tl;dr: Alone in the Beautiful Dungeon ist ein Hack von Takuma Okada´s Alone Among the Stars und besticht und Einfachheit und einen Kreativ-Fokus, der gerne bei Solo-Rollenspiel angetrieben wird. Dabei Vorsicht! Es ist mehr starke Schreibübung, denn echtes "Spiel". Daumen Hoch.
Alone in the Beautiful Dungeon ist ein Solo-"Rollenspiel" von Ullie über einen ganz besonderen Dungeon, welchen der Spieler allein als wanderndes Monstrum durchstreift und dabei seine Erfahrungen und Begegnungen festhält.
In seiner Art ist es deutlich weniger durchstrukturiert als zum Beispiel Quill, welches ja mit einer narrativen Struktur und deutlichen Regelmaßen arbeitet, und orientiert sich dabei eher an einer Gedankenreise mit leichtem Spiel, um das Durchdenken zu bestärken. In dieser Art fungiert es ähnlich wie Alone Among The Stars, welches einen ähnlichen Gedankenreisefokus auf die Weltraumreise gelegt hat.
Das macht es indem es mittels W6 und einem Pokerkarten-Set Beschreibungen und Orte generiert, welche dem Spieler als Hinweis dienen sollen, was man erblicken mag, bis man keine Lust mehr hat.
Bewerten für etwas wie AitBD ist schwierig, denn es sträubt sich in mir eigentlich, hierbei eine Vergleichswertung anzulegen, wie ich bei Quill oder großen Rollenspielen machen würde.
Hmmm, ich sag mal, ich fands ganz interessant, aber ich kann verstehen, wenn man es links liegen lässt, weil es nunmal nicht wie bei Solo-Spielen ála Barbarian King oder Star Explorer ziel- und aktionsgerichtet eine Geschichte erzählt.
Um also zu unterscheiden: Wer sich für Gedankenexperimente interessiert, sollte mal reinblicken (sind ja auch nur 3 echte Textseiten zur Inspiration), für alle anderen empfehle ich "Finger Weg".
Wie sieht so eine Partie dann aus? Gucken wir mal...
Allein. Die rauen, kalten Wände, an denen das Wasser herabfließt. Stetig. Unaufhörlich. Ich kann mich nicht erinnern, jemals mehr gesehen zu haben. Nicht von den anderen, ihre Zahle wechselte, immer wieder, stieg auf und ab wie die tiefen Korridore des Gewölbes. Aber die Zahl der Meinigen. Immer nur eins. Ob es ein weiteres wie mich da draußen gibt?
Angst ist am weitesten von meinen Gedanken entfernt. Ob aus Achtung oder Furcht, musste ich nie um mein Überleben kämpfen. Ich konnte mir nehmen, wie es beliebte. Vielleicht war es das, was mich antrieb. Hinaus. In die Korridore. In wie weiten Gänge. In die flachen Tunnel.
Schon von weitem konnte ich das Geklattere hören. Das Gekreische, die sich bewegenden Massen. Die gemachte Wand, die im Übergang von kahlem Fels zu behauenen Wänden. Die sanft geschwungene Tür, welche den Übergang markiert, mit den metallenen Blüten des stählernen Gartens.
Chromfarbene Rosen erstrecken sich zwischen den mechanoiden Konstrukten hinauf als würden sie wachsen, ihre rasiermesserscharfen Kanten die jeden unbedarften Berührendem die Haut aufschneiden würden.
Noch etwas weiter hinein kann ich die dunkelblau und violett leuchtenden Kristalle sehen, die sich zwischen den großen Felsplatten, welche aus diesen herausgeschnitten stehen, die Umgebung in einen sanften, unwirklichen Schein hüllen.
Die Konstrukte sehen mich nicht. Sie gehen ihrem Tagewerk nach, putzen, schneiden, schmelzen und setzen neue Blumenstiele und Blüten an. Ein kühler Lufthauch zieht von der Seite durch. Ein sanft schwingendes Tor, das sich in den Fels schmiegt, ein Blütenmuster in Gravur, durch das mein Blick in die gähnende Schwärze dahinter geht.
Vor mir schließt sich das Areal. Auf Bodenlevel kann ich unzählige kleine käfergleiche Konstrukte sehen, die hin und her wanken. Das stetige Klackern und Kratzen ihrer metallenen Füße über den Fels erfüllt die Umgebung mit einem befremdlichen Unterton.
Als ich an der Wand ankomme, drücke ich mich gehen, mich sanft anlehnen. Und falle plötzlich hindurch. Das Wabern in der Luft, das leichte Schwingen von Ton und Hitze, dort, wo sich meine Fallspur einer Linie gleich durch die Wand gezogen hat. Eine falsche Wand. Eine Täuschung, eine illusionäre Wand. Aber warum?
Das kleine Areal dahinter verbirgt einen steten Wasserfluss aus der Decke, einem einsamen Loch, hin ab in den Abgrund, welcher den Raum in seiner Mitte öffnet. Ein von Wasser betriebener Fahrstuhl. Das halbrostige Ding scheint seit langem nicht mehr in Benutzung zu sein.
Trotzdem setzt es sich in Bewegung, als ich einsteige. Mir ist nicht mulmig als der alte Ratterkasten losfährt, aber befremdlich. Unter mir breitet sich eine große Kammer aus, gut 20 oder mehr Schritt hoch, der behauenen Felswand hier wieder weniger gemacht als nur aufgebrochen in seiner Erscheinung, zieht sich hinunter wie der Bauch einer aufquellenden Flasche.
Aber es ist nicht die große Kammer, oder die riesigen Knochen, welche sich an der hinteren Wand, nahe des unzählige Meter hohen Wanddruchbruchs aufstapeln, sondern der Singsang, der besonders auffällt.
Als mit lautem Krachen der Fahrstuhl auf einer Felskante aufsetzt, der Wasser am Außenrand weiter über den Korbrand am tröpfeln, verstummt es plötzlich. Drücke die Gattertür auf, und blicke auf eine Ansammlung von Haushaltsgegenständen, truhen, wild umher gestreuten Utensilien, allesamt viel zu groß als dass selbst meine Pranken sie nutzen würden.
Es dauert einen Augenblick. Stille. Nur das stete Plätschern des Wassers hinter mir. Dann zuckt die Kiste, und das Buch, ein paar der Knochen. Mit einem mal verändern sie sich drücken Masse raus, ich sehe Zungen und Mäuler, Arme und Hände.
Mimics. Nachahmer. Sie beäugen mich misstrauisch, wenden sich dann aber alsbald wieder ihrem Treiben zu. Sammeln sich entlang der anderen Wand. Und ihr Singsang beginnt von neuem. Ein seltsamer, dysfunktionaler Mischmasch von Tönen, Kehlen die nicht fürs Singen gemacht sind.
Es ist eine passende Begleitmelodie, während ich den Durchbruch nutze und über die riesigen Skelettknochen des einstigen Wächters der Kammer nutze, um meinen Weg fortzusetzen.
Es verwundert mich wenig, je weiter ich vorankomme, hier eine Sammelsurium von Müll zu sehen, der entlang des Pfades gestreut ist. Pff. Pfad. Der Tunnel vor mir ist kaum mehr als ein wild in Stein gehauenes Loch, ein Riß der zufällig begehbar ist. Und er ist voll von Überresten früherer Wanderer. Ich kann Stellen von kleinen Feuern sehen, Kleidungsfetzen von Umhängen und Zaubererhüten.
Und zwischen all dem, ein kleines leuchtendes etwas. In giftgrün scheint aus der kleinen gläsernen Phiole etwas von dort unten mir entgegen. Ich strecke mich aus, ergreife es, vorsichtig zwischen den Krallen gepackt, um es nicht zu zerbrechen. Es leuchtet schwach, aber lebhaft auf und ab schwingend. Anders als die hier und dort verteilten fluoreszierenden Pilze ist es kein stetiges Licht. Aber anders. Besonders. Ich kann nicht umhin, es mir in den Beutel zu stecken fürs erste.
Den Durchbruch entlang öffnet sich eine große Höhle vor mir. Es muss einst eine Wohnhöhle gewesen sein, die einsamen Stalagmiten die an einer Seite hinauf drängen geben im Angesicht der Pilze, welche wildwuchernd vieles überdecken einen schummrigen rötlich-bläulichen Ton von sich.
Aber weniger als der Unrat, oder die gebrochenen Zelte bemerke ich die Wände. Sie sind voll. Über und über bedeckt mit Zeichnungen, Bildern, Kunstwerken. Jagdszenen, Feuertänze, Beschwörungen, Gottesanrufungen und Opferungen, Tagesleben und große Erfolge.
Die Höhle selbst ist leer. Tot. Nur der Pilz hat hier noch sein Revier. Wohin mögen seine Künstler verschwunden sein? Welches Schicksal hat sie ereilt, was bewegt diese Bilder zu schaffen? Eher unabsichtlich ziehen meine Krallen langsam ihre Konturen nach. Dies ist das Werk von Generationen, und niemand wird es je wiederfinden. Ein stummer Beobachter bin ich.
Plötzlich drückt ein Stück des Felses hinein. Erschrocken reiße ich die Pranke zurück, fürchte schon ich habe es zerstört. Aber von dort zieht sich auch der Rest des Gemäldes in die Wand. Ein Rattern im Hintergrund. Eine Maschine. Eine Puzzlewand. Von Elan gepackt drücke ich wild an vielen verschiedenen Stellen und tatsächlich, nach einigen Versuchen knarzt es, als ein Stück der Wand hineinfährt und den Blick auf eine große Kammer freimacht. Sie wirkt einladend. Sicher.
Ich drücke mich hinein, und lasse mich an der Wand herunter fahren. Bette mich auf den dichtem Gewächs, das in der Kammer den Boden bedeckt. Und über mir leuchten die Pilze in einem eigenen, unscheinbaren Farbenreigen. Dies....dies ist ein guter Ort zu schlafen. Ja. Schlafen. Zeit...zu ruhen.
Mein Geist entschwindet, und unter mir kann ich das sanfte Rumpeln des Gewölbes spüren. Es lebt. Atmet. Wächst. Dehnt sich aus. Und sein Herz schlägt. Unaufhörlich...
Das ganze entstand auf Basis von 6 Karten, dem Kreuz-As, Kreuz-5, Herz-König, Pik-10, Karo-4 & Karo-As. Im Grunde genommen ist es schon ein Beispiel dafür, wie sich das ganze ausnehmen kann, muss es aber auch nicht. Meine Idee dabei war halt etwas, das näher an A Ghost Story bewegt denn an klassicher Fantasy. Wer weiß, wie es bei euch aussehen mag ;)
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