Theo - So leicht nicht,
Freundchen!
Er
muss nicht geladen sein. Er zwingt mich damit aber, entweder den Rückzug
anzutreten, oder hier aufzugeben. Beide Varianten gefallen mir nicht.
Er
wedelt etwas wild mit dem Schießeisen, wohl weil er sich damit wie ein Cowboy
fühlen mag, während er ein paar Stufen die Treppe in meine Richtung hinunter
kommt. Langsam. Geradezu bedächtig.
Theo
- Hast wohl geglaubt, dass du uns einfach so entkommst, eh?
Ich
komme ihm langsamen, gemessenen Schrittes entgegen. Keine Angst zeigen. Spüre
den Schweiß auf meinem Rücken. Das Herz, das rast. Der Puls auf Hundertachtzig.
Entweder kommt gleich eine Chance, ein alles oder nichts, oder es war alles
vergebens. Nur wer wagt, gewinnt. Eine weitere Treppenstufe hinauf.
Er
zeigt mit dem Revolver nun genau in meine Richtung.
Theo
- Ich hab gesagt, du sollst stehenbleiben, Schwein!
Ich
mache noch einen weitere Schritt die Treppe hinauf, während ich hinter mir, im
Korridor Bewegung höre. Ich kann nicht stehenbleiben. Theo ist nur noch wenige
Meter von mir entfernt. Es sollte fast unmöglich sein, hier zu verfehlen.
Er
spannt den Hahn des Revolvers.
Ein
kalter Schauer. Ist dies mein finaler Moment? Hebe langsam, sachte, die Arme
hoch. Nicht, um mich zu schützen, sondern die offenen Handflächen in Theos
Richtung gehalten, wie um ihm zu zeigen, dass ich keine Bedrohung bin.
Zeichner
- Sachte Theo. Wenn du jetzt schießt, ist das im gesamten Restaurant zu hören.
Und nicht einmal Herr Untermayer wird das vertuschen können.
Sein
Blick wird größer, als ich den Namen seines ...was eigentlich, Führers?
Auftraggebers? sage. Auf Theos Gesicht spielen sich in kurzer Abfolge
Verwirrung, Abscheu, Zorn und Gleichgültigkeit ab.
Ich
verlagere das Gewicht, nehme insgeheim noch eine weitere Stufe, bin fast mit
ihm auf einer Höhe. Theo wirkt aufgekratzt, benommen vielleicht, aber die
Schritte im Korridor sind inzwischen an der Treppe angekommen, und ich kann da
Gekeuche seiner andern Muskeljungs erkennen.
Er
fokussiert mich wieder scharf. Richtet den Revolver auf mich. Grinst hämisch.
Theo
- Na und?!
Seine
Entscheidung ist getroffen. Meine Ebenso. Ich stürze mich die letzten zwei
Treppenstufen in seine Richtung, mit der einen Hand den Revolver beiseite
drückend, mit der anderen zimmere ich Theo die Faust ins Gesicht. Es wirft ihn
hart gegen die Treppe, er verliert den Revolver aber nicht aus den Händen.
Ich
nehme die Beine in die Hände, unten kann ich das wilde Gestampfe hören, wo die
anderen die Treppe herauf rennen, meine eigenen befördern mich nach dem kurzen
Gerangel nun die Treppe hinauf, ans obere Kopfende. Zur rechten in die Küchen,
zur linken in die Haupträumlichkeiten. Es ist gedämpftes Licht.
Ich
hechte nach links, durch die doppelflügelige Durchgangstür mit den großen Bullaugen,
in das gedämpfte Lokal hinein, und drücke mich in die nächste dunkle Nische,
eine kleine Sitzecke direkt am Rand des Lokals, verborgen durch das fehlende
Licht und den kleinen Einlass, der nur den Blick auf die eigentliche
Schwimmstelle und die Nixen erlaubt. Drücke mich tief hinein, und richte meine
Kleidung, drücke mich aber dabei auch langsam gegen die Sitzreihe und etwas
unter den Tisch hinunter.
Die
Türen knallen auf und Theo, mit blutender Nase, und seinen Begleitern kommt
wild hechtend ins Lokal herein. Sie sind auf Blut aus.
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