20170906

Tage im Regen

Regen. Wann auch immer er zurück dachte, dachte er an den Regen. Selbst in seinen Träumen suchte ihn das stetige Prasseln heim. Das immer und immer wieder auftauchende Plitschen und Platschen einzelner Tropfen, das sich seinen stetigen Weg nach unten bahnte, durch die großen Blätter des Dschungels hindurch, direkt um in seinem Nacken zu landen.


Selbst auf dieser Patrouille saß Veritus die meiste Zeit mit dem Hintern im Nassen. Kein Augenblick, wo das Wasser sich nicht seinen Weg durch die gigantischen Bäume suchte und trotzdem irgendwie immer auf seinen kahler werdenden Schädel landete. Was natürlich seine Kameraden ungemein belustigte. Das musste es auch, denn beim Marschieren durch die lebensfeindliche Umgebung gab es wenig, das sonst zu einem Grinsen zwingen würde.

Der Dschungel war ein unbeirrbarer Feind in diesen Tagen. Stets darauf bedacht, sich gegenüber den Legionären trotzig zu zeigen, jede Liane die gekappt werden musste, jedes wilde Tier, das ihren Weg aufhielt. Die Zeit rund um die Garnison Ferox Silva war eine Tortur, eine Bestrafung für jeden von Ihnen, und doch fühlten sie sich dieser Bestrafung, durch das Pflichtgefühl, das sie alle verband, geeint.

Aber der Dschungel alleine war nicht der einzige Feind. Die Lautstärke der Natur, besonders zur Nachtzeit, die hohe Temperatur und Luftfeuchtigkeit, das Metall am Rosten wenn man es offen herum liegen ließ. Die Raptoren, welche einzelne Tiere oder ganze Karawanen unter ihre schmierigen Krallen brachten, wenn sie ohne Eskorte unterwegs waren...und die Bandar Log.

Die fleischgewordenen Riesenaffen, deren blankes Gesicht, die affenartige Schnauze, der grausliche Blick wenn sie die Zaehne fletschen. Das Donnern der Kiori, auf welchen sie in die Schlacht reiten. Untern den Legionaeren kursierten unzaehlige Geschichten darueber, was ein kleiner Trupp von Bandar anrichten konnte.

Es vermutlich eine der wenigen Grausamkeiten, dass Ihnen allen bewusst war, dass Ihnen ein Schicksal im Kampf gegen die grgßten Feinde des Nordens gemacht werden sollten. Waren sie erfolgreich trotz ihrer Bestrafung, so profitierte das Reich. Starben sie,so war ihre Bestrafung vollkommen. Die Perfiditaet brachte nicht wenige auf Dauer um den Verstand. Angesichts der Riesenmoskitos, welche manches Mal auch Blut zogen, war es daher fuer viele ein leichtes, dem Alkohol, oder Rauschkraut zu verfallen. Profitieren konnten die Haendler, welche die Garnison erreichten, wenn sie den Weg zurueck in die Zivilisation antraten. 

Das Rascheln des ewigen Gruens ließ den Truppenfuehrer Kalonius Minimus erstarren. Selbst Veritus konnte in diesem Moment, wo ihm ein Kamerad hoch half aus der schlammigen Pfuetze, die Nackenhaare sich aufstellen bemerken. Er dachte an die letzten Freuden, welche er genossen hatte, als er von den Jaegern aus den Armen der Zattisten gezogen worden war. Aus der Wollust des Fleisches in die Qual des Geistes.

Ein entfernter urtuemlicher Schrei zerriß die Umgebungsgerauesche, zwang den Wald zur Stille. Unsicher sahen die Maenner sich um, blickten von einem zum anderen, waehrend sie sich in Abwehrhaltung in alle Richtungen stellten. Minimus strengte die Ohren an, beugte sich vorsichtig auf den Grund, die Haende wild am umherfurchen inmitten des feuchten Bodens.

Das Donnern. Groll am Himmel. Der erste geflogene Speer inmitten des leuchtenden Schlages und dem Donnern zerpflueckte Mortiferes Brust, pfaehlte ihn an Ort und Stelle, waehrend ein langsamer Blutschwall sich aus seinem Munde ergoß. Das Bruellen kam naeher, als aus dem Dickicht die grausamen Bestien hervor sprangen. Sich zwischen den Legionaeren bewegten. Schreien, als sie die Waffen heben, den schweren Arm zum Schwung bereit. Einer seiner Kameraden rutschte aus, ein anderer wurde im selben Moment von dem abspringenden Bandar, dem gigantischen Menschenaffen zerissen, als Arm an Arm gezogen diese aus den Sockeln brachen, Knochen knackten und ein letzter blutiger Schrei inmitten des stuermischen Donners das Ambiente beherrschte. 

Der Regen wurde schwaecher. Trippelte nur noch leicht auf seinem Gesicht herum, als er wieder zu sich kam. Auf ihm, die Ueberreste zweier anderer, Der stechende Schmerz in seinem blutendem Beine. Wie er sich umschaute, ein Massaker. War er der einzige Ueberlebende? Als Veritus den Blick auf den einzigen anderen aufstehenden richtete. Sein Blut gefror. DIe toten Augen von Minimus blickten ihn an. Der halb-offene, nur noch mit schwarzem Verlangen gefuellte Kiefer, der sich in seine Richtung klickte. Die Arme des Toten hoben an, wanderten in seine Richtung. Verzweiflung trieb Veritus, er versuchte mit Kraft die Toten von sich zu schubsen...

(Diese Novelle ist nachträglich am 11.11.2017 veröffentlicht worden)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen