20170726

STAR TRADER - Geschichten von der Sternensee 0

Irgendwie hatte er sich das einfacher vorgestellt. Als er die ersten paar Meter durch die Halle schlenderte, war er sich nicht ganz sicher, ob er lachen oder weinen sollte. Selbst auf den einfachen Holo-Displays, welche sie benutzten, um die verschiedenen Modelle darzustellen, machten deutlich dass hier unzählige MegaCredits auf dem Spiel standen. Demgegenüber stand er mit seiner mageren Abfindung.

Noch etwas unschlüssig das aktuelle Modell des ZX Spectrum Industries 'Elephant II' betrachtend, bemerkte er nur am Rande den Verkäufer, der sich langsam von hinten näherte, und sich aufmerksam die Hände hinterm Rücken versteckte, wohl auch angesichts der Uniform, in der er noch immer rumlief...
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Der Raum selbst war nur halb erleuchtet, primär durch das einsame Licht, das auf sein Gesicht und den Rest seiner Kleidung zeigte und die Blutspritzer, welche sich über Uniform und Gesicht zogen, noch immer besudelt von den Ereignissen der letzten Stunden.

Er konnte sie sehen, wie sie sich im Halbdunkel ihrer Sitzplätze beratschlagten. Das einsame Aufglimmen der Zigarren als einziges Indiz, wenn dieses die Gesichter erhellte.

Selbst jetzt konnte er noch im Hintergrund das Gemurmel hören. Er wusste, dass sie schon bereit standen. Ein paar MPs hatten ihm schon auf dem Weg herein deutlich gemacht, dass er jetzt zwischen Himmel und Hölle stand. Die blauen Flecken, allesamt unterhalb des Kragens, machten den Rest deutlich.

von Kreutzer lehnte sich vorwärts, pustete Rauch in seine Richtung. Selbst unter dem dunklen Qualm war die unfreundliche Visage des Vizeadmirals deutlich, dessen linker Ringfinger ungeduldig auf dem Holz tappte, und dabei mit dem verbliebenen Auge ihn fokussierte.

v.Kreutzer - Insubordination in sieben Fällen. Darunter Befehlsverweigerung, Gewaltanwendung gegen ihren Vorgesetzten und Aufruf zur Meuterei. Ausserdem versuchter Diebstahl eines Militärfahrzeugs, Arglistige Täuschung von Untergebenen und versuchter Geheimnisverrat. Unter anderem. Haben sie etwas zu ihrer Verteidigung zu sagen?

Sie sahen sich an. Ein Funkeln in Kreutzers verbliebenem Auge. Der Habicht vor seiner Beute. Reynard blieb stumm. Er konnte die aufgeplusterte Empörung von Kreutzers Nebensitzer Kommodore Fehdelhaupt hören, im Schatten die amüsierten Mundwinkel des Kommodore erkennen. 

Während von Kreutzer den Oberst zur Ruhe brachte, beugte sich der Admiral nun vor. Er grinste noch immer, wenngleich im halben Lichtschein eher wehmütig, denn amüsiert.

Admiral - Für die Liste ihrer Vergehen gilt nur noch das Erschießungskommando.

Er konnte den beruhigten, aber immer noch klar unfreundlich klingenden Oberst im Hintergrund hören. Irgendjemand hatte das Licht heller eingestellt.

Fehdelhaupt - Was auch das mindeste wäre!

Sie würden ihn nicht umbringen. Sein Name war durch die Medien gegangen. Er war der Held von Glaris, Bezwinger der Festung Molgru, Schlächter der Nebel von Romas . Ohne ihn wären Tausende tot. Manche davon sind es so auch, aber das wiederum ging nicht durch die Medien.

Admiral - Ihr Tod würde jedoch unangenehme Fragen aufwerfen.

vKreutzer - Allen voran das Warum. Glücklicherweise haben wir andere Mittel. Den Leerkragen.

Fehdelhaupt wurde sichtbar weiß, während von Kreutzer ein kleines, unscheinbares Gerät rausholte, und mit den Konnektoren dieses halben Halsbandes spielte.

Admiral - Unter Sektion 3, Paragraf Sieben der Sicherheitsverordnung in Notfällen betreffend militärischer Notwendigkeit ordne ich hiermit ihre Entlassung wider Willen an. Sie erhalten eine Leibrente wie es einem Offizier ihres Ranges zusteht. Als Teilbedingung ihrer Entlassung wird desweiteren angeordnet, dass der Entlassene fürderhin aus Gründen der Staatssicherheit einen Hollmann-Brückner-Halbnackenkrause trägt. Der operative Eingriff hierzu wird auf Staatskosten durchgeführt. Dem Entlassenen ist der Rechtsweg untersagt.

Der Admiral lehnte sich zurück, während Fehdelhaupt schwer schluckte und von Kreutzer verschlagen grinste. 

v.Kreutzer - Bei Zuwiderhandlung ist mit einem plötzlichen und spontanen Herzinfarkt zu rechnen. Schönes Gerät.

Jetzt musste er schlucken. Sie würden seine Gedanken kontrollieren, um ihn zum Schweigen zu bringen. Alles für die Katz. Hatte alles auf die eine Karte gesetzt. Gepokert. Und verloren.
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Der Verkäufer klatschte, wie um auf sich aufmerksam zu machen, lauthals in die Hände. Reynard zuckte gespielt zusammen. Man sollte den Leuten ihren Spaß lassen. Drehte sich um. Genoß den Moment, in welchem der Herr zusammenzuckte, als er sich zackig an der Position hinstellte.

Verkäufer - Ja...kenne ich sie nicht aus dem Holo-Sendungen?

Reynard lächelte schief, sagte jedoch nichts.

Verkäufer - Ähhh...willkommen bei Roberts (T)Raumschiffe. Wir bieten eine große Bandbreite an Schiffen, für jedwede Preisklasse und für alle Geschmäcker an. Ich sehe sie waren beim Militär, suchen sie etwas sportliches, oder etwas für den Privatgebrauch? Etwas zur Piratenjagd?

Er dreht sich halb zum Holodisplay um, zeigte auf das Schiff.

Reynard - Ich nehme das da.

Der Verkäufer bugsierte sich um seine Schulter, um einen Blick auf das ausgewählte Stück zu erhaschen, seine Augenbrauen wanderten kurz hinauf. Dann blickte er zu Reynard zurück, zog mit der linken derweil ein paar andere Schiffe, wie auf Schnellwahl in die Übersicht.

Verkäufer - Sind sie sicher? Wir haben noch ein paar andere ausgezeichnete Exemplare hier, welche für ihre Zwecke ebenso dienen könnten...

Er schiebt die anderen Exemplare beiseite. Zieht das ausgewählte Modell wieder hoch.

Reynard - Nur das.

Der Verkäufer zuckt mit den Schultern, atmet tief aus, und wieder, und beginnt.

Verkäufer - Kein Problem, der Kunde ist bei uns König!..
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Auf den Docks angekommen, blickte er über den Rumpf. Man konnte den Rost beinahe mit den Fingern direkt abziehen von der Schiffsaussenhaut. Im Hintergrund konnte er Schritte hören. Irgendjemand hinter ihm war am sprechen.

Stimme 1 - Wow, eine echte Rostlaube, ´Skipper.

Stimme 2 - Diese Schüssel...ist einem KRRRRIEGERRR UNWÜRRRDIG!

Er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, als er sich umdrehte, aber es gab generell wenig, dass er sagen konnte, solange der Leerkragen an seinem Nacken hing. Die beiden hinzu getretenen, der löwengesichtige Aslan 'Q' Cunnonin und seine ehemalige Adjutantin, Rebecca 'Becca' Di´Wojyi, eine Menschenfrau.

Reynard - Es ist genau das, was wir für die Zukunft brauchen.

Becca - Dann ist der Name also fest?

Reynard - Der Name ist fest.

Q - Ist dies denn dann auch die unsrrrige "Letzte Chance"?

Becca schlug dem Aslang mehrfach sanft gegen das Schulterblatt, der sie daraufhin leicht schnaubend wegdrückte.

Becca - Bleibt abzuwarten! Wann legen wir ab, Skipper?

Reynard - Sobald die Ladung da ist.

Im Hintergrund konnten sie das Rumpeln schwerer Antigravlifte hören. Waren unterschiedlichster Art wurde aufgeladen. Von selten bis häufig fand es alles seinen Platz inmitten des massiven Rumpfes des altmodischen Seelenverkäufers benannt "Letzte Chance".

Während Becca und Q dabei waren, die Fracht einzulagern, stieg er langsam die Stufen zur Brücke hinauf. Es war nicht mehr alles taufrisch, aber für den Moment war der Vertrag geschlossen. Sie würden arbeiten, bis sie ein paar MegaCredits beisammen hatten. Ein besseres Schiff, das sie hier drinnen lagern würden. Und das Equipment, um den Leerkragen zu beseitigen. Und dann würden sie es erneut versuchen. Und diesmal würde er Erfolg haben...

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