20160628

Worte von Leidenschaft

Ein kleiner Ausschnitt aus anderen Werken meiner Feder...

Worte von Leidenschaft

Person 1 - Matthew, ich sage dir, das musst du dir anhören! Ein solch dreistes Pamphlet ist mir in all meinen Jahren noch nicht untergekommen! Empörend, Sinnlich, ich kann gar nicht genügend Beschreibungen dafür finden.

Person 2 - Wie bitte?

Matthew Darber, 14th Baron Darshire, schaute verwirrt auf. Klappte mit seiner rechten die kleine silberne Halblesebrille von der Nase und schüttelte den Kopf. Das lockere, weißblonde Haar, das erst langsam aus dem Bürstenhaarschnitt herauswuchs, in den es gepresst worden war, und die hageren Gesichtszüge vereinten einen ganz und gar scharfsinnigen, aber ebenso verwirrten Gesichtsausdruck, der von einer fast schon zierlich anmutenden Nase beherrscht und harten Augenbrauen überzogen war.

Ihm gegenüber, immer wieder wie vom Skorpion gestochen, wanderte Francis William Sedwick, Viscount Sedwick, um den kleinen aus Zitronenholz gefertigten Beistelltisch, während er ein Schriftstück in Händen hielt, immer wie einen Moment stehen blieb, um erneut aufzulachen.

Darber - Francis.

Keinen einzigen Blick würdigte Francis ihn, als ob er nicht über das Schriftstück in seinen Händen, das sich bei näherer Betrachtung offensichtlich um ein mehrseitiges Dokument zu handeln schien, aufregte.

Sedwick - Hier, hör dir diese Passage einmal an...

Mit diesen Worten näherte er sich dem großen seitlichen Fenster, das, von schweren, weißen Vorhängen umrahmt und diese geradezu einkesselnd, nur einen dünnen Lichtblick inmitten des ansonsten geradezu düsteren Studierzimmers des Herrn Baron ließ, der es bevorzugte, in aller Ruhe und bei einsamen Lichte seine Stunden zu verweilen. Gleichwohl spitzte er die Ohren angesichts dessen, was sein Freund ihm dort vorbringen wollte.

Sedwick - "...euer Antlitz, so verzeiht mir diese Worte, erschien mir eher gemeißelt, denn geboren, denn diese Perfektion kann nur den Händen eines Italieners oder Griechen entspringen, und mein Herz springt entzwei, klopf und wütet in meiner Brust, so ich euch erneut erblicken mag."  Händen eines Griechen oder Italieners, hörst du.

Bei diesen Worten drückte, knüllte seine Hand die Seiten geradezu zusammen, dass ein scharfes Ratschen die Luft erfüllte, als das Papier der Belastung nicht vollends standhielt, während Francis das Dokument nun freudestrahlend in Richtung seines alten Freundes wedelte.

Darber - Und wer schickt dir solche Zeilen?

Noch bei dem Gedanken an die bevorstehenden Worte musste sich Matthew die Stirn mit dem linken Handrücken massieren, während er gleichzeitig auf den Beinen sein Buch vorsichtig davon abhalten musste, dass es nicht hinunter glitt.

Francis während dessen schien in seiner Freude nur noch breiter zu grinsen, was die Verhältnisse seines straffen, schon soldatengleichen Gesichtes, das von einem harten Schnurrbart von beachtlicher Länge und Größe und seiner steten Tracht in der Ausgehuniform eines britischen Gardeoffiziers einen geradezu seltsamen Eindruck machte, vor dem so manche Dame schon ihr Korsett gelöst hatte. Eine Tatsache, die sich Francis zu nutze gemacht hatte, wie Matthew, zu seinem Leidwesen, schon mitbekommen hatte.

Sedwick - Das ist es gerade. Das Dokument ist unterzeichnet mit dem Familiennamen. Nur diesem. Suffolk! Und ich habe eine große Vermutung, welche Dame das sein könnte. Ich fand es nämlich zufällig bei meinen Sachen als wir vor einigen Tagen von den Feierlichkeiten des Attaché von Veneziens, du weißt schon, diesem Marcoisten, zurückkehrten.

Darber - Ich erinnere mich dunkel. Wo du meintest, dich in einem Wettstreit mit diesem allglatten Habsburger messen zu müssen. Ein fürchterlicher Gesell, dieser von M.

Sedwick - Exakt. Und ich sage dir, der englische Sieg in den Gewässern des großen Brunnens war ein klares Votum. Erinner dich nur an den Moment wie ich an dem hunnischen Schlitzohr vorbeizog. Die Lady Bettersville brach direkt zusammen vor Hysterie. Und ich weiß, dass die Suffolk auch dabei gewesen sein muss.

Darber - Suffolks, mein Lieber. Wenn ich mich recht erinnere war sie, wenn, in Begleitung ihres Bruders dabei.

Sedwick - Hah. Umso besser. Indem ich mich mit ihm anfreunde, wird mir ihr Herz von alleine zufliegen. Eine Dame, die so für mich entbrannt ist, kann nicht einfach in der Einsamkeit stehen gelassen werden.

Matthew legte das Buch beiseite. Er wusste, dass in diesem Moment Francis nicht mehr aufzuhalten sein würde, und erhob sich während seine Freund sprach, um das Buch wegzulegen und begann bereits zu überlegen, wo er denn seine Reisepfeife verstaut hatte, ehe er nach den Bediensteten klingeln würde.

Sedwick - Matthew, alter Haudegen, ich finde, es wird an der Zeit, dass wir eine Reise an die Klippen von Northset machen müssen! Es wartet eine Dame und ein Herz auf meine Eroberung!

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