20180122

English Eerie I - Die Bestie des Moores

Wir schreiben das Jahr 1907. Mich hat ein dringender Brief erreicht. Mein alter Freund, Lord Christopher Cunningham, scheint vom Wahn gepackt und braucht meine Hilfe, weswegen ich eingeladen bin, einige Zeit bei ihm zu verbringen, als alter Freund.


Ich bin James Rutherford (Entschlossenheit 5, Wille 5), Londoner Antiquar. Wir lernten Cunningham ursprünglich bei einer Sothesby-Auktion für ein altes Gemälde kennen, eine britische Landschaftszene aus der Zeit Heinrich des VIIIten. Obwohl von grimmigen Äußerem, wurden wir schnell miteinander warm und schon bald konnten wir im Pub bei einem gemeinsamen Biere scherzhaft und schallend miteinander lachen, wie ich es bisher nur mit meinen Studienkollegen vermocht hatte.

Umso schmerzhafter nun dieses Schreiben von ihm. Ich packte meine Siebensachen so schnell es mir möglich war, und benachrichtigte Ms.Stewart, meine Haushälterin von meiner längeren Abwesenheit. Da selbst jetzt noch ihr kleiner Rocco an ihrem Rockzipfel hing und angesichts der Tatsache, dass ich das Gebrülle der anderen Kinder im Hintergrund hören konnte, wohl aber sah dass ihr Mann im Suff darnieder lag, wusste ich, dass zu mindestens niemand es wagen würde, in meine Räumlichkeiten einzudringen, und konnte mich frohen Gewissens nach Derbyshire machen.

Noch während ich im langen Abteil Richtung Derbyshire saß, ließ das offene Fenster einen Hauch feucht-kühler Morgenluft einziehen. Schon jetzt war der unheimliche Nebel, welcher dieser Tage die Landschaft überzogen hatte wie eine Decke ein frierendes Reh, undurchdringlich. Geradezu fröstelnd. Unwillkürlich musste ich mir an die Schulter fassen. Die alte Kriegsverletzung zog immer noch ihre Spuren nach sich, und schmerzte gerade an solch besonders feuchten Tagen stärker. Es war ein kurzer Augenblick, in welchem man sich die Hitze Transvaals wünschen konnte, nur um im selben Moment zurück zu schnellen.

Das brüllende Schreien eines Kindes weckte mich aus den Erinnerungen über die brütende Hitze Südafrikas. Sein Schrei schreckte mich und einige andere Reisende hoch, während seine offensichtlich erboste Mutter versuchte, das geradezu panische kleine Wesen zu beruhigen, wenngleich alle Versuche von der erhitzten Gestalt übertönt wurden. Erst die Anwendung ein der flachen Hand konnte der Hysterie ein Ende setzen. Trotzdessen war es immer noch dabei hinauszublicken. Mein Blick folgte. Dort, wo es immer wieder stammelte, etwas gesehen zu haben, war nur der Nebel zuhause.

Im schweren Dampf der Lok erreichten wir den kleinen Bahnhof Wirksworth, welcher noch ein Stück vor dem Peak District stand. An diesem Tage war ich der einzige Fahrtgast, welcher hier den Zug verließ. der Rest fuhr sicherlich Richtung Manchester weiter. Der Bahnhof war wie entvölkert. Zwar wusste ich aus einem vergangenem Moment meiner Kindheit darum, wie mein Herr Vater immer zu sagen pflegte, dass Derbyshire ein von Menschen verlassener Ort sei, aber selten hatte ich es so gespuert wie in diesem Augenblick. 

Der Kutscher wirkte wenig erfreut darüber, das Gespann ansetzen zu müssen, aber ein paar Schilling sorgten dafür, dass er sein steinhartes Herz erweichen ließ. Mr. Stuart, so verriet es mir der Verschlag seines Wagens. Mit seinen beiden Pferden Betsy und Orkney waren wir alsbald unterwegs durch die karge Landschaft. Hier und da erweichte der dichte Nebel sein Herz, und ein aufmerksames Auge konnte hin und wieder ein Stück Grün oder Braun in der Landschaft entdecken. Selbst eine Reihe von alten, vermutlich keltischen Findlingen saßen am Wegesrand, wie wir auf das lange Grundstück einbogen.

Mr.Stuart blieb wortkarg, nur sein Verhalten angesichts meiner Äußerung, dass ich nach Cunningham Manor wollte, sorgte letztlich für eine Reaktion. Er hob die Augenbrauen, schnaubte pferdegleich mit einem Maße an Verachtung wie man es sonst nur für niedere Bedienstete haben sollte und sattelte dann weiter seine Pferde.

Es war dem Achsenbruch geschuldet, dass ich von ihm dazu verdammt war, meine Koffer letztlich selbst ab der Zweigung zu tragen, und während er bei seinem Wagen verblieb, ich mich abmühte, meine Koffer langsam die Höhe hinauf durch den sich zwar lichtenden, wohl aber auch in Dunkelheit übergehenden Grund zu marschieren. In der Ferne konnte ich die einsamen Lichter erkennen, welche Cunningham Manor kennzeichneten. Zwar war ich vorher noch nie da gewesen, aber Christophers Beschreibungen waren so lebhaft, so durchdrungen von einer tiefen Liebe zu diesem Ort, dass ich nicht umhin konnte angesichts der Realität die Mundwinkel fallen zu lassen.

Das alte und an einem sonnigeren Tage wohl durchaus prächtige Herrenhaus hatte due Spuren der Jahrzehnte vor sich hergetragen, wie eine Witwe ihren schwarzen Schleier und das schwere Moos, das langsam über seine Mauern hinweg kroch, und dessen Feuchtigkeit den Schimmeln darunter nur minimal verbargen, die Spuren schwerer Wagen im Schlamm und die zugezogenen schweren Vorhänge vermittelten einen unheimlichen Eindruck. Einzig ein wohl durch Gas entzündetes Lämpchen leuchtete mir die Eingangstür hell, auf welche ich über den einsamen Treppenschritt hinauf kam. Seltsam, hatte ich nicht beim Ankommen mehrere Lichter aus Richtung des Hauses gesehen?

Wir ziehen: Pik 6
Ein kleinerer Hinweis wird offenbart

Ich wollte gerade klopfen, da musste ich innehalten. Die Eingangstür war in einem miserablen Zustand. wo Holz und Eisen früher gehalten hatten, zogen sich tiefe, markante Spuren über die Pforte und ein tiefer Schnitt im gesamten brusthohen Bereich durchzog das Äußere der Tür. Welche Bestie mochte hier gewütet haben? Mir schwante übles, aber ich fasste mir ein Herz und klopfte, mithilfe des schweren eisernen fratzengleichen Türklopfers an.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen