20160622

Verspätete Übersicht

Ein paar Worte zu Filmen der letzten Zeit, da ich ansonsten hier Leerzeilen habe, und wer diesen Blog lange genug verfolgt weiß, dass ich so etwas hasse, zumindestens in den Phasen meiner vorgetäuschten Aktivität. (25.06.16)

High-Rise (2016)
Eine Verfilmung eines sozialkritischen Romans aus dem ´70ern Großbritanniens über die Entwicklung der Gesellschaft in einem quasi-autarken Hochhausgebäude. Perfide gespielt, großartige Performance von Hiddleston, Jeremy Irons, etc. Stark abstrahiert. Ein Schaustück über Gesellschaft in Zeitraffer, unbehelligt von den Elementen der Außenwelt. Das Hochhaus als Mikrokosmos der Menschen und ihrer Verhaltensweisen. Extrem böse in seinen Inhalten, aber auch mit Längen. Amüsanterweise dachte ich durch die Abstraktheit des Films zwischenzeitlich, dass sie das Buch extrem zusammen fassen mussten, aber stattdessen ist das Buch gerade einmal 200 Seiten lang und somit hier eher "ausgeschmückt" worden. Kein Film für einen vergnüglichen Abend, aber extrem durchdachtes Gucken.

JOY (2016)
Ich muss ja gestehen, Jennifer Lawrence langsam nicht mehr sehen zu können, aber das scheint wohl sehr stark an den Hunger-Games-Filmen zu liegen. In diesem Film spielt sie gegen Robert de Niro und Bradley Cooper als starke, selbstbewusste junge Frau welche ihre Idee hat und letztlich auch alles dafür tut sie durchzusetzen. Obwohl ich selber kein Freund von BioPics bin (zu oft einseitig oder beschönigend), war die Erfolgsgeschichte von Joy Mangano doch als Film sehr interessant gemacht und spannend anzugucken. Es war sogar im letzten Drittel etwas emotional, auch wenn der Regisseur hier an seine Grenzen gestoßen ist und einen letztlich nicht abgeholt hat. Trotzdem, kann man definitiv gucken.

Mr.Right (2016)
Ufff. Sam Rockwell und Anna Kendrick über eine Liebschaft von Neurotikern als Romantische Komödie inmitten seichter Action-Szenen. Die Story ist so belanglos wie man dachte, aber es macht Spaß zuzusehen und die Witze zünden eigentlich immer ganz gut, vor allem handeln die Personen eigentlich immer recht sinnvoll, was ich sonst gerne zu kritisieren weiß. Ich sag mal, keine Pflicht zu sehen aber hab schon schlimmere Filme gesehen.

WARCRAFT (2016)
Dicker Brocken. Absurd Lang. Optisch teilweise eindrucksvoll, aber immer übertrieben, massiv bizarr geschnitten und effektiv nur für Fans und Kenner. Und für Langzeit-Fans dann wiederum enttäuschend, da er doch Teile der Warcraft-Hintergrundgeschichte, welche seit Warcraft-1 aufgebaut wurde, umschmeißt und viel unnötiges reinhaut. Der Plot selbst ist absolut vorhersehbar, die Dialoge klingen oft grauenvoll und selbst Dominic Cooper, der ja wenigstens in Preacher zeigt dass er schauspielern kann, ist hier fehl am Platze. Das wäre eine Film für Personen wie Brian Blessed gewesen, HAMMING IT UP. Leute, denen bewusst ist, dass die Handlung Quark ist und trotzdem mit der Gewalt eines Donners schauspielern, aber wir haben stattdessen nur Holzbretter bekommen, die überdimensionierte Kostüme tragen.

WIR (1982)
Die Verfilmung von Jewgeni Samjatins Roman von 1920, wegweisend in seiner Dystopie und das Vorbild für 1984 und Schöne Neue Welt ist heute schwer zu ertragen. Nicht, weil wir uns so sehr in einem Kurs bewegt haben, der so anders verlief in seinen Bahnen, sondern weil der Film natürlich ein Produkt seiner Zeit ist. Und einen Epos zu verfilmen erfordert immer Kraft, besonders angesichts der schweren Dialoge. Vieles von dem, was man in dem Film sieht erkennt man in anderen, besseren Verfilmungen der Filme, die man nach ihm gesehen hat, wieder. Die Folter der Ausbrechenden. Der Versuch, ein willfähriges Mitglied zum Individualismus zu bekehren. Der letzte Staat und die Saat der Vergangenheit. Es ist ein Film, den man sicherlich mal gesehen haben sollte, aber wie gesagt, ein Vergnügen war es nicht.

Legend (2015)
Man muss Tom Hardy lassen, zwei Charaktere zur gleichen Zeit auf dem Bildschirm zu verkörpern, die trotz allem vollkommen unterschiedlich sind, ist eine reife Leistung. Und dann auch noch die Geschichte eines Brüderpaares, das so knallhart wie die Crays war. Guter Film. Etwas lang. Harte East-End-Akzente, musste mir mehrfach "die Ohren putzen" um das komplett zu verstehen. Ansonsten, cooler Gangster-Film. Und ´60s!

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