20160803

Fall 1 - LIV

Edit: Der letzte vorbereitete Zeichner-Post von vor 2 Jahren. Wow. Endlich aufgeholt. Es hat nur ein wenig Zeit gekostet. *hust hust*

Selbst im Lichte erscheint Klausi, Klaus-Peter, immer noch bedrohlich. Man könnte meinen, ich hätte seine Großmutter angegriffen. Drehe mich, hustend, mit Schmerzen, natürlich, immer mit Schmerzen, mein neuer, ständiger Begleiter, zur Seite, während ich mich langsam, vorsichtig aufrichte. Hochkomme. Und anfange, durch die Trümmer meiner Existenz in den Teil meines Büros zu wanken, zur Seite, wo ich den Wandverschlag aufreiße.

Vor mir eröffnet sich der Medikamentenschrank. Ein buntes Sammelsurium von verschiedensten Mittelchen, sei es ein Nasenspray gegen Schnupfen, Pflaster, Bandagen oder Blutdruck-senkender Pillen. Meine Hand schlägt schon fahrig umher, während ich wie will durch die Menge suche, ehe das kleine Döschen auffällt, das sich, unscheinbar geradezu, hinter der Grippemedizin versteckt. Schmerzmittel. Mit dem harten Ploppen fliegt der Deckel ab, während ich, einem Verhungernden gleich mir den Mund mit den ersten Pillen vollstopfe, die ich rausbekomme.

Der Augenblick verstreicht, während der allgemeine Schmerz einem dumpfen Schlagen weicht. Der Körper beginnt sich in Watte einzuwickeln. Meine Finger krallen sich in die Pillendose, hinterlassen unschöne Abdrücke. Ein Räuspern im Hintergrund. Muss mich schütteln, erst mal gerade stehen, ehe ich mich an der Zwischenwand entlang, Richtung offenen Durchgang drücke und zusehen kann, wie Schwarz sich eine Zigarette anzündet. Ein tiefer Atemzug. Ein entspanntes Ein-, dann ein Ausatmen. Der weißliche Rauch dreht sich langsam durch die Luft und erschafft dünne, graue Fäden, welche sich langsam zur Decke winden.

Schwarz – Klaus-Peter, ich denke, Herr Zeichner hat verstanden. Wir müssten eben ein Gespräch unter vier Augen führen. Kannst du solange draußen warten?

Es hat etwas sehr befremdliches, den menschlichen Titan neben der deutlich kleiner wirkenden Frau Schwarz zu sehen, der durch das Zureden nur langsam mit dem Kopf nickt, als ob die Zahnräder in seinem Kopf sich mit jedem Wort erneut schwerfällig in Bewegung setzen müssen, und jeder Moment, den er zuhört, ein angestrengter Gesichtsausdruck anzeigt, wie er sich konzentriert. Dann nickt er noch einmal wild, blickt kurz in meine Richtung, und ich bin mir sicher, dass das Aufblitzen in seinen Augen nichts Gutes verheißen kann, stapft langsam über die Überreste der Eingangstür.

Wir stehen alleine, ich im Türrahmen der Zwischentür zu meinem Büro, sie nun vor den Überresten des Schreibtisches. Blickt mich an, immer wieder zwischendurch einen Zug nehmend von der Zigarette, welche langsam an ihren Fingern herunter brennt.

Schwarz – Nun? Wie soll es jetzt weitergehen?

Huh?

Zeichner – Ich habe einen Job zu erledigen. Die Sache ist noch nicht vorbei.

Schwarz - Das mag sein Herr Zeichner, aber wenn ich mich recht erinnere, sollte ihr Job sich erledigt haben, als man sie ins Krankenhaus brachte. Ich habe sie besucht, als sie da lagen. Der Arzt sagte, dass ein Überleben nicht sicher wäre.

Zeichner – Das…das wusste ich nicht.

Schwarz – Meinen sie nicht, dass eine Klientin, die auf sie geschossen hat, nicht verdient hat, dass man noch weiter für sie arbeitet?

Zeichner - Jep, verdient hat sie es nicht. Wir arbeiten auch nicht mehr Ms.Rassila. Ich kann ihnen den Namen des aktuellen Klienten nicht mitteilen, aber ich versichere Ihnen, dass das ganze etwas größere Ausmaße angenommen hat, als ich ursprünglich annahm.

Schwarz – Sie machen weiter?

Zeichner – Ich kann verstehen wenn sie jetzt kündigen wollen…

Es ist klar. Nach alldem, was sie durchgemacht hat, ist das ein solcher Moment, in dem man alleine stehen muss. Meine Feuerprüfung. Das ist mein Job und ich muss das durchstehen, auch ohne Hilfe von außen. Atme tief durch, ich werde es erklären müssen.

Schwarz – Nein.

Zeichner - Ich…Ich kann das verstehen! Sie … was?

Wie als Reaktion darauf pustet sie mich an, und ein Schwall von Rauch zieht zu mir, dass ich husten muss.

Zeichner - Aber…*hust* wieso..*hust* ich dachte das wäre *hust* so schlimm *hust* gewesen?!

Sie schweigt. Die Zigarette ist fast durch. Nur noch ein winziger Stumpen guckt überhaupt zwischen ihren Fingern hervor.

Zeichner – Wie sie meinen.

Ich klopfe mich ab. Langsam aber sicher kann ich wieder stehen, die Schmerzmittel machen ihre Sache gut. Auch wenn selbst das Denken momentan erlahmt.

Schwarz – Wie wollen sie weitermachen?

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