Wir schreiben das Jahr 1907. Mich hat ein
dringender Brief erreicht. Mein alter Freund, Lord Christopher Cunningham,
scheint vom Wahn gepackt und braucht meine Hilfe, weswegen ich eingeladen bin,
einige Zeit bei ihm zu verbringen, als alter Freund.
Ich bin James Rutherford (Entschlossenheit
5, Wille 5), Londoner Antiquar. Wir lernten Cunningham ursprünglich bei einer
Sothesby-Auktion für ein altes Gemälde kennen, eine britische Landschaftszene
aus der Zeit Heinrich des VIIIten. Obwohl von grimmigen Äußerem, wurden wir
schnell miteinander warm und schon bald konnten wir im Pub bei einem
gemeinsamen Biere scherzhaft und schallend miteinander lachen, wie ich es
bisher nur mit meinen Studienkollegen vermocht hatte.
Umso schmerzhafter nun dieses Schreiben
von ihm. Ich packte meine Siebensachen so schnell es mir möglich war, und
benachrichtigte Ms.Stewart, meine Haushälterin von meiner längeren Abwesenheit.
Da selbst jetzt noch ihr kleiner Rocco an ihrem Rockzipfel hing und angesichts
der Tatsache, dass ich das Gebrülle der anderen Kinder im Hintergrund hören
konnte, wohl aber sah dass ihr Mann im Suff darnieder lag, wusste ich, dass zu
mindestens niemand es wagen würde, in meine Räumlichkeiten einzudringen, und
konnte mich frohen Gewissens nach Derbyshire machen.
Noch während ich im langen Abteil Richtung
Derbyshire saß, ließ das offene Fenster einen Hauch feucht-kühler Morgenluft
einziehen. Schon jetzt war der unheimliche Nebel, welcher dieser Tage die Landschaft
überzogen hatte wie eine Decke ein frierendes Reh, undurchdringlich. Geradezu fröstelnd.
Unwillkürlich musste ich mir an die Schulter fassen. Die alte Kriegsverletzung
zog immer noch ihre Spuren nach sich, und schmerzte gerade an solch besonders
feuchten Tagen stärker. Es war ein kurzer Augenblick, in welchem man sich die
Hitze Transvaals wünschen konnte, nur um im selben Moment zurück zu schnellen.
Das brüllende Schreien eines Kindes weckte
mich aus den Erinnerungen über die brütende Hitze Südafrikas. Sein Schrei
schreckte mich und einige andere Reisende hoch, während seine offensichtlich
erboste Mutter versuchte, das geradezu panische kleine Wesen zu beruhigen,
wenngleich alle Versuche von der erhitzten Gestalt übertönt wurden. Erst die
Anwendung ein der flachen Hand konnte der Hysterie ein Ende setzen. Trotzdessen
war es immer noch dabei hinauszublicken. Mein Blick folgte. Dort, wo es immer
wieder stammelte, etwas gesehen zu haben, war nur der Nebel zuhause.
Im schweren Dampf der Lok erreichten wir den
kleinen Bahnhof Wirksworth, welcher noch ein Stück vor dem Peak District stand.
An diesem Tage war ich der einzige Fahrtgast, welcher hier den Zug verließ. der
Rest fuhr sicherlich Richtung Manchester weiter. Der Bahnhof war wie entvölkert.
Zwar wusste ich aus einem vergangenem Moment meiner Kindheit darum, wie mein
Herr Vater immer zu sagen pflegte, dass Derbyshire ein von Menschen verlassener
Ort sei, aber selten hatte ich es so gespuert wie in diesem Augenblick.
Der Kutscher wirkte wenig erfreut darüber,
das Gespann ansetzen zu müssen, aber ein paar Schilling sorgten dafür, dass er
sein steinhartes Herz erweichen ließ. Mr. Stuart, so verriet es mir der
Verschlag seines Wagens. Mit seinen beiden Pferden Betsy und Orkney waren wir
alsbald unterwegs durch die karge Landschaft. Hier und da erweichte der dichte
Nebel sein Herz, und ein aufmerksames Auge konnte hin und wieder ein Stück Grün
oder Braun in der Landschaft entdecken. Selbst eine Reihe von alten, vermutlich
keltischen Findlingen saßen am Wegesrand, wie wir auf das lange Grundstück
einbogen.
Mr.Stuart blieb wortkarg, nur sein
Verhalten angesichts meiner Äußerung, dass ich nach Cunningham Manor wollte,
sorgte letztlich für eine Reaktion. Er hob die Augenbrauen, schnaubte
pferdegleich mit einem Maße an Verachtung wie man es sonst nur für niedere
Bedienstete haben sollte und sattelte dann weiter seine Pferde.
Es war dem Achsenbruch geschuldet, dass
ich von ihm dazu verdammt war, meine Koffer letztlich selbst ab der Zweigung zu
tragen, und während er bei seinem Wagen verblieb, ich mich abmühte, meine
Koffer langsam die Höhe hinauf durch den sich zwar lichtenden, wohl aber auch
in Dunkelheit übergehenden Grund zu marschieren. In der Ferne konnte ich die
einsamen Lichter erkennen, welche Cunningham Manor kennzeichneten. Zwar war ich
vorher noch nie da gewesen, aber Christophers Beschreibungen waren so lebhaft,
so durchdrungen von einer tiefen Liebe zu diesem Ort, dass ich nicht umhin
konnte angesichts der Realität die Mundwinkel fallen zu lassen.
Das alte und an einem sonnigeren Tage wohl
durchaus prächtige Herrenhaus hatte due Spuren der Jahrzehnte vor sich
hergetragen, wie eine Witwe ihren schwarzen Schleier und das schwere Moos, das
langsam über seine Mauern hinweg kroch, und dessen Feuchtigkeit den Schimmeln
darunter nur minimal verbargen, die Spuren schwerer Wagen im Schlamm und die
zugezogenen schweren Vorhänge vermittelten einen unheimlichen Eindruck. Einzig
ein wohl durch Gas entzündetes Lämpchen leuchtete mir die Eingangstür hell, auf
welche ich über den einsamen Treppenschritt hinauf kam. Seltsam, hatte ich
nicht beim Ankommen mehrere Lichter aus Richtung des Hauses gesehen?
Wir ziehen: Pik 6
Ein kleinerer Hinweis wird offenbart
Ein kleinerer Hinweis wird offenbart
Ich wollte gerade klopfen, da musste ich
innehalten. Die Eingangstür war in einem miserablen Zustand. wo Holz und Eisen früher
gehalten hatten, zogen sich tiefe, markante Spuren über die Pforte und ein
tiefer Schnitt im gesamten brusthohen Bereich durchzog das Äußere der Tür. Welche
Bestie mochte hier gewütet haben? Mir schwante übles, aber ich fasste mir ein
Herz und klopfte, mithilfe des schweren eisernen fratzengleichen Türklopfers
an.
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