20180113

Nachtrag: Infinite Archipelago

Wie erhofft habe ich am vergangenen Samstag die Möglichkeit mit meiner Spielgruppe das System von Infinite Archipelago einmal auszutesten. Und das umfasste das volle Programm. Vom Ergebnis des ganzen könnt ihr unten lesen...

Zunächst einmal im Vorhinein das Gespräch mit der Runde. 
"Wollt ihr Piraten-Der-Karibik-Style Abenteuer?"
"Jo."
"Okay."

Angefangen mit der Welterschaffung habe ich zunächst einmal ein paar große Inseln ausgewürfelt. Und das lief auch erstaunlich gut. Ich bekam eine größere Varianz für eine Inselkette mit der man allerhand machen kann.  Das Ergebnis ist das Bild unten.
Danach kam als nächstes dann erstmal die Windrichtung (Wie man sehen kann, kam bei uns der Wind von SüdWest) und die gefährliche See. Hier ergab sich das erste Problem. Die war schlicht zu klein, aber nach den Regeln absolut konform. Dies war zu dem Zeitpunkt auch schon der zweite Versuch eines Archipels das ich gebastelt hatte, auch das vorherige Archipel hatte eine besonders enge Zone. Ich kann jetzt noch nicht genau sagen, ob das Problem der besonders niedrige Würfelwert (was wahrscheinlich war) oder ein anderer Aspekt des Systems ist. Das jedenfalls führte zu einem lustigen Ringelrein, denn wir hatten neben 3 Stürmen die dort starteten auch noch 5 Katastrophen die sich in dem Gebiet lustig abwechselten. Argh.

Unter Inspiration meiner Spielergruppe gab es dann drei Sternzeichen an den Punkten, wo die Würfel fielen, und wir begannen auf dem kleinen Punkt wo jetzt das durchgestrichene Tortuga stand.

Auf der Insel Dos Santos, im kleinen Dörfchen Villas Dos Santos, einer spanischen Kolonie welche quasi abgeschnitten von den Hauptrouten sich langsam zu einem Piratenstützpunkt entwickelt hatte, hatten sich drei Piraten zusammen gefunden und eine Schaluppe erbeutet nachdem die Meuterei gegen Capitano DelGada, welcher die Hälfte der Mannschaft schanghait hatte, erfolgreich gewonnenw ar (Del Gada wurde mit einer Kartätsche weggeblasen).

Mit dem Wissen um einen sagenumwobenen Schatz, dessen Ort auf Kartenstücken in drei Teilen in den Händen von drei legendären Piraten gewesen sein soll, machte man sich aufs Werk, drei Orte standen zur Auswahl. Antigua, Tortuga und der sagenumwobene Tempel des Todes. Die Gruppe entschied sich, unter Auswahl der Piraten, nicht nach Herzog DeFoe oder dem Entdecker Christian Christiansen zu suchen, sondern lieber das Grab von Sechs-Finger-Jack aufzuspüren, das irgendwo bei Antigua liegen sollte.

Die Reise begann, das erste Problem, man wusste nur Himmelsrichtungen, die Karte der Spieler war grob leer und es gab nur See- und Himmels- bzw. Sternzeichenbeschreibungen. Jetzt war guter Rat teuer, denn man navigierte mit Hilfe der Sternzeichen. Gewusst war nur, dass Antigua irgendwo im Nordosten liegen sollte, also wurde Richtung des Sternzeichen des Bären gefahren. Hier offenbarte sich die nächste Schwäche des Systems. Denn ein Encounter-System fehlt dem Spiel komplett, dafür ist es zu BareBones, während auf der anderen Seite ReiseAbenteuer leider GARNICHT mein Forte sind.

Trotz allem wollten wir uns davon nicht abhalten lassen, nachdem wir aber die eher müßige Reise über 7 Kartenfelder leerer See hatten, hab ich dann einen Schiffsencounter eingefügt. Eine holländische Fluyt kreuzte den Weg unserer Piratencrew, und ich fügte kurzentschlossen die Begegnung ein, welche in einem dramatischen Kampf auf Hoher See endete und einer Enteraktion bei der diverse Tote später mit einem übernommenen holländischen Pilgerschiff, das man kurzerhand zum neuen Schiff umfunktionierte. Soweit so gut. Die neue Crew wurde "überzeugt" mitzumachen, wobei der Kapitän da schon wusste, das er sich da ein Problem eingefangen hatte.

Einen Handwedel später erreichten wir Antigua, welches zu diesem Zeitpunkt von spanischen Linienschiffen patroulliert wurde (Nicht drüber nachdenken, ich hab da unversehens ein paar Sachen vermengt und durcheinander gebracht, war seit Ewigkeiten nicht mehr am Nachdenken über die Karibik und Piraten)wobei man anlandete und dann sich erstmal nach Sechs-Finger-Jck erkundete.

Schnell fand man heraus, dass SFJack wohl in einem unmarkierten Grab im versunkenen Friedhof weg von der Stadt liegen würde, der verflucht sei, zudem rückte die Stadtwache unseren Protagonisten auf die Pelle, verprügelte ein armes Crewmitglied und verlangte Fundsteure von 30%. Aya. Im Grunde genommen folgte eine typische Piratenepisode, sie fanden das Grab, aber es war nur des Piraten Geliebte drin, sie forschten in der Stadt nach und fanden heraus, dass die wohl einst unsterblich in SFJack verliebt war und bekamen von ihrem Enkel die Location des "echten Grabs" heraus, welches sich aber nur im ersten Mondschein zeigen würde.

Unheimlich und unter geisterhaftem Anblick machte man sich des Nächsten wieder zum nassen Friedhof, tauchte und fand das Grab mitsamt Jacks Schätzen und dem Kartenstück, musste aber feststellen, dass es von Jacks Geist bewacht wurde, welcher niemanden gehen ließ, der von seinem Grabe stahl. Nun war es aber gleichzeitig so, dass die Spieler, clever genug, den Ring vom Leichnam seiner Geliebten abzogen und dem Geist gaben, was diesem ausreichte. Im Tode vereint mit der Geliebten.

Beinah romantisch, wenn es nicht so creepy wäre. Mit den Schätzen wieder am Strand hatte eine andere Gruppe von Piraten unseren Helden aufgelauert, was zu einem dramatischen Kampf unter Palmen im Mondschein führte, und etlichen blutigen Wunden später hatten unsere Helden gewonnen und zogen sich in die Stadt zurück. Dort gaben sie dem Gouverneur die Steuer ab und zogen auf ihr Schiff zurück...

Insgesamt hatten wir viel Spaß, aber es ergaben sich eine Reihe an Kritikpunkten welche ich vorher schon befürchtet hatte und welche nun noch viel deutlicher durchkamen. Die Attribute sind total sinnfrei in ihrer Verteilung, weil sie nicht dem Spiel angemessen sind, dazu kommt, dass die wichtigen Teile, Schiffskampf und Enteraktionen, oder Ladung, oder Abenteuer, eigentlich garnicht vorhanden sind. Zudem fehlt eine Motivation für die Erkundungsfahrt neben dem eigentlichen Erlangen von Gold/Ruhm/Besseren Waffen und letztlich war es auch irgendwie belanglos.

Das war schade. Zudem gibt es nichts, was an die Hand legt, wie man den Erforschungsteil spannend gestalten könnte, weil es letztlich Millionen Quadratkilometer Wasser sind. Selbst schönes Wasser, oder unter der warmen, unbarmherzigen Sonne der Gegend wird irgendwann langweilig. Es geht halt um Drama beim Rollenspiel, und das kann das simple Skelett/Gerüst von Infinite Archipelago leisten. Das ist insofern problematisch, weil es letztlich auch keinen Vorteil dadurch bekommt, dass es ein eigens für sich entwickeltes Karibik-Erstellungssystem dabei hat, was irgendwie die Logik des Spiels komplett verfehlt. Schade.

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