20161128

Motivation im und ums Rollenspiel - Teil 2

Im ersten Teil habe ich dazu geschrieben, wie sich die Problematik gerade innerhalb der Spielrunde, besonders also auch beim Spieltermin selber ergibt.

In diesem Teil geht es nun um Motivation ausserhalb des Spieltermins, um das Vorbereiten, um das Miteinander und typische Probleme rund um die Spielrunde.

Viele der Aspekte die in diesem Eintrag beleuchtet werden, sind natürlich, auch notgedrungen, verbunden mit denen aus dem letzten Eintrag. Es ist fast unmöglich, äußere Aspekte zu betrachten, ohne Bezug auf die inneren zu nehmen. Insofern also nicht wundern, wenn manches inhaltlich recht ähnlich oder wiederholt klingt.

Wie drückt sich Motivation ausserhalb des Spieltermins aus?

Um es mit einer kleinen Geschichte zu erzählen:
Martins Rollenspielrunde trifft sich zwei-wöchentlich. Es steht kein fester Termin, aber man versucht sich immer so zu treffen, dass niemand in Folge benachteiligt wird durch den Termin und man sich einigermaßen regelmäßig sieht.

Zuletzt wurde ein Termin festgesetzt, der am kommenden Donnerstag Abend liegt. Martin hat sich jetzt aber am selben Tag zufällig mit Theo getroffen und die beiden wollen lieber gemeinsam in die Clubs, sich die Nacht um die Ohren schlagen. So richtig Bock hat Martin auf die Runde ja auch nicht. Es ist halt so ein Hobby, er lässt sich da gerne von der Begeisterung der anderen am Tische mitziehen, und man wird ja wohl auch mal fehlen können. Wird schon nicht so schlimm sein. Er überlegt kurz, ob er absagen soll, denkt sich dann aber, dass die anderen schon merken werden, wenn er nicht da ist.

Lea ist da anders. Sie lebt ihren Charakter. Im Rollenspiel blüht sie vollkommen auf, verwandelt sich, schlüpft in die Haut dieser anderen, aufregenden Persönlichkeit, spielt alle Facetten durch. Auch ausserhalb des Termins ist sie Feuer und Flamme darüber zu reden, zu spekulieren und nachzudenken. Sie verliert sich manchmal auch in Tagträumereien über den Plot und ihren Charakter und schreibt ständig und intensiv mit dem Spielleiter über soziale Netzwerke wie Facebook, WhatsApp und Ähnliche. Das geht soweit, dass ihr Spielleiter manchmal sein Telefon auf Stumm stellt, damit er mal ein paar Stunden Ruhe vor Ihr hat. Lea ist schon am Mittwoch Abend ganz aufgeregt über den kommenden Termin und hat den ganzen Donnerstag nichts anderes mehr im Kopf.

Tobi ist die Nr.3 in der Runde. Er ist nicht übermäßig besorgt darüber, sich ausserhalb des Spieltermins Gedanken über die Runde zu machen, da er genügend andere Dinge im Kopf hat. Er kommt immer einigermaßen pünktlich zum Spieltermin und wenn er mal nicht kann, sagt er rechtzeitig ab, schafft das aber nicht immer. Im Gegenzug lässt er den Spielleiter meist in Ruhe, wenngleich er immer derjenige ist, der am Spieltermin erläutert, was beim letzten Mal geschehen ist. Er ist nicht übermäßig heiß darauf, aber er freut sich durchaus auf einen netten Abend mit Freunden.

Wir sehen hier sowohl zwei Extreme, mit Absicht aufgestellt, wie auch ein Mittelmaß. Dabei kann man sich darüber streiten, wie weit Martin und Lea auf ihren Extremen aufgestellt sind, sie sollen ja nur Beispiele sein, und nicht echte Personen benennen.

Martins Prioritäten liegen so, dass er gerne mal mitspielt, aber andere Dinge ausserhalb schnell wichtiger werden. Leas Prioritäten sagen ihr, dass der Spieltermin so wichtig ist, dass sie die gesamte Zeit dazwischen nur damit verbringt, auf den nächsten Termin zu warten.

Beide Seiten sind bedenklich wenn sie für sich allein stehen, aber ebenso verständlich. Lea geht in ihrem Hobby auf, während für Martin alles andere wichtiger ist, als die Spielrunde an und für sich. Ob das jetzt sozialphilosophisch kritisch betrachtet werden muss, ist an dieser Stelle nicht unbedingt von Relevanz. Was aber klar wird ist, welche Folgen sich durch das Verhalten ergeben.

Das Fehlen von Martin beim Spieltermin, noch dazu ohne Absage, führt zu Antipathien, denn es macht deutlich, dass die eigene Zeit als wichtiger eingeschätzt wird, als die Zeit der anderen. Gleichzeitig durchbricht es die Ideen von Vertrauen und Zusammenhalt, denn Unzuverlässlichkeit ist ein Gift zwischen Menschen.

Gleichzeitig ist seine Haltung aber auch menschlich. Aber er teilt diese niemandem mit. Auch hier zeigt sich wieder, wie durch fehlende Kommunikation das Gefüge zerrüttet wird.

Leas Haltung wiederum ist ebenso zuviel des "Guten". Indem sie ihre Persönliche Expression in der Spielrunde vor alles andere stellt, versagt sie sich selbst ausserhalb des Spiel und zugleich ist ihr Verhalten ans manische grenzend gegenüber dem Spielleiter. Dadurch wiederum vergrault sie Mitmenschen und vergiftet, in diesem Fall durch übermäßige Kommunikation das Verhältnis.

Auch ihre Haltung ist menschlich, aber indem sie andere Inhalte aussperrt, erlaubt sie keinen Zugang zu diesen Dingen und verwehrt sich, und anderen, die Weiterentwicklung von Person und Persönlichkeit.

Tobis Haltung, sofern man das, was er macht, überhaupt so nennen kann, setzt eine gleichgeschaltete Relation und Position für das ganze an diese Stelle. Seine Motivation zieht sich aus dem Drumherum, nicht unbedingt dem Geschehen. Nicht zwingend ein Goldener Weg, aber auch keine negative Mäßigkeit. 

Das zu bewerten ist schwierig, eigene Erfahrung lehrt mich, dass alle drei Typen von Personen, und lustige Kombinationen derselben immer wieder vorkommen. Bei allen drei gibt es Momente, wo man sich als Spielleiter oder Mitspieler die Haare raufen kann, bis man bemerkt, dass man sich oft genug an die eigene Nase fassen muss.

Es bleibt jedem selbst überlassen, die Lehre daraus zu ziehen, da ich kalte Füße dabei bekomme, eine Meinung festzulegen. Vielleicht in einem zukünftigen Artikel, in dem ich zu diesen jetzt so bestimmten Grundlagen und Aussagen zurückkehre.

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