Memories in the Making: Eine zu starke strukturelle Einschränkung machen aus einem kleinem Erfahrungsspiel für einen Sommer eine notgedrungen planerische Tortur. Schade =(
In der Gesamtübersicht, ich hatte in letzter Zeit, da ich vereinzelt auf Itch.io rumstreunere, feststellen dürfen das sich ein Teil der Gesellschaft von DrivethruRPG inzwischen angefangen hat dort rüber zu retten. Es ist noch nicht so krass übervoll wie auf DriveThru, aber man merkt schon die Anfänge. Zwei der dort erworbenen Spiele konnte ich dann mit ein paar Freiwilligen letzten Samstag testen. Gelant waren drei, aber es war spät, wir waren müde, und irgendwann reicht es auch.
Getestet wurden Ech0 und Memories in the Making. Beide Spiele sind auf OneShots angelegt und nicht kampagnengeeignet. Mehr als eine Partie wird also schwer.
Echo von RoleOverPlayDead ist ein auf 5 Seiten aufgestelltes Storygame über den letzten Lebensfunken eines Mechpiloten, der von einer Gruppe Kinde gefunden wird, und sie auf eine Reise zu den letzten Ruhestätten seiner Kameraden schickt.
Das Spiel ist sehr einfach strukturiert, es gibt keinen Spielleiter, stattdessen wird reihum von der Person, die an der Reihe ist das ganze angeführt und beschrieben. Teilnehmer werden unterteilt in Kinder und Pilot, wobei es von letzterem nur einen gibt. Reihum führt jedes Kind die Gruppe zu einer Mechruine, wobei die Art und das Schicksal des Mechs zufällig oder durch die Spieler bestimmt werden kann, und erzählt wie das aussieht, während der Pilot reminisziert über die Person, die diesen einst gesteuert haben mag.
Das ganze ist stark angelehnt an die melancholische Atmosphäre mancher Ghibli-Filme, die spielenden Kinder die nach und nach den Hintergrund durch den Mechpiloten in der BlackBox erfahren, und dieser, der das letzte Schicksal seiner Kameraden mitbekommt. Da die Blackbox nicht sehen kann, müssen die Kinder dabei alles beschreiben, was einen zusätzlichen kreativen Anreiz hat. Aber auch der Pilot ist gefordert, da er Emotionen erwecken und stärken muss, um seine Rolle vollends auszureizen.
Der letzte gefundene Mech ist dann auch das Ende des Spiels, der Sarkophag des Piloten, wobei das auch der Augenblick ist, wo die Blackbox-Akkus anfangen zu versagen. In diesen letzten Momenten ist die Freiheit Ech0s dann besonders stark, wo die Kinder dem Ende eines Lebens begegnen müssen und wie man damit umgeht.
Wir hatten, nun, aufgrund der Melchancholie kann man es vielleicht nicht Spaß nennen, aber Ech0 auf jeden Fall als sehr stark wahrgenommen, wobei man es natürlich nicht übertreiben darf. Wir hatten passende Musik und Teilnehmer*innen die sich drauf eingelassen haben, aber es kann schnell ins Absurde oder Scherzhafte abgleiten, je nachdem was die Gruppe dabei sucht. Auch ist es durch den sehr freien Erzählcharakter kein Einsteigerspiel, da eine gewisse Erzählwilligkeit bestehen muss.
Ich gebe trotzdem 5 von 5 Mechtränen, denn es war eine spannende Erfahrung, die das Spiel gut rüber gebracht hat, und die ich ruhigen Gewissens weiter empfehlen kann.
Memories in the Making von Goat Song Publishing ist ein kleines semi-Rollenspiel über den letzten Sommer nach der High School und den Ausflug ins Grüne, den eine Gruppe von Freunden machen will. Dabei unterteilt sich das Spiel in 2 Akte, im ersten macht man anhand von Aktionen Punkte Sammeln und typische Teenie-Szenen, während im zweiten das Erkunden des Waldes im Vordergrund steht.
Dazu hat man 4 Attribute, und würfelt je einen pro Attribut das für die Aktion bestimmt wurde, wobei diese nur sich heben oder senken können. Am Ende versucht man, diese Punkte dabei möglichst hoch zu halten, um dann im zweiten Akt möglichst viele Aktionen, die Erinnerungen erzeugen, zu bekommen.
Das Spiel liest sich leider besser, als es sich spielt. Das Fehlen des Spielleiters was in Ech0 ein Bonus ist und den Schwierigkeitsgrad deutlich erhöht, ist hier ein Problem, denn ohne Spielleitung merkt man schnell, das Spielszenen ausfasern und man sich stark auf Klischees zurückfährt. Zudem ist das Spiel in seiner Art leider taktischer als man erwarten würde und man wird schnell davon überfahren, dass bestimmte Aktionen einem komplett verwehrt bleiben, weil man nicht die notwendigen Attribute hat, was irgendwo auch seltsam ist.
Hier wäre es sinnvoller gewesen, die Aktionen frei mit den Boni und Mali zu machen, aber das sieht das Spiel leider so nicht vor. Dazu kommt, dass es sich sehr lange zieht, man geht quasi mehrfach in Einzelszenen um den Tisch, was aufgrund der immer gleichen Aktionen, von denen es leider nicht sehr viele gibt im ersten Akt, was die Geduld schnell erschöpfen kann, auch da das Spiel nur NSCs für die Anderen zu verkörpern gibt, wenn man nicht in jeder Szene immer alle Spieler dabei haben will, was auch seltsam wäre. Zudem steht es im krassen Kontrast zum zweiten Akt, wo alle Spieler so oft agieren, wie sie noch Ressourcenpunkte haben.
Ultimativ finde ich die Idee, die Memories in the Making hat besser, als die Umsetzung, was ich persönlich sehr schade finde. Da die Konzeption irgendwo zwischen Brettspiel und Rollenspiel stecken geblieben ist, und vieles wage ist kommt man nie dazu, wirklich eine Bindung an die Charaktere zu haben, und ich hatte am Spielende das Gefühl, das Kind aus Ech0 besser zu kennen als den Jugendlichen aus Memories.
Hier leider nur 2 von 5 Jugenderinnerungen.
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