?

Ein System, das von Staats wegen erhalten werden muss, kann nicht in Frage kommen, da dies in direkterweise anknüpfend an die Albträume der 1984er bindet und unweigerlich zu einem Polizeistaat führen muss, wenn dem Staat mehr Macht verschafft wird um die Gesellschaft in ihrer neuen Form zu erhalten.

"Wer ein bisschen Freiheit für ein bisschen Sicherheit aufgibt, verliert beides und bekommt keines." - Benjamin Franklin


Ist eine Alternative also ein Umschwung zu einer Expansionsgesellschaft? Nicht länger von den Zwängen der kompetitiven Gesellschaft erdrückt, dem Menschen zu erlauben, sein volles Potential zu entfalten? In einer Gesellschaft der Zukunft, müsste der Mensch selbst sich entfalten, zum Wohle seiner selbst und der anderen. Die Utopie Star Treks ist bei weitem nicht so entrückt, wie manch einer Glauben will, aber der Zeitrahmen für derartige Gedankenspielchen, selbst mit der Kolonisierung unseres Sonnensystems, kann gut und gerne noch 200 Jahre betragen.

Und doch. Die kommenden Jahrzehnte werden eine Schwelle anzeigen, einen letzten Punkt der Umkehr. In DUNE musste Butlers Jihad die Maschinen vernichten, da sie die Menschheit versklavten. In Warhammer40k brachten die Menschen mit Robotern ihre eigene Vernichtung aus, in Terminator sollte es die künstliche Intelligenz sein. Alle diese Weiterführungen der menschlichen Geschichte beinhalten den Kern der Furcht vor der Anpassung an den notwendigen technischen Wandel der GEsellschaft und der Verhältnisse.

Keiner weiss wo die Menschheit stehen wird. In den kommenden Jahren werden wichtige Fragen zu stellen sein, was den Menschen ausmacht zum Beispiel. Seht Ghost in the Shell. Die zukünftige Android/Cyborg-Problematik der Integration von Metall in den menschlichen Körper. Wo beginnt der Mensch, wo hört er auf. Und wie wird seine Zukunft aussehen?

Stelle ich nur einen Gedanken auf, so gestehe ich, die Zukunft zu fürchten und zu erhoffen.

"The Future will be better tomorrow" - Dan Quayle

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