Sie latschen die Treppe
hoch. Im Dunkelroten Licht ist die gesamte Umgebung in einen unnatürlichen,
schwer erkennbaren Schein gehüllt. Wenn sie jetzt gleich oben ankommen, werde
ich sie fast nicht mehr ausmachen können vor den garstigen Wandmotiven und
dunklen Türen.
In die Hocke.
Vorsichtig. Ganz …vorsichtig. Erst das eine Bein. Dann das andere. Baumle halb
hinunter. Alles oder nichts. Ziehe ruckartig das andere Bein nach. Meine Arme
rutschen herunter, meine Hände gleiten schreckartig tiefer. Die Hitze an den
Fingern reißt schlagartig durch. Scheiße. Vom Schmerzensschock angetrieben
losgelassen. Es sind nur wenige Meter bis nach unten. Komme unsanft auf den
Füßen auf, der Sturz drückt mich bis auf Knie und lässt mich beinah vornüber
fallen. Zähne zusammenbeißen. Fast auf die Zunge gebissen. Der Untergrund
scheint hart, mit einem billig wirkenden schwarzen Teppich versehen, das
Geräusch meines Aufpralls kaum hinauf gedrängt. Keine Zeit abzuwarten.
Dränge mich nach
vorne. Meine Beine schreien, jede Muskelfaser brennt, Adrenalin in meinem Kopf,
Angstschweiß auf der Stirn. Direkt vor mir, eine ins Halbdunkel getauchte
Theke, eine Bar, die mit seltsamen phantastischen Motiven von Monstern,
Vampiren und Werwölfen besetzt, verziert ist. Drücke mich an den Tresen, Kopf
noch auf halber Höhe, über mir laufen die Stimmen weiter. Sie haben mich nicht
gesehen. Gut. Ein Blick in die Umgebung. Fahre langsam mit der Hand meine Beine
ab, der pochende Schmerz geht nur langsam davon. Aufrichten wäre gerade
unangenehm.
Mit dem Rücken, in
halber Hocke vor dem Tresen, blicke gerade so auf Sofa-Höhe mit dem Kopf
hervor, dass ich, mit zusammen gekniffenen Augen halbwegs die Umgebung hier
unten erkennen kann. Direkt vor mir, neben einem freien Areal, das sich zur
Tanzfläche gibt, flankiert von kleineren Sitzreihen und sehr hässlich wirkenden
Steh-Tischen, zur Linken ein Durchgang zu Fahrstühlen, Treppen und Toiletten.
Zur rechten, neben einer kleinen Anhöhe mitsamt VIP-Schild ein paar edler
wirkende Sitzecken, und einigen Türen auf denen PERSONAL steht. Ein seltsamer
Geruch, eine Mischung aus Citrus und Reinigungslauge liegt hier unten in der
Luft.
Personal klingt
immer gut. Im besten Fall vielleicht auch etwas, wo ich mir einen besseren
Überblick verschaffen kann. Schleiche langsam zur Rechten entlang, am Tresen
vorbei, und neben der Neon-Beleuchtung welche das dunkle Rot stärker treibt,
schattengleich hinter den Sofas zur Wand. Ich kann die Anzugträger kaum noch sehen
oder hören von meiner aktuellen Position aus, was sowohl ein gutes, wie auch
ein schlechtes Zeichen sein kann. Drücke mich an der Wand etwas hoch, dann
langsam Richtung der ersten PERSONAL-Tür. Einfacher Knauf. Hand ran, drehe.
Abgeschlossen. Mist. Schiebe mich etwas weiter, nächste Tür. Drehe, eine Hand
an der Waffe, die andere am Türknauf. Offen! Ziehe die Tür langsam auf.
Stimmern aus dem Inneren. Kurzer Blick hinein durch den Spalt. Ein Korridor,
der weiter führt, mit mehreren Abzweigungen. Gelächter im Hintergrund.
Synchronisierte schwere Schritte.
Drücke mich
schnell hindurch, an die Wand, das unstetig flackernde Licht an der Decke
beleuchtet nur alle paar Meter die schwarzen Wände, an denen immer wieder Fotos
und Bilder von Personen hängen. Ziehe die Tür sanft mit gedrehtem Knauf zu.
Zwei Türen nach ein paar Metern zur linken, eine Treppe mit Geländer und
Glasfassade dahinter, hinter welcher sich wohl ein kleiner Saal befindet in dem
etwas beleuchtet wird. Sowohl zur linken als auch rechten vor der Treppe geht
es um ab, wer weiß wohin. Klatschen in der Entfernung. Beifall?! Vielleicht
komme ich meinem Ziel näher.
Ein paar Schritte
weiter, zur linken in den Türrahmen gelehnt. Moment, was war das? Tür zu meiner
Linken geht auf. Ich falle fast hinein, stolpere. Falle In etwas Weicheres
hinein, eine Person.
Person – HUH?!
Wir stürzen beide.
Im hellen, weißlichen Licht der normalen Neonbeleuchtung bin ich auf einer Person
in weißem Anzug und bizarrer schwarzer Karnevals-Maske. Ein Mann. Hole mit dem
Revolverkolben aus.
Person – Wer sind
Lautes Knacken.
Sein Kopf sinkt zur Seite. Sorry, aber so eine Gelegenheit kriege ich nie
wieder. Sein Körper ist erschlafft. Seine Maße wirken etwas zu groß. Aber das
hier ist eine Umkleide, da sollte das kein Problem darstellen. Aufgestanden,
kurzer Blick hinaus, niemand zu sehen. Schließe die Tür. Kurzer Blick in die
Regale. Weiße Hose. Jackett vom Gestürzten. Maske vom Gesicht. Revolver in die Jackett-Innentasche.
Telefon in die andere. Ein paar Hemden herunter genommen von den Haken. Fessle
und kneble den armen Burschen. Drücke ihn vorsichtig in sicherer Lage in eine
Ecke. Abklopfen. Es klopft an der Tür.
Gedämpfte Stimme -
Hey, was dauert da so lange?
Stehe auf, öffne
die Tür soweit, dass ich durchgucken und schlüpfen kann, ohne dass man den
ausgeknockten Typen in der Umkleide sieht. Vor der Tür steht ein großgewachsener,
leicht bärtiger Typ mit Kurzhaarschnitt und schusssicherer Weste.
Maschinenpistole im Anschlag, Headset mitsamt Ohrstöpsel an der Seite. Ich
grunze ihn unverständlich an. Jeder Moment kann dafür sorgen, dass ich mit der
linken gegen seine MP und ihn gegen die Wand drücken muss. Schweiß im Nacken.
Komm schon. Komm SCHON!
Er begutachtet
mich kurz. Von Kopf bis Fuß. und wieder zurück.
MP-Träger – Los.
Er dreht sich um
und wandern den Korridor hinab, ohne auf mich zu warten, scheinbar befriedigt
in seiner Aufmerksamkeit. Wenn ich ihm jetzt den Revolver über den Schädel
ziehe…wird ihn das vermutlich nicht ausknocken. Folge ihm schnell nach, während
er um die Ecke zur rechten wandert, und nach ein paar Metern auf der Treppe
nach unten wieder in meinem Sichtfeld auftaucht.
Vor mir erweitert
sich der Sichtbereich durch die Glasfassade hinter der Treppe deutlich. Der
Lichtkegel, den ich vorher nur entfernt wahrgenommen habe, beleuchtet in der
Tat eine kleinen Saal mitsamt Bühne im Hintergrund, auf der ein älterer Herr, weißes,
zurück gegeltes Haar, teures Jackett, grell-orangener Schlips auf schwarzem
Hemd, mit einem Mikrofon in der Hand steht, während er dabei ist zu einer
Gruppe von Personen zu sprechen, welche vor ihm an verschiedenen kleinen
Tischen mitsamt Begleitern sitzen. Mir gehen die Nackenhaare hoch, wie ein
kalter Schauer. Es sind einige Bekannte darunter.
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