Radio
…kommen wir nun zum Wetter. Wie bereits gestern begonnen, verschiebt
sich das Sturmtief weiter und es droht weiter schwerer Nied……
and my Imagination will drive around tha …. ….. im Studio sitzt
neben mir gerade der Psychologe Karol Ranken und wir sprachen über menschliche
Wahr…. ….IN THE END IT DOESN´T EVEN MAAAATTEEEERRR……
Vergiss es. Läuft auch nichts Sinnvolles um diese Uhrzeit. Mit einem
einfachen Druck schaltet sich das Radio so schnell wieder aus, wie es anging.
Inzwischen muss ich schon die Scheibenwischer anmachen, der Regen kommt so
stark, dass man meint, wir wären in einem Wolkenbruch. Die eher schwachen
Scheinwerfer tun ihr übriges, um die Welt in ein Farbenspiel von Gelb, Weiß und
Grau zu verwandeln. Vor den Fenstern zieht die Welt vorbei.
In einiger Entfernung sehe ich Straßenschilder auftauchen. Wir müssen bald
zur Einengung kommen. Da, wo letzte Nacht die seltsamen Typen Ibrahim und mich
verfolgt haben. Es kommt mir so unwirklich vor. Der Gedanke, dass jemand uns
verfolgt hat und dabei einen solchen Unfall erlitt. Was ist das?
Lichter in der Entfernung. Orangefarbene Warnblinker. Eine…ausgeschilderte
Unfallstelle? Werde langsamer, und ziehe wie in Trance an dem Durchbruch
vorbei, an dem zu diesem Zeitpunkt ein Wagen, ein Kranfahrzeug und diverse
Arbeiter stehen und dabei sind, etwas aus den Tiefen zu ziehen. Irgendwo auf
dem Wasser, vor den Klippen, kann man das Leuchten eines Bootes erkennen,
vermutlich irgendwas in Richtung Küstenwacht. Aber so schnell wie es aus dem
Dickicht des Regens auftaucht, verschwindet es auch wieder.
Wie Surreal.
Die Straße teilt sich wieder in mehrere Spuren auf. Endlich. Von vorn kommt
ein einsames Licht. Ein Fahrzeug auf der Gegenspur. Normalität. Ein Lastwagen.
Er zieht im Regen an mir vorbei, und ist verschwunden ehe ich drüber nachdenken
kann. In der Ferne sind die ersten Entfernungsschilder ersichtlich. Es ist
nicht mehr weit bis zur Stadt. Aber wohin will ich wirklich fahren?
Ein Arzt wäre jetzt ganz sinnvoll. Aber ein Krankenhaus? Es wäre vermutlich
die beste Lösung, aber sie würden fragen, warum ich Verletzungen habe, die an
Schusswunden erinnern. Oder was mit der Frau auf meiner Rückbank ist. Und wenn
ich dann anfange, von den Ereignissen rund um Fouquíer zu erzählen…lieber
nicht. Am Ende gibt es nur Probleme mit der Staatsmacht. Also eine andere
Quelle. Wen kenne ich noch…das Mädel bei Spritzer! Candy!
Wie hieß der Typ noch den sie erwähnt hat? Irgendwas mit D? Dorn? Torn! James
Torn… genau, irgendwas mit Arzt war da doch...egal. Es ist besser, als wenn ich
jetzt auf die Schnelle Aufmerksamkeit auf mich ziehe, indem ich versuche
woanders einen Hinterhof-Chirurgen aufzutreiben. Bei den Docks hat sie gesagt.
Puhh. Einfacher gesagt als getan. Aber vielleicht…vielleicht kann man mir dort
weiterhelfen.
Mit einer fließenden Bewegung reiht sich mein Fahrzeug in den Verkehr ein,
der, je näher wir der Stadt kommen, immer stärker wird, und wir verlassen die
Oberstraße mit der Abfahrt zu den Docks. Ein Parkplatz inmitten von
Containerstellplätzen sollte fürs erste reichen, und mit laufendem Motor kommen
wir zum Stehen. Die brennende Mülltonne am Rande des Parkplatzes zieht auf
geradezu magische Weise meinen Blick an.
Die Autotür knallt zu, und der Kies knirscht leicht unter meinen Füßen,
während ich versuche den größeren Pfützen und Wasserlöchern auszuweichen. Die
beiden um die Tonne stehenden Penner, welche sich unter dem Überhang eines
offensichtlich seit längerem nicht mehr genutzten Containers versuchen vor Wind
und Regen zu verbergen, schauen argwöhnisch in meine Richtung, als ich mich
ihrer Tonne nähere. Kein Wunder, ich würde an ihrer Stelle vermutlich nicht
anders reagieren. Hebe meine Hände, zeige dass ich unbewaffnet bin. Nähere mich
der Tonne weitere, bis unter den Überhang, und reibe die Hände aneinander. Sie
machen mir Platz. Erlauben mir, mich in diese Gesellschaft der Verlassenen einzulassen.
Bei näherer Betrachtung ist die Kombination aus dicker Winterjacke und zerschlissenen
Sportjeans in mehreren Lagen den Man zu meiner Linken vermutlich nicht warm
genug, während der zu meiner rechten unter dem löchrigen Business-Mantel eher
noch schwitzen müsste, wenn er denn darunter noch was anhat. Nicht dass ich
wissen will, ob. Oder was. Bitte sei nicht nackt unter dem Mantel.
Konzentration!
Zeichner
Tja. Ähhh…..
Tja. Ähhh…..
Sie rümpfen beide, recht unabhängig voneinander die Nase, Der eine schaut in
meine Richtung, der andere schüttelt nur den Kopf. Das leichte Müllfeuer beleuchtet
mit einem geradezu diabolischen Schein sein hageres, zermartertes Gesicht. Die
Nase ist schief, wenn überhaupt, und offensichtlich mehrfach gebrochen worden,
während verschieden Striemen und Furchen in der Haut auf eine brutalere
Lebensweise deuten. Das blanke und weißliche Starren des rechten Auges lassen
mich vermuten, dass der Mann Blind sein könnte.
Penner Rechts
<Öffnet den Mund>….
<Öffnet den Mund>….
Hat er was gesagt, oder wollte er mir damit anzeigen, dass er nicht zu mir
sagen wird?
Zeichner
Sorry. Das habe ich nicht so recht…
Sorry. Das habe ich nicht so recht…
Penner Links
Was willst du.
Was willst du.
Zeichner
Ich suche Doktor Torn. Ihr wisst nicht zufällig, wo hier an den Docks der Mann seine Klinik hat?
Ich suche Doktor Torn. Ihr wisst nicht zufällig, wo hier an den Docks der Mann seine Klinik hat?
Sie beginnen ruckartig zu lachen. Dunkler, klumpenförmiger Speichel
entweicht ihren Lippen, während sie in halber Schnappatmung nach Luft ringen
müssen, weil ich offensichtlich gerade den besten Witz gemacht habe, den sie
seit Jahren gehört haben.
Penner Rechts
Woher sollen wir das wissen? Bist´n Bulle?!
Zeichner
Nein Nein! Nichts dergleichen. Ich bräuchte seine Hilfe….für einen Freund.
Nein Nein! Nichts dergleichen. Ich bräuchte seine Hilfe….für einen Freund.
Er mustert mich kritisch. Könnte fast meinen, dass es ein schnippisches
Lächeln ist, das er versucht. Die plötzliche Hand auf meiner linken Schulter
lässt mich reflexartig herumfahren.
Zeichner
FASS MICH NICHT AN.
FASS MICH NICHT AN.
Ich starre ihn an. Starre ihn direkt an. Er wird ganz klein auf einmal.
Guckt weg. Hat erkannt, dass er zu früh auf zu viel Nähe gesetzt hat.
Penner Links
Sorry.
Sorry.
Penner Rechts
Motz Lenny nicht so an. Er hat´s nicht so mit Menschen. Dein Doktor. Ist da was für uns drin, wenn wir dir helfen?....Für deinen Freund.
Motz Lenny nicht so an. Er hat´s nicht so mit Menschen. Dein Doktor. Ist da was für uns drin, wenn wir dir helfen?....Für deinen Freund.
Ich hasse diese Stadt. Ich hasse diese Menschen, die immer denken, dass
alles im Leben ein ewiges Geben und Nehmen ist, die glauben das, wenn sie nur
lange genug am Baum schütteln, schon irgendwann was für sie abfällt.
Ein kurzer Blick in meine Innentaschen verrät mir, dass nicht mehr viel
übrig ist. Gähnende Leere. Maximal noch ein Feuerzeug. Heyyyy….
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