Hmmm...nach all den Jahren kehrt Creative Assembly zur Wurzel seiner Spieleserie zurück. Shogun. Erneut steht Japan am Rande eines Bürgerkriegs, das Ashikaga-Shogunat hat durch Korruption und Vetternwirtschaft, Inflexibilität und militärische Schwäche die Kontrolle verloren. Die Daiymios erheben ihre Truppen.
Seit 1999 hat sich einiges getan. Man arbeitet mit der ressourcenfressenden 3D-Karte von Rome. Dem Handels-System von Medieval 2 . Der Diplomatie von Empire und einem ebenso dort kopierten und veränderten Agenten- und Forschungssystem.
Die Frage ist, lohnt sich das?
Die Antwort ist ein langgezogenes ...Mehhh.
Seit der Umstellung der Reihe von Risiko-artigen Karten zu einer 3D-Karte hat sich die Spielreihe von ikonischen Schlachtfeldern zu einer Mischung aus "Ich kämpfe wirklich da wo die Armeen stehen" verändert. Das Spielerlebnis für die Schlachten ist dadurch nicht unbedingt besser geworden. Dem ist auch nicht dadurch Abhilfe geleistet, dass die KI seit Shogun Total War einige, nun, sagen wir mal, Abstriche, erlitten hat.
Das Handelssystem wurde seit Medieval 2 komplett überarbeitet, so dass nun auch Ressourcen gehandelt werden können, ohne dass nur eine Verbindung mittels Kaufleuten-Agenten von Provinz zu Nachbarprovinz möglich wäre. Davon abgesehen dass der Gewinn durch den Handels enorm hoch ist. Leider macht der hohe Gewinn auch den Handel spielentscheidend, da sich die meisten Reiche wie schon in Empire bizzarerweise nicht durch ihre Steuereinnahmen finanzieren können.
Die Diplomatie ist funktional, aber ultimativ sinnfrei. Im Normalfall wird man sowieso alles erobern müssen um Shogun zu werden, unabhängig davon ob man nun 40, 60 oder 80 Provinzen erobern muss. Und da das Spiel früher oder später eine Welteroberung erzwingt, nimmt sich das Spiel am Ende nie wirklich besonders aus. Davon ab, dass die KI leider nicht immer nachvollziehbar agiert. Und es ist zwar schön, dass man mit Geiseln handeln oder Hochzeiten aushandeln kann. Viel bringen tut das aber nicht. Leider.
Das Agentensystem? Wow, Agenten können Fertigkeiten sammeln (hatten wir in Medieval schon) und eigene "Diener" haben. Okay, letzteres ist neu, ist aber ein ebenso ähnliche Funktion wie die Fertigkeiten. Eine Auftrennung ist dadurch ebenso sinnfrei.
Das Forschungssystem ist...primär dazu da, das Spiel in die Länge zuziehen, man kann dem Spieler schliesslich nicht zumuten, eine historische Abhängigheit bis zum Kommen der Europäer wie in Shogun 1 anzuzwingen. Im Gegenteil, nun ist alles schön der eigenen Forschungsfähigkeit ergeben. Das Ergebnis ist, das kriegerische Spieler den Militärbaum nach 60Runden komplett durch haben und dann nur noch die Runden durchklicken bis auch der zivile Forschungsbaum durch ist. Nur ist meist vorher das Spiel schon längst siegreich um. Mhmm, gefühlt hat da jemand die Balance versaut. Davon ab, dass die meisten Techniken wenig echte Vorteile bringen, wenn es nicht gerade um neue Einheiten geht. Welche man auch nicht braucht. Man kann das Spiel ohne große Probleme mit Ashigaru jedweder Richtung gewinnen.
Die Einheiten sind auch so ein seltsames Erzeugnis. Man wollte davon abrücken, jedwedem Clan eigene Einheiten zu geben, quasi so wie in Shogun das ganze taktischer zu gestalten, in dem es auf die Truppen selbst, nicht auf ihre besondere Ausformung für den jeweiligen Clan ankommt. Das aber macht die Wiederspielmotivation so unglaublich gering. Es macht keinen Unterschied mehr ob man die Date, die Shimazu oder die Mori spielt. Es sind immer dieselben Einheiten, dieselben Events und am Ende auch der selbe Sieg. Während man solche Begrenzungen bei Shogun noch akzeptieren konnte, teilweise auch durch Alter und andere Designphilosophie erklärbar, ist dies beim neuesten Teil der Reihe einfach nur seltsam.
Insgesamt nur für Fans zu empfehlen. Und selbst die müssen den typischen Problemen gegenüber immun sein.