Sprechen wir von den Notwendigkeiten der Anpassung.
Was ist Anpassung im Rollenspiel? Ist damit die spielerische Anpassung an deine Mitmenschen gemeint? Nein, nicht in diesem Fall. Die Modifikation des Machtniveaus eventuell auftauchender Feinde und Begegnungen im Modul/Abenteuer? Nein, aber das kann es auch manchmal sein.
Es ist die Anpassung eines Moduls von einem System für ein anderes. Im Vorliegenden Fall sprechen wir heute über "The Last Days of Constantinople".
Im Rahmen dieses ursprünglich für d20 geschriebenen Moduls geht es darum, dass die Spieler als Gruppe in einem quasi-historischen Europa 1453-Setting von einem päpstlichen Konspirator angeheuert werden, unter dem Deckmantel einer Waffenlieferung an das belagerte Konstantinopel im späten April 1453 die angeblich vor kurzem angekommene Kaiserin Mariya I Bagrationi zu "befreien" und in päpstliche Hand zu bringen.
Das Modul versucht dies, durch seltsame über-detaillierte Welt-Beschreibungen und seltsame Encounter- Darstellungen sowie einem Tünnef-Plot der vorne und hinten Löcher hat. Das fängt schon damit an, dass der Plot angeblich variabel sein soll, da es dem Spielleiter möglich ist, verschiedene Optionen für das Da- oder eben nicht Dasein der Basileia zu geben, um zu verhindern, dass Spieler, welche das Modul gelesen haben, die richtige Antwort kennen würden. Was das über das Bild von Vertrauen, das der Autor über die Spielerschaft hat, aussagt, ist selbsterklärend.
Dazu kommt die Tatsache, dass das Modul überraschend wenig Platz für den eigentlichen Hauptabschnitt lässt, vom Layout mal ganz zu schweigen. Es gibt grob gesagt, 4 Modul-Abschnitte im Band, welche aus "Der Auftrag", "Die Überfahrt", "Obligatorischer Piratenangriff" und "Konstantinopel" bestehen.
Eigentlich gehörten alleine die ersten drei Abschnitte bereits zusammengefasst und der letzte massiv ausgedehnt. Wir haben keine echte Karte der Stadt jenseits eines groben Planes, keine Zeitleiste, keine Personenübersicht, nur jede Menge Fließtext. Es ist, als ob ich in ein DSA-Abenteuer gucken müsste. Nur wären da wenigstens Handouts dabei, hier hingegen muss man alles erst ungünstig von den Seiten abkopieren, noch dazu sind die Pläne oft simpel genug dass sie eigentlich sinnlos sind.
Aber ich sprach von Anpassung. Im folgenden passen wir das Modul für d10 an, da ist der Arbeitsaufwand nicht riesig.
Wir beginnen mit der Auftragsvergabe. Hier kann eigentlich alles inhaltlich so bleiben, die Spielercharaktere werden von päpstlichen Gesandten angeheuert oder beauftragt, im Namen der Kirche ihren bedrängten Brüdern in Konstantinopel zu Hilfe zu eilen mit einer Schiffsladung voll Waffen/Rüstungen während die Osmanen vor den Toren der Stadt belagern. Gleichzeitig wird Ihnen der Geheimauftrag mit der Basileia gegeben. Sie lernen den Schiffskapitän der genuesischen Galeere kennen, Kapitän Arrighi (Der im Text öfter mal das Geschlecht wechselt) und stellen fest, dass sein Schiff im ganzen Buch keinen Namen bekommt. Da die Spieler aber jetzt mit diesem Mann und seinen 25 Matrosen Richtung Byzanz fahren sollen, wäre hier etwas wenig Mehraufwand oft besser gewesen.
Noch unterwegs bietet Arrighi den Spielern an, ob man nicht das Geld teilen und einfach woanders hinfahren sollte, wegen der Gefahr von Piraten. Die Spieler können das ablehnen, denn sonst kann der Spielleiter den Band zumachen und weglegen. Aber das nur nebenbei. Und natürlich folgt prompt im Propontis, nur eine Tagesreise von Konstantinopel entfernt schliesslich ein Korsarenangriff....
Dabei offenbart sich eine Schwäche, denn weder im Original-d20 noch in unserer Runde sind die Leute so doof ohne Fernkampfapparate aus dem Haus zu gehen. Desweiteren wird hier die Absurdität der Masse offenbar. Kämpfe in den allermeisten Rollenspielen eines zumindestens mittleren Komplexitätsgrades dauern immer eine Zeitlang, oftmals sogar bis zu mehreren Stunden, je nach Grad und Inhalt der Komplexität des Kampfes. Hier allerdings zu erwarten dass 25 Genuesen gegen 30 Türkische Korsaren antreten sollen und die Spielergruppe von 2-7 Charakteren ebenso und das alles auszuwürfeln ist absurd. Es wäre daher zu empfehlen, entweder die beiden großen Gruppen zu Gemeinen Massen zu machen mit entsprechenden Lebenspunkten, oder die Anzahl der Beteiligten Kämpfenden auf einen erzählerischen Aspekt zu reduzieren, also eine Anzahl von Gegnern gleich Spielercharakteren als Handlangern mit einer durchschnittlichen Stufe von 4-6 um eine Herausforderung darzustellen.
Sobald der Kampf durchgeführt wurde geht die Fahrt dann weiter Richtung Konstantinopel, und was das heißt besprechen wir beim nächsten Mal....