Es ist eigentlich ein seltsamer Gedanke, aber sicherlich einer, mit dem ich mir viele Menschen zum Feind machen kann, sofern sie nicht in der Lage sind, sei es wegen fehlender Bereitschaft oder aufgrund einer gewissen Sturheit oder Engstirnigkeit, meine Aussagen mitzunehmen.
Kulturelle Bilder von Gott/Göttern und dem dahinterstehenden Prinzipien
Immer wieder lese ich einen sehr verwunderlichen Einwand, wenn es um die Naturwissenschaften geht. Er wird von überwiegend monotheistischen Gläubigen gebracht und bezieht seine Kraft auch aus diesen Kulturkreisen. Der Einwand lautet gemeinhin "Menschen sollten nicht Gott spielen". Oder als Kritik vorgebracht "Glaubt ihr, dass ihr Götter seid?"
Die einfache Antwort hierauf ist natürlich "Nein". Dies bezieht sich gemeinhin als Antwort in den gleichen Kulturkreis. Mich hat diese Frage/Antwort immer verwundert. Denn sie bezieht ihren Kern in meinen Augen so überdeutlich aus der vorherrschenden Religiösität die sich in diesen Kulturkreisen breit gemacht hat.
Die lange Antwort sehe ich dabei wie folgt.
Im abrahamischen Kulturkreis ist Gott als Existenz etwas, das über dem Menschen steht. Der Schöpfer hat uns zwar nach seinem Ebenbilde, aber nicht nach seiner Machtstruktur geschaffen. Wir sind keine Götter, sofern man der BIbel glauben schenken darf. Noch viel eher, wir sind nur Geschöpfe, Kreaturen, die nach den Launen, die uns gegeben wurden durch das gestohlene Geschenk des Herrn, der Verbotenen Frucht, überhaupt erst zu dem wurden was wir sind. Es ist damit eine Grundlage abrahamitischer Religionen, dass der Mensch Gott nicht gleich ist.
Ohne Gleichheit aber kann eine Ebenbürtigkeit nicht erlangt werden. Es kann daher nur ein Widerspruch kultureller Natur sein und damit etwas, das von jeher negativ behaftet ist. Dies ist nur verständlich, so ist schon durch die Bibel belegt, dass der Mensch nur an der göttlichen Natur teilhaben darf, ihrer sich aber nicht bemächtigen. Das Bild der ursprünglichen Sünde verstärkt zumindestens im christlichen Kulturraum dies nur noch.
Es erscheint ohne Zweifel umso kurioser, warum eine solche Meinung vorherrschen sollte.
Polytheistische Religionen erscheinen hier nicht zwangsweise besser, aber ihre Vielzahl bietet eine grö0ere Bandbreite an Mustern.
Im ägyptischen Kulturkreis der Antike waren die Pharaonen gottgleich in ihrer Verehrung und ihrer Eigenschaft als Teil des Pantheons, spätestens nach ihrem Tode waren sie Teil der Göttlichkeit des jeweiligen Pantheonkopfes. Und der Pharao, als Führer und Beschützer Ägyptens war gleichzeitig auch Vater des Landes. In einem übertragenen, spirituellen Sinne könnten wir daher behaupten, dass auch der einzelne Ägypter somit die Saat der Göttichkeit in sich trug. Eine Detailbetrachtung ägyptischer Philosophie und Religion würde dies im einzelnen vermutlich jedoch abschwächen oder gänzlich verneinen.
Vergleichbar wäre hier auch die frühen Priesterkönige des Zweistromlands, die die frühen Stadtstaaten nach einem solchen Muster regierten. Auch hier finden wir die Idee, dass die Könige den Göttern gleich, wenn nicht gar in einem Gottkult als solche direkt verehrt, die Essenz der Heiligkeit mit ihnen lag. So war auch hier Mensch wie Gott, aber nur einige bestimmte.
Ähnlich aber war es auch mit den hellenistischen und römischen Kaisern, selbst die Perserkönige unter Zoroastrischem Vorbild behaupteten von sich selbst eine Göttlichkeit. Alexander der Große wurde noch zu Lebzeiten als Gott gefeiert und verehrt, ähnlich dem helleno-ägyptischen Modell im späteren Ägypten unter Ptolemaios. Das frühe China ist ein extremes Beispiel. Der Jadekaiser, von Anfang an ein Geschöpf der Göttlichkeit, der als Herrscher der Himmel mit dem Mandat des Himmels regiert ist ein gutes Beispiel. Gleichwohl ist diese Form von philosophischer Religion auch eng mit der Idee von Staat, Organisation und Bürokratie verwurzelt und hier nur anmerkungsweise unterbringbar, da eine eigene Bibliothek den Inhalten nicht gerecht werden würde und der Platz einfach nicht reicht.
Aber nun wird das Bild deutlich, das sich abzeichnet. Gerade in antiken Religionen ist der Mensch der Idee der Göttlichkeit um ein vielfaches näher, wenn nicht gar von Anfang beide Elemente untrennbar miteinander verwurzelt sind.
Für ihre Gläubigen kann somit "Menschen wie Götter" nur eine natürliche Folge ihrer eigenen internen Logik sein. Ist ein solcher Glaube daher erstrebenswert? Es ist fragwürdig.
Die fortschreitende Entdeckung unserer Umwelt und der technologische Fortschritt bringen den Mensch näher und näher an die Frage nach seiner eigenen Existenz und zwingen uns eine stetig nihilistischere Gedankenwelt auf. Dies kann ein Zeichen der Reife unserer Spezies sein, wenn davon auszugehen wäre, dass es sich hierbei um einen solchen Entwicklungsschritt handeln kann.
Unser Problem dabei ist jedoch offensichtlich. Es kann auch ein Schritt in die falsche Richtung sein. Uns fehlt die Erfahrung und die Objektivität, diese Aussage zu treffen. Ein nietzschescher Übermensch müsste hier antworten, dass die Fesseln der Moralität jedweder Religion, sowohl der Religion des Glaubens als auch der Religion der Modernität falsch sind und abgestreift werden müssen. Aber der Gedanke von Moral, Glaube und Bedeutungssucherei sind integral zur menschlichen Entwicklung und es kann, muss vielleicht sogar gefragt werden, ob ein solches Verhalten nicht gegen die Natur des Menschen selbst zuwider läuft.
Andererseits kann es auch sein, dass dies ein natürlicher, ja sogar notwendiger Schritt sein mag, den unsere Gesellschaft und Spezies als ganzes durchlaufen muss. Ein Aufstieg des Menschen in höhere Sphären sozusagen. Eine Zukunftsvision kann hier nur fremdartig wirken, gleichwohl, kommende Zeitalter stellen den Menschen von neue Herausforderungen und Fragen, deren Beantwortung nicht immer abgewartet werden kann.
Tsiolkovsky beschrieb die Erde einst als die Wiege der Menschheit. In dieser Analogie erscheint klar, man kann sich nicht darauf versteifen, auf ewig in der Wiege zu bleiben. Vielleicht mus ssich unser Bild von Religion und Menschlichkeit erst grundlegend wandeln. Was sich letztlich entwickelt, ist noch nicht abzusehen.
English
It's
actually a strange thought, but certainly one with which I can make a
lot of enemies, due to them being in a position, either due to
lack of willingness or because of a certain stubbornness or, dare I even say, bigotry, that I now wish to state the following.
Cultural images of god/gods and the underlying principles
Many a times I have read a quite bizzare claim when it comes to natural science. Often used by mostly monotheistic believers and presumably drawing strength from cultures influenced mostly by these as well. The objection is commonly "People should not play God." Or brought up as criticism, "Do you think you are gods?"
The short answer to this is, of course, "no." This refers generally in response to the same culture. I am always amazed by that question/answer. It relates to core religious elements so often found prevalent in these very same societies/cultures.
The long answer, I see it as follows.
In abrahamic culture, Gods existence is something, that stands above the people. The creator has indeed made us in his image, but not in his being. We are not gods, if one can believe the bible. Much
rather we are only creatures. Acting according to the whims that
were given to us by the stolen gift of the Lord, the forbidden fruit. It is thus a basic conclusion in abrahamic religions that man is not equal to God.
Without coequality, true equality can not be achieved. It can therefore only be a contradiction of cultural nature, which in this case needs to have negative connotations. This
is understandable, it is already in the Bible, that man can only
share in the divine nature, but never possess it. It is so to speak, above his station, to reach fo it so. The image of the original sin, at least in the christian culture reinforces this.
Without doubt, it seems therefore much more curious, why then such a belief should prevail.
Polytheistic religions appear here not necessarily better, but their greater number offers a variety of patterns.
In
ancient Egyptian culture, the pharaohs were godlike in their worship
and in their property as part of the pantheon, at least after their death, when
they were part of the divinity of the respective head of the pantheon. And Pharaoh, as a leader and protector of Egypt was at the same time the father of the country. In
a figurative, spiritual sense, we could say, therefore, that individual
Egyptians thus carried the seeds of Divinity withhin himself. A detailed observation of Egyptian philosophy and religion would weaken , if not entirely deny this, but a detailed analysis cannot be given. Time and research constraints apply.
Compared to the early priest-kings of Mesopotamia, who ruled the early city states after such a pattern. Again,
we find the idea that the kings are like the gods, if not worshiped in a
cult as God directly, the essence of holiness part of them. So here was man like God, but only ever a few specific men.
But
it was also similar to the Hellenistic and Roman emperors, even the
Persian kings under zoroastrian models alleged to themselves the property of divinity. Alexander
the Great was celebrated during his lifetime as a God and worshiped, like
the Helleno-Egyptian model later in Egypt under Ptolemy. Early China is an extreme example. The
Jade Emperor. A divine creature that governs as a ruler of the skies and all under it with the Mandate of Heaven. Nevertheless,
this form of philosophical religion is also closely rooted in the idea
of chinese government, organization and bureaucracy, and only noted here , since the contents of a library would not be fair and we are again under constraints.
But now, the image ahead of us becomes clear. Especially
in ancient religion, mans closeness to the idea of divinity is more often than not entwined.
For the faithful, thus "man like god" can only be a natural result of their own internal logic. Is such a belief therefor desirable?
It is questionable, at the very least.
The
progressive discovery of our environment and technological advances
bring man closer and closer to questioning his own existence and
force us towards steadily more and more nihilistic thoughts. This may be a sign of the maturity of our species, if we were to assume, that such a thing is a development in itself.
Our problem here is obvious. It can also be a step in the wrong direction. We lack the experience and objectivity to make that statement. A
Nietzschean Ubermensch would probably answer that the shackles of
morality of any religion, whether the religion of faith or the religion
of modernity, are wrong and need to be stripped off. But
the idea of morality, faith and the quest of the self are integral to
human development, and it may have to be asked if such behavior might not be
against human nature itself.
On
the other hand, it may also be that this is but a natural and even
necessary step in our societal development and we as a species must go through it as a
whole. An ascent of man to higher things, so to speak. A
vision of possible futures can only bewilder the spectator. However, the coming ages might put before man questions and challenges greater than anything we had yet to solve.
Tsiolkovsky once described the Earth as the cradle of mankind. In this analogy, it seems clear that you can not demand to remain within forever. Maybe our image of religion and humanity must first change, develop, progress. Where this might lead, remains to be seen.