Betrachtungen über eigene Texte anzustellen, stellt sich immer als schwerer dar, als andersherum. Aber ich vermute, das macht es, sofern erfolgreich, umso sinnvoller. Nachfolgend blicke ich, oder versuche dies zumindestens von außen, auf die bisherigen gezeigten Abschnitte von STAR TRADER von Zozer Games, welches ich als Solo-Spiel auf dem Blog fortgeführt habe.
Was ist Inhalt der Sache? Die Betrachtung über positives und Negatives aus den vergangenen 5 Blogeinträgen.
Ich mich am "Spielen" von STAR TRADER versucht. Das Spiel macht keinen Hehl daraus, dass es seiner Form nach nur ein grobes Framework ist und sein soll, bei dem man mittels den Traveller-typischen Tabellen und geführten Inhalten, zurecht geschnitten auf den Handelsreisenden, sein Glück zwischen den Sternen versucht. Meine Kritik teilt sich daher in mehrere Punkte auf.
Form ST setzt auf ein recht einfaches, aber dadurch auch nicht sehr flexibles Korsett von Schritten, anhand derer man zwischen den einzelnen Schritten wechselt. Dabei werden die wichtigsten Schritte nacheinander abgehandelt und erlauben eine "rudimentäre" Geschichte zu erzählen. Zuhilfe wird sich dabei durch Nutzung der Traveller-typischen Tabellen genommen, welche ungefähr ein Drittel der Form-Grundlagen ausmacht, die für das Spiel genutzt werden.
Inhalt Star Trader bildet, mit Augenmerk auf den spekulativen Handel, diesen ab. Es sieht sich somit sehr stark im Genre der Wirtschaftssimulationen abgebildet, gleichwohl es einen gewissen rollenspielerischen Faktor geben will, welcher durch kleinere Würfeltabellen und "Beziehungen" zwischen den einzelnen Crewmitgliedern gesetzt werden.
Indem der Spieler dabei auf jedem Planeten, den er besucht, mittels der Travellertypischen Systeme nach Händlern und Orts-typischen Waren sucht, bzw. seine mitgebrachten wiederum verkauft, erhält er somit ein gewisses Muster nach welchem alle Ereignisse sich abspielen. Dabei bietet das System wenig Möglichkeiten, aus diesem Muster auszubrechen, und verwendet auch keine nativen Subsysteme oder komplexeren Schleifen in denen man sich abwechslungsweise bewegen würde.
Nebenbei angemerkt, folgt man der Logik von Star Trader, ist Weltraumhandel ABSURD erfolgreich und es eigentlich geradezu wahnwitzig, dass er nicht stärker betrieben wird innerhalb des Neo-feudalistischen Systems.
Entwicklung Star Trader konzentriert sich auf die Charakterentwicklung nur insoweit, als dass den Charakteren Beziehungen zugewiesen werden, welche aber im weiteren keinerlei mechanischen Unterbau haben. Hier wird die Arbeitslast auf die Schultern des Spielers gelegt.
Zudem erlangt "die Crew" als solches Kontakte oder kann allte Bekannte, Feinde, Rivalen oder Verbündete auf den Planeten wieder treffen. Dies ist mechanisch nicht unterbaut und hat auch jenseits von durch Spielerhand selbst erdachte oder erstellte Effekte keine Auwirkungen.
Dabei ist ST nicht ganz klar darüber, ob diese Kontakte vorher existieren, oder ob sie auch aus der Luft gegriffen werden können, um somit ganz in Natur eines Romans plötzlich und unvermittelt aufzutauchen. Mit ihrer Begegnung sind jedoch auch, wie schon bei den bisherigen Kontakten, keine mechanischen Unterbauten verbunden.
Mechanisch unterbaut sind Ereignisse dabei nur als Ideengeber für etwas das "passiert" und Geld kostet oder den Spieler eine Frage stellt, welche dieser in nach seiner Schnauze gegebenen Ausführlichkeit beantworten kann. Dies kann also als Einzeiler ebenso passieren, wie als ausführliche mit Regeln unterstützte Selbstbau-Situation von epischer Breite, liegt aber auch hier wieder ganz im Ermessen des Spielers.
Ausdehnung Star Trader hat den großen Vorteil, auf Basis von Traveller zu fußen, die Community hat hier breit und weit massive Mengen an Zusatzmaterial ausgearbeitet, welche es ermöglichen, jederzeit und überall Informationen zu bestimmten Inhalten zu bekommen, angefangen von Wikis welche Planeten und Systeme abbilden, zu den entsprechenden Supplementes, Kartenmaterial oder ausführlicheren Regelwerken, welche es erlauben, in die Tiefe für bestimmte Vorgänge zu gehen.
Gerade letzteres wird bemerkenswert, wenn man sich anschaut, mit welcher Inhaltlichen Tiefe sich gerade die Mongoose-Supplements ausmachen, und einem so erlauben, auch hier tiefere Breiten reinzubringen. Leider hat der Campaign Guide, welcher für so etwas an der vordersten Front stehen sollte, hier aufgrund seiner bizarren und für das Spiel oft unbenutzbaren Inhalte den kürzeren gezogen, aber das Ausweiten des Spiels durch Powers & Dynasties, Merchant Prince oder High Guard und Scoundrel erlauben selbst Spezialsituationen mit einem regeltechnischen Unterbau zu versehen, bis zu einem gewissen Grad.
Meinung Ich finde es schwierig, vergleichsweise, gerade wenn ich auf die anderen Solo-Spiele blicke, Star Trader zu bewerten. Um kurz zu umreißen, wieso. in den vergangenen vier Diaries habe ich festgestellt, dass der Zeitaufwand und der kreative Aufwand des Schreibens dafür enorm sein kann. Selbst 3500 worte alle sechs Tage können sehr anstrengend sein, sind aber auch vielfach selbst gemachte Leiden.
Dies ist aber auch dem Inhalt geschuldet, dass das Formkorsett so erstmal ausserhalb der reinen Handelsbasis wenig bietet. Es ist quasi...ein Knochen ohne Fleisch. man merkt an, dass, auch gerade weil je Beziehungen bestehen können und sollen, man hier eine gewisse Story erzählen können soll, aber es wird nicht weiter untermauert, und stattdessen man als Spieler ein bisschen im Regen stehen gelassen was das angeht.
Dazu kommt, dass der Aufwand sich doch beträchtlich zeigt, gleichzeitig aber auch inhaltlsleer ist. Kurzum: Es macht mir nur sehr wenig aktiven Spaß. Es ist eine höchst interessante, wenngleiche passive Gedankenblase, und es ist faszinierend zu betrachten, welche Ereignisse sich entwickeln, aber ich hätte vermutlich mehr Spaß daran, das Material für eigene Experimente zu benutzen, vermutlich Richtung NaNowriMo als Novelle umzusetzen, denn als schrittweises Spiel zu machen. Schade eigentlich. Es spricht aber leider auch für sich, dass andere Beispiele des Traveller-Solo-Spiels entweder mit dem Mythic GM Emulator oder anderen Aspekten gemacht wurden.
Fazit Wer Weltraum, Hard Sci-Fi und Wirtschaft mag, kann getrost zu Star Trader greifen und eine solide, wenngleich etwas BareBones-Wirtschaftsimulation bekommen, welche ihm ein kleines bisschen Überblick und Spielerei erlaubt. Für den Rest gilt eher "Finger weg" :(
PS: Immerhin hat es mich einiges gelehrt, was ich für GoG SOLO verwurschteln kann. Mal gucken, ob ich das besser hinbekomme, sicherlich erstmal anders. Es zeigt sich immer noch, dass Solo-Systeme eine festere Struktur brauchen, als normale Rollenspiele dies typischerweise haben.
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