20200905

Online-Dating oder Der Moderne Sisyphos

tl;Dr: Online-Dating in seiner momentanen Form ist eine Seuche für beide Geschlechter und nicht hilfreich, um die richtige Beziehung zu finden, es sei denn, es wird enorm viel Zeit und Arbeit investiert. Oft mehr, als für den Großteil jemals raus kommen wird...

Eine der modernen Herausforderungen scheint es zu sein, wenn man, unabhängig von gesellschaftlichen Ansprüchen, als Mensch auf Partnersuche zu gehen. Anders als in früheren Zeitaltern, egal ob in der Antike, oder bis bis hin zu den 1950ern, wo man nach der Statistik Partner/in zumeist irgendwo in 5km-Umkreis fand, suchen heutzutage viele online. 

Das hat zu einigen sehr befremdlichen Stilblüten geführt. Dabei ist das menschliche Bedürfnis ja eigentlich recht einfach. Selbst, wenn Kinder nicht im Raum stehen, sucht Mensch ja nach Berührung, Nähe, Intimität, Vertrauen, oder einfach der Sicherheit, das da eine Person ist, die für einen selbst da ist. Das jedoch zu finden ist zunehmend schwieriger.

Wie kommt das? Nun, typischerweise entstehen menschliche Beziehungen dominant durch und mithin bei 3 Orten. Im Freundeskreis, auf der Arbeit, oder durch Freizeit-Engagement. 

Wenn Tina bei der Party den Christoph mitbringt weiß jeder, Christoph wird wohl cool sein, denn Tina bringt keine Volldeppen mit. Da ist Kennenlernen einfach, weil die erste Hürde schon übersprungen ist. 

Auf der Arbeit, zu Mindestens vor oder nach Corona, verbringen wir unzählige Stunden oftmals in der direkten Nähe oder Zusammenarbeit mit den Kollegen, und spätestens bei der Firmenfeier kommt es dann zum Stelldichein in der Firmenküche, oder zum verklärten Sternchengucken auf dem Firmendach.

Wer im Freizeit-Engagement tätig ist, egal ob im Gärtnerverein, Chor, oder als Hobbymatrose auf einem Schiff rumlungert, lernt unweigerlich Leute kennen, und verbringt Zeit, und oft auch Emotionen. Schnell wird aus dem gemeinsamen Projekt, Schweiß und Tränen ein gemeinsames Arbeiten, ein Käffchen danach, ein flüchtiger Kuss und verwirrendes Gestammel beim gemeinsamen Spaziergang.

Nähe, Kontakt und sicherlich auch Sympathie oder Zuneigung spielen eine große Rolle dabei. Aber eben nicht nur. Das berühmt-berüchtigte "Verliebt auf den ersten Blick", wenn der Körper etwas wahrnimmt, sei es durch Blick, Geruch oder andere, das innere Tier ansprechende Merkmale, welche ihn dazu bringen, Glückshormone auszuschütten, bringen schnell Personen zusammen, sorgen für Träumereien, oder den Wunsch nach direkter Paarung. Zitat von einem Bühnenhelfer in einem Club, in dem ein männlicher semi-attraktiver Solokünstler auftrat, und unzählige Damen kreischend dabei waren: "Fuck, das stinkt total nach Muschi da drinnen!". Vulgär? Sicherlich. Aber der menschliche Körper ist sehr direkt darin, wenn er etwas begehrt.

Heutzutage tut sich jedoch, mit der steigenden Kompromisslosigkeit und der fehlenden Toleranz für Andere, ein gewisses Loch auf. Mehr und Mehr, so zeigen die Zahlen, kommen dabei Online-Dating-Apps zum Einsatz. Und ein bisschen wie man in den 50ern Lotto gespielt hat, wirken diese. Nebulöse, oft von ihren Besitzern nicht erklärbare Funktionsweisen sollen Menschen zusammenbringen, oder zum persönlichen Glück verhelfen, das laut ihren Verkäufern in der Beziehung liegt, statt im Single-Dasein.

Das sollte nicht falsch verstanden werden. Es gibt eine ganze Menge Leute, die sehr glücklich damit sind, Single zu sein. Das ist absolut legitim. Aber die überbordende Anzahl an Menschen, die es damit nicht sind, macht auch deutlich, zusätzlich zum menschlichen Gruppenverhalten, dass wir uns oftmals nach anderen Menschen sehnen, und dies auch auf tausend Wege ausdrücken können. Nicht umsonst sind die beliebtesten Werke der Menschheitsgeschichte auf Romantik, Liebe und andere Menschen gerichtet, nicht auf Abstraktion, Verstehen oder gar Erkenntnis.

Mir geht das auch so. Ich suche eine Partnerin. Das war der Grundsatz, als ich anfing, mich auf Dating-Apps rumzutreiben. Mein Fehler war, davon auszugehen, dass Sinn und Zweck der Apps es wäre, Menschen zusammen zu bringen. Das ist ein verständlicher, aber auch typischer Fehler. Dating-Apps dienen dazu, ihren Verkäufern Geld zu bescheren. Und Geld wird nur durch Verzweiflung gemacht, wenn die Personen, die es sich leisten können und wollen, ordentlich zahlen. Und auch das kann ich leidenschaftlich nacherzählen. Denn so ging es auch mir. Aber, das ist auch wichtig zu betonen, das sind letztlich meine Erfahrungen und Erlebnisse, die das formen. Das muss nicht für jeden so sein. Nehmt es mit einer Prise Salz.

Aber was für Erfahrungen habe ich dabei gemacht? Und wie schlugen sich die einzelnen Apps dabei? Im nachfolgenden Überblick will ich ein bisschen davon erzählen, wie es mir auf den Dating-App-Seiten erging. Also, Licht aus, Spot an, es geht los...

Tinder
Den Anfang macht der vermutlich bekannteste Name der modernen Dating-Apps. Der gigantische Riese, der hinter der Smartphone-App steht macht jährlich Unsummen damit, Leuten etwas zu präsentieren, das die Problematik des Online-Datings deutlich macht, und bei dem der CEO selbst zitierbar ist mit "Tinder is to have fun with, not be serious[...]" [paraphrasiert]. Der Punkt ist, Tinder wurde als HookUp-App konzipiert, und viele verweigern sich dieser Tatsache. Das macht es umso witziger, weil Tinder eine massive, banale HookUp-Kultur hervorgebracht hat, die ähnlich wie Instagram komplett auf Selbst-Gratifikation basiert, und Likes und Matches die der einzelne macht.

In meinem Fall? Keine gute Idee. Ich bin ein schwer übergewichtiger Intellektueller, ideale Voraussetzungen also, um in einer App, in der 99% der Interaktion in der ersten Sekunde passieren, in der sie/er das Profilbild sehen, mich top in Szene zu setzen. Nun bin ich aber eigentlich genauso clever wie der Rest der Menschheit, deswegen ist mein Frontbild ein nerdiges Selfie mit einem DragonQuest-Slime. Humorvoll für Nerds, für alle anderen ist es vermutlich weird.

Was sind jetzt meine Erfahrungen? Nun, effektiv, kaum welche. Ich hatte in knapp 3 Jahren auf Tinder 17 Matches, davon habe ich mit 3 geschrieben, der Rest hat entweder sofort unmatched/ihr Konto deaktiviert oder einfach nichts geschrieben. Für jemanden wie mich funktioniert Tinder nicht. Der Hintergrund ist aber auch einfach. Seien wir mal ehrlich, es spricht quasi nur an, ob du die Person attraktiv oder interessant findest. Und wildfremde, die du nur auf einem Bild siehst direkt danach zu bewerten ist noch wertloser als ein Personaler, der eine Fachkraft im Bewerbungsgespräch bewerten soll, von der Materie der Fachkraft aber überhaupt keine Ahnung hat. 

Das Ergebnis, ist ja, dass 80% der Frauen 10% der Männer hinterherlaufen, während der Rest von uns "Normalos" das Nachsehen hat (So die Ergebnisse der Match-Studie von 2013, sowie einer Reihe von anderen Erhebungen von 2014-2016). Aber ein paar Bilder können das, was die Person einzigartig macht sowieso nicht durchbringen, weder für Männlein noch für Weiblein. Hier scheitert schon das System an den Personen. Trotzdem reicht es für viele. Das Ergebnis für mich? Nüscht. Besonders gut ist dann, wenn ich tagtäglich die Werbung ins Gesicht bekomme, dass ich doch all die Likes sehen könnte, die ich schon bekommen hätte.

Ich habe für Tinder Zeit meines Lebtags keinen Cent ausgegeben, aber Lebenszeit .... jessesmaria, da hab ich viel zu viel von für rausgehauen =|

Bumble
Tun wir mal so, als hätten wir ein Tinder mit ein paar Optionen mehr, einen Fokus auf Ockergelb und der Regel, dass nur Frauen zuerst schreiben dürfen, und sonst das Match innerhalb von 48/72h verschwindet. Und wir haben Bumble. Bumble spricht vor allem Frauen dafür an, dass sie eine bessere Kontrolle über potenzielle Gespräche haben. Das ist durchaus wertvoll, macht es aber auch leicht schwierig, wenn die andere Seite das nicht weiß, oder im Kopf hat, was nicht jedem bewusst ist, und sich dann in der ersten Nachricht beschweren, dass der Mann ja nicht schreibt, und wie scheiße das ist.

Davon abgesehen, unter 3 Matches die ich mit Bumble hatte, habe ich bei einem weitergehenden Kontakt etablieren können. Ein großer Erfolg, es bleibt abzuwarten wo das hin führt, aber da Bumble eigentlich auch mehr Text verlangt und man mehr ausfüllen muss wenn das Profil erstellt wird, ist es für viele schon wieder "zu arbeitsintensiv". Befremdlich, aber wenn man wie Tinder nur eine App zum Spaß-haben möchte...

Bumble benutzt ein Feature namens Superswipe. Dazu gibt der Nutzer direkt Geld aus, um anzuzeigen, dass er (und das sind fast immer ERs) bereit ist, für ein Kennenlernen Geld zu investieren, also quasi "es sich leisten kann". Das ist im Prinzip schon befremdlich, weil ich nicht nachvollziehen kann, warum das jetzt ein besserer Anreiz sein soll ("Oh mein Gott, Tina! Dieser Dude hier, der hat soviel Geld dass er es zum Fenster rauswerfen kann auf einer Dating-App?!), aber zumindest verkauft Bumble es so.

Natürlich war ich nicht clever genug, es nicht auszuprobieren, hat aber auch nicht zu mehr Menschen geführt, die mich kennen lernen wollten. Zu guter letzt gilt für Bumble eines der großen Probleme, die im Norden leider recht symptomatisch sind: Nutzt keiner, der/die nicht in der Großstadt leben. Es ist schon ans absurde grenzend, wie oft ich Leute finde, die in Hamburg oder Bielefeld oder sogar Dortmund leben, aber nicht mal in einem Fleck dazwischen. Bumble, quite quiet.

OKCupid
Ungelogen sicherlich einer der kommenden Platzhirsche, der zum Match-Verband von Tinder, Hinge und Match gehört, und leider seit knapp anderthalb Jahren massiv tinderisiert wird, was dem Dienst qualitativ in meinen Augen sehr schadet. OKC verlangt ordentlich Investment, es werden viele Fragen gestellt und ein Pseudo-Algorithmus errechnet eine Zusammenpassbarkeit in %. Da der Algorithmus aber selbst dann noch 80% angibt, wenn beide bei allen Fragen voneinander abweichen, kann man die Prozentzahl getrost vergessen.

OKC erlaubt dem Nutzer, Nachrichten, sogenannte "Intros" zu schreiben, welche die Gegenseite, wenn sie das eigene Profil ansieht, sehen kann, um potenziell das Matching zu erleichern. Dazu wiederholt OKC Profile oft, und konfrontiert den Nutzer auch regelmäßig mit Profilen, die dieser übersprungen hat in der Suchmaske. Die übrigens keine echte solche ist, aber lassen wir das. OKC hat einen Bezahlmodus, den ich genutzt habe, weil ich dadurch feststellen konnte, dass 12 von 18 Profilen von jungen Asiatinnen sind, die einen Europäer zum Heiraten und Flüchten suchen. Vermute ich mal, ich matche ungern auf den Philippinen, China oder jemanden direkt aus Laos. Das Like habe ich trotzdem, und sitze dann etwas verblüfft da.

Durch seine breitgefächerten Fragen, die viele gerne und ausgiebig nutzen, um sich selbst zu beschreiben, sowie die Chance, darauf in den Intros einzugehen, kann ich sagen, dass ich mit OKC auch die höchste Match-Rate bis dato hatte, allerdings auch die meisten geblockten oder ignorierten Profile. Von ca. 40 Matches, von denen ich mit einem freundschaftlich im Kontakt geblieben bin, haben...pfff, vielleicht 8 geantwortet, was schon mehr ist, als andere behaupten können. 

Was befremdlich anmutet, und auch aufregen kann ist, dass die eigentliche, einzige "Match-Funktion" inzwischen DoubleTake ist, eine Art aufgeweichtes Tindern mit Infos zusätzlich. Dabei wird aber auch gerne mal jedweder gesetzter Filter ignoriert, was das ganze Konzept ad absurdum führt. Bsp: Ich suche eine Partnerin die auch Kinderwunsch hat, und kriege dann in der Liste haufenweise Damen die keine Kinder wollen. Was halt vorne und hinten nicht passt. Befremdlich. 

Der Hintergrund, so scheint mir bei den Gesprächen ist oft, dass viele die individualisierten und auf ihre Interessen eingehenden Nachrichten, die man als "Intro" schreiben kann, gut finden, aber sich für die Person dahinter nicht interessieren, worauf sie dann aber noch nicht achten. Es ist daher wenig verwunderlich, Matches dabei zu bekommen, die dann nie antworten oder nach einer Ansprech-Aufforderung unmatchen.

OKCs größtes Problem jedoch ist, dass es von seinem Mutterkonzern kaputtgemacht hat. In ihrem Bestreben, mehr und mehr Geld aus der Maschine zu pressen, wird das Design immer mehr tinder-isiert, was, da es Tinder schon gibt, die Plattform nach und nach überflüssig machen wird. Traurig.

Achso, ehe ich es vergesse: OKC hat auch viele Karteileichen. Also schockierend viele.

Match.com 
(aka. Neu.com in Deutschland)
Match.com gilt im englisch-sprachigen Raum als vermutlich DER ANBIETER für Online-Dating, und rühmt sich zumindestens mit den meisten aktiven Nutzern. Im deutsch-sprachigen Raum wird Match als "Neu.com" vertreten und bietet einem 100 Profile zum angucken, welche dann geliked oder weg geswiped werden können. Man kann ohne Premium geswipte Profile sehen und evtl Nachrichten oder Dialoge. Dazu kommt, dass Nutzer zumeist ein paar Angaben über Hobbies, oder was Ihnen wichtig ist sehen können.

Die Oberflächenmaske der Seite ist praktikabel, aber nicht übermäßig. Eine App dazu habe ich im Appstore nicht gefunden, diese Dating-Seite wurde also komplett über PC genutzt. Genützt hat es nix. Nach 5 Wochen und unzähligen Links- und Rechts-Swipes hab ich es dann als Konto wieder geschlossen. Reaktion vergeblich gesucht. Zudem ist der Radius auf dem Land auch bescheiden, hier sind viele Nutzer eher in den nördlichen Großstädten zu finden.

Hinge
Hinge sollte der neue große Wurf der Tinder-Bosse für die "klassischen, älteren Menschen" sein, die direkt und wirklich nur nach einer feste Beziehung suchen. So jedenfalls ihre Werbung. Klappt aber nicht wirklich. Hinge benutzt ein einfaches Layout von 1-6 Bildern oder Videos, Personen-Info, ein bis drei Antworten auf Fragen und der Möglichkeit, ein Like mitsamt bis zu 100 Buchstaben (oder so, aber jedenfalls wenig) als Kommentar da zu lassen für ein potenzielles Match. Das wird dann auch gerne der Aufhänger für weitere Gespräche.

Ich hab bis dato 5 Matches auf der Plattform gehabt, 1x Kontolöschung wegen Überlastung, was ich super-schade fand weil sie zuerst geschrieben hat und sehr sympathisch wirkte, dann 2x ghosting, wo die Damen einfach nach den ersten paar netten Nachrichten nicht mehr geschrieben haben, 1x Unmatched wegen Unbekannt, und 1x noch in der Liste, wo sich aber die Vorstellungen von dem, was sie sucht, und was ich suche nicht übereintreffen (Sie sucht einen Sugar Daddy, ich eine Partnerin... -_-).

Grundlegend kann man auch bei Hinge bezahlen, auch wenn ich das bisher nicht ausprobiert habe, und auch nicht sehe, das sich das lohnen würde. Hintergrund ist, dass man dafür bezahlt, dass man sehen kann, wer einen liked, was ich aber auch so kann, unbegrenzt am Tag liken kann, was aber schon nicht geht weil gar nicht genügend Menschen die App in Deutschland bis 250km um meinen Standort nutzen, und man kann mehr und bessere Filter nutzen. Um Leute rauszufiltern, die eh nicht da sind. Da Hinge eine recht niedrige Nutzerzahl hat, kann man da noch etwas mehr

PlentyOfFish
Catfish Central. Ehrlich gesagt, eine rustikale Optik wie aus den frühen 2010ern, dazu eine begrenzte Auswahl und die Möglichkeit, die Damen direkt anzuschreiben, aber alle Matches die ich hatte waren Fake-Profile die nur catfishen wollten, und das teilweise auch mit Bildern, die sie dann im Chat geschickt haben, die offensichtlich von Porno-Darstellerinnen geschickt worden sind. Ganze 0 von 10 Sternen. Bloß die Finger von weg lassen.

Lovoo
Vermutlich ländlich in Deutschland, zumindest im Norden, eine der größeren Plattformen, die viel auch in Kleinstädten genutzt wird, und eine massive Nutzer-Basis hat. Der Nachteil ist offensichtlich. Frauen kriegen am Tag locker 1600 Likes, und 160 Icebreaker, quasi aufgezwungene "Lern-Mich-Kennen-Nachrichten". Da mutet es nicht seltsam an, wenn schnell mal jeder Icebreaker weggedrückt wird.

Das Ergebnis: Viele suchen einen Kontakt nur noch, wenn sie durch Like gematcht haben. Unter allen Matches die ich hatte, waren 4 von 8 nur Icebreaker beantwortet, danach Ghosting, 1e war Catfishing, und die anderen haben einfach nie was gemacht. Moment, mit einer Ausnahme, Mittags gematcht über CherryLikes, eine Art 15-Fragen-Vergleichslike wo man eine Person indirekt kennen lernen kann, und geschrieben, geantwortet, geschrieben, dann wegen Arbeit eingenommen, und Nachmittags schon unmatched. Das war....weird.

Lovoo will dass man richtig Kohle raushaut, entweder durch den Premium-Modus, was einem dann 3x Icebreaker pro Tag gibt, oder durch Icebreaker-Kauf. Also man bezahlt, indem man noch mehr Menschen belästigen kann. Dazu kommt, dass man als Premium-Nutzer "neue User" direkt sehen und anschreiben kann. Wie gesagt, 1600 Likes und unzählige Texte in den ersten 24h deuten an, wie erfolgreich sie damit sind, aber auch wie überfüllt der Markt ist.

Finden kann man andere Nutzer grundsätzlich nur über die Ortssuche, was auch schon befremdlich genug ist, und einem Stalker natürlich ein bisschen das Tor öffnet, weil es das über das Geräte-GPS macht, und über ein Tinder-Style-Matching-Feature. Eine sehr seltsame Unfähigkeit ist, dass Nutzer-Profilbeschreibungen von der App in der Mehrzahl aller Fälle in der Web-App nicht angezeigt werden. Dafür zeigt die App auf dem Telefon nicht an, wann der Nutzer zuletzt online ist, was angesichts der vielen toten Profile auch ein Problem ist. Grmpfl! 

Parship
Geht man danach, was die Werbung einem vorgibt, so müsste Parship der größte, erfolgreichste Vertreter seiner Art in Deutschland sein. Es ist schon fast albern, wie oft man der Werbung begegnet, sei es im Fernsehen, oder auf großen Plakaten oder Digitalwänden. "Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single auf ..." bla bla bla...

Ist der geneigte Nutzer bereit, ein Konto auf Parship zu erstellen, muss man über ein paar Hürden, persönliche Daten, Bilderwahl, etc durch. Und dann bekommt man eine Übersicht von Personen, die dem eigenen Filter entsprechen. Mit ganz vielen Bildern, die aussehen, als hätte jemand den Milchglass-Filter angemacht. Um da zu lösen, kann der geneigte Nutzer die Beschreibung eines Profils lesen, prüfen ob man eventuell gleiche Bilderideen auswählt, und dem Nutzer dann die eigenen Bilder "freischalten" oder ein "Hallo" senden. Kommt es zu einem Match, besteht die Chance, dass man sich etwas schreiben kann. Wenn man Premium hat.

Haben beide Nutzer Premium, ist der Kontakt reibungslos möglich. Aber Free-Usern dürfen Premium-Nutzer nur EINE EINZIGE Nachricht senden, und Telefonnummern, Kontaktinfos und alles andere, was nach Richtung "Komm, lass uns von hier verpissen" aussieht, wird rausgefiltert. Kein Wunder also, dass Parship dafür kämpft, das möglichst viele User es nutzen sollen, werben sie doch damit dass "Wir nur nutzer haben, die wirklich ernsthaft nach einer Beziehung suchen", aber ich finde die Entscheidung für das kleinste Abo von 6 Monaten bei knapp 230-280€ keine clevere Entscheidung und nichts, was eine potenzielle Partnerin deswegen interessanter macht. 

Achso, Free-User dürfen gar keine Nachrichten senden. So saß ich da, mit 2 Matches, und entschied mich dagegen, Premium zu kaufen, weswegen Parship am Ende eines ist: Abzocke auf hohem Kostenlevel aber mit verdammt guter Werbung. Leider ist die Werbung genauso bedeutungslos wie der Service. Es steht zu erwarten, dass ähnlich angepriesene Dienste genauso grauenvoll sind. Ich schiel nur mal Richtung ElitePartner etc. Brrr. Kriege ich schon Frostschütteln von, wenn ich drüber nachdenken muss.

Nerdspell
NerdSpell war ein Versuch, nachts um 2 eine Dating-App zu finden, die auf Fantasy-Rollenspiel-Nerds und ähnliche zugeschnitten ist. Das Design ist altbacken, es gab nur 4 Personen in Deutschland, zwei davon waren tote Profile, die anderen waren einmal eine Prostituierte, die ihre Dienste anbot als BigBustyWoman für notgeile Nerds, und eine jnuge Dame, mit der ich nicht gematcht habe. 

Die Erfahrung war, befremdlich, und einen Tag später hab ich es wieder runter geschmissen. Es kann sein, dass sie Bezahl-Features hat, keine Ahnung, hab ich nicht drauf geachtet. War einfach eine super-seltsame Erfahrung.  

Fischkopf
Ein recht großer Vertreter altmodischen Ooline-Datings in Norddeutschland aus den frühen 2000ern mit einem wirklich abscheulichen Web-Design, und einer sehr befremdlichen Fon-App wurde von mir zuletzt vor ca. 3 Jahren versucht, und hat bis auf ein Match, das irgendwie niemals irgendwo ankam und dann auslief, für mich keinerlei Bedeutung. 

Im Freundeskreis wird es immer wieder lobend hervorgehoben, ich persönlich empfinde es eher als ein ganz seltsames Artefakt einer früheren Epoche, und weder zeitgemäß, noch angesichts der Nutzer, für meine Altersklasse entsprechend.

lablue
Fischkopf aber mit mehr Fakeprofilen. Unzählige tote Nutzerprofile, keine Bilder auf vielen, und kein Kontakt etablierbar. 2 Monate versucht, für die Tonne. Sieht ein bisschen aus als Fischkopf, aber ist inhaltlich der gleiche Schmarn.

Once
Stellt euch vor, euch würde tagsüber nur eine Auswahl von 1-5 Profilen gezeigt, und ihr könntet nur diese liken, in Form einer modernen Fon-App. Nette Idee, aber eigentlich sind Menschen ja schon bei mehr als 3 überfordert (Decision Paralysis) und dazu kommt das klassische Problem moderner Dating-Apps: Wir haben alle schlechte Fotos, keiner liest die Beschreibung, und jeder sucht immer nur das goldene Diamant-Einhorn statt vernünftige Partner und Menschen kennen zu lernen.

Once leidet aber gar nicht darunter, es gibt ne ganze Menge Profile, es steht zu vermuten, dass es viele interessante und tolle Menschen gibt, aber niemand der mich auf dem Ding liked, was man auch nachgucken kann, und der amüsanten Tatsache, dass jedwede Handlung nach den ersten drei Tagen, in dem sie dem Nutzer Premium "schenken" (eher anteasern) ALLES Geld kostet. Und auch nicht gerade günstig ist, wobei die Angebote recht klar dazu dienen, um die höheren Kosten zu verschleiern mit kleinen Angeboten für "Crowns" die man als digitale Währung kauft und wieder ausgibt, um Leuten Nachrichten zu schreiben, oder mehr Bilder oder Profile zu sehen.

Letztlich: Finger weg. Ist schon Abzocke.

Badoo
Ein ganz seltsames Ding, massiv beliebt wohl in Afrika und Asien, ganz seltsame Auswahlen, akzeptable Online-App, aber hat mich überhaupt GAR NICHT angesprochen. Besitzt auch ein nutzloses Premium-Modell, kennen gelernt hab ich auch niemanden, also kommt es genauso schnell in den Kopf, wie es auch wieder rausgeht. Schade vermutlich, aber das Problem haben ja viele.

eHarmony
Ich weiß, dass ich auf dieser Seite aktiv war. Aber mehr als 5min scheinbar nicht, denn auch hier gilt, die Nutzung ist super-selten in Deutschland. Und auch sonst nicht interessant genug gewesen, offensichtlich allein schon, weil es nicht wirklich im Gedächtnis geblieben ist.

CoffeeMeetsBagel
Wie Once auch wird dem Nutzer eine Anzahl von Profilen pro Tagen gezeigt, Premium-Modus erhöht diese Zahl, aber neben einer Asiatin die ich über 3 Tage immer wieder sehen durfte, war da im Grunde genommen nix.

iDates
Wow. Das war abgefahren. Profil erstellt, ging auch recht fix, App ist im Grunde genommen nutzlos, läuft auf eine Web-Oberfläche im App-Design raus. Nach 5min angeschrieben worden, und dann nochmal und nochmal, und nochmal. Ich war total verblüfft, von wegen "Wtf geht denn hier ab?" und mein Bullshit-Sensor schlug an.

Wie die AGB deutlich macht, sind die Mehrzahl der Damen-Profile "Fake" und werden von der Firma erstellt, was aber verschleiert wird. Jedwede Nachricht kostet "Credits" die wiederum mit Geld bezahlt werden sollen, und alles dient nur dazu, damit die Männer noch mehr Geld da rauswerfen. Ziemlich krasse Abzocke und eigentlich etwas, das nicht nur moralisch verwerflich, sondern in meinen Augen schon beinahe illegal ist. Oder zumindest sein sollte.

Knuddels
Was eigentlich eher eine Social-Activity-Page ist die aus seinen Chat-Räumen entstand, und nutzt eine absolut abscheuliche Fon-App, und ein unnötig archaisches Online-System, um den Nutzer zu registrieren und eventuelle Dating-Aktivität zu ermöglichen. Hat mich nicht gereizt, war ich nach wenigen Tagen wieder runter, weil....bähhh, ne.

Fazit
Was macht Mann jetzt also. Das große Problem vom Online-Dating ist zuerst mal: Niemand will wirklich jemanden kennen lernen. 80% der Menschen auf diesen Plattformen sind da, weil sie Bilder gucken wollen, wissen wie geil sie sind mit Likes, oder zwar mutig sind ein Profil zu erstellen, dann aber niemals jemanden kontaktieren.

Für Männer noch schlimmer: Fast überall gibt es immer mehr Männer als Frauen, Frauen sind durch den Fokus auf Optik komplett überrannt mit Auswahl, Männer sehen sich eher eine sehr, sehr seeeehr langen Wüste und Durststrecke ausgesetzt, wenn sie nicht in den Top 15% laufen. Das ist befremdlich, aber leider dank OKCupid und anderen Studien-Gruppen nachgewiesen.

Was tun? Wer wirklich bereit ist, sich aufs Online-Dating einzustellen, ernsthaft einzustellen, sollte definitiv ein paar coole, ernsthafte Fotos mit sehr guter Qualität machen lassen, sich sehr ernsthaft ein paar humorvolle Sätze überlegen die einen selbst beschreiben ohne zu lügen, und sich klar machen, was man sucht. Beziehung, HookUp, Freunde, weil auch die Wahrnehmung sich sehr anders darstellt, je nachdem was man sucht.

Führt das zum Erfolg? Nein. Online-Dating ist Roulette-Spielen. Es gibt tausend Gründe, warum es nicht klappt. Die am besten geeignete Partnerin ist gar nicht auf deiner Plattform, oder du suchst unterbewusst was ganz anderes, einer oder beide trauen sich nicht zu schreiben, man wischt aus Versehen weg oder unmatcht wegen Irgendwas, hat keine Zeit, kein geistigen Freiraum dafür etc. Online-Dating erfordert Geduld, und die Fähigkeit ehrlich zu sein und zu sagen, wenn es keine Reaktion gibt, muss man einfach weiter machen.

Und, auch wenn es eigentlich Standard sein sollte: Schickt niemals einer Person egal weg, egal warum, oder auch wenn es nachgefragt wurde auf einer Online-Dating-Seite ein Dickpic. Selbst clevere, intelligente Personen scheinen ja davor nicht gefeit, und es ist absurd, dass es gesagt werden müsste, aber es KOMMT NIE GUT WEG.

Zu guter letzt, OLD ist auch deswegen schwierig, weil es das, was die Person ausmacht, nicht darstellt. Eure Interessen, eure Passion, euer Wesen wird in 4 Bildern und zwei Absätzen vermutlich nicht euch als Person repräsentieren können. Deswegen ist es auch so beknackt, dass viele sich auf maximal 1 Date einlassen, und daran festmachen, ob eine Beziehung funktionieren kann (Es sei denn, es war wirklich katastrophal, aber das ist ein anderes Thema). Alles, was euch ausmacht wird mit einem Finger-flicken weggewischt. Und da Menschen keinen Geschmack haben, egal welches Geschlecht sie haben, trifft sich da oftmals recht wenig.

Macht euch bewusst, worauf ihr euch einlasst. Es kann klappen, ich kann es allen Teilnehmern nur wünschen, aber Holy Fuck, seid doch ehrlicher zueinander, versucht Menschen kennen zu lernen, auch wenn sie nicht wie eine 8/10 aussehen und schreibt wenigstens mal was, wenn ihr schon matcht. Egal ob Männlein oder Weiblein.

In diesem Sinne: 
Peace, I'm out. *Mic drop*

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