20180125

English Eerie II - Die Bestie des Moores

Trotz meines zaghaften erstens Klopfens war einiges an Bewegung von hinter der Tür zu hören. Dann Gefluche, ehe irgendjemand auf der anderen Seite scheinbar etwas mehrfach an der Tür klackern ließ. Riegel vielleicht, aber würde so eine öde Umgebung so viele Schloesser benötigen?


Es ratterte und knarzte bedenklich. ich konnte das Gefluche nun deutlicher vernehmen. Die schwere, tiefe Männerstimme war wenig über die Umstände erfreut, und die Tür wollte und wollte nicht recht aufgehen. Ich musste von der anderen Seite aus schieben. Eher vorsichtig wagte ich Hand an die Narben des Holzes selbst zu legen, ehe ich dann auf das gebellte Kommando drückte. Aufgebäumt, mit aller Kraft, lockerte sich die Versperrung zusehends, aber dann kam das Haltekommando zu spät.

Ruckartig, mich und Ihn hinunterreißend, fiel die Tür ins Haus und beinahe aus den Angeln. Unsanft landete ich, mein Gepäck noch halb in der Hand, die andere Hälfte sich nun über den inneren Flur verstreuend, aber immer noch etwas weicher, als ich es angesichts von hartem Holzfußboden vermutet hätte. Der Schmerzensschrei unter mir ließ jedoch keinen Gedanken daran, dass ich auf jemandem gelandet war.

Fluchend kamen wir beide hoch, der Herr war mir gänzlich fremd, nicht so jedoch seine Erscheinung. Der grobschlächtige Herr, dessen Fliege halb vom Kopf gefegt war offenbarte einen haarlosen Schopf, dessen Ohren an den Seiten hervorstachen wie kleine Krautkröpfe. Das Gesicht selbst gebar eine Mischung aus Pockennarben und ungewaschenem Drei-Tage-Bart. ich hatte gehört, dass Cunningham Leute auf dem Anwesen beschäftigte, aber diese Person war mir aus all seinen Erzählungen fremd.

Mit bluffender Stimme die Lefzen aufgeplustert und polternd wie ein alter Terrier brüllte er mich an, was ich hier zu suchen habe und was mir einfiele so überfall-gleich hereinzuplatzen. Im Hintergrund konnte ich derweil, dort wo der Eingangsflur in die Halle überging, dass jemand uns nachspähte, ein junges Ding, vielleicht 20 Sommer alt. Abgelenkt, merkte ich zu spät, dass der grobschlächtige Herr mich schon zornig des Hauses verweisen wollte.

Ich erklärte ihm ruhig, aber beflissentlich, dass ich auf Wunsch von Lord Cunningham hier sei und ihn zu sprechen wünschte. Der Kerl, ich vermag es kaum anders auszudrücken, drängte mich beinah, trotz meiner Freundlichkeit hinaus. Es ist dem plötzlichen Auftreten von Mrs.Bristle zu verdanken, welche mit Nudelholz in der Hand in der Halle auftauchte, dass ich im Weiteren unbeschadet hereinkam.

Trotz der Proteste des mir als Mr.Enfield vorgestellten Herren, welcher Cunninghams Butler sein sollte, gelangten wir so durch die sehr kühle Eingangshalle die einsame Treppe zur linken hinauf zu den Nachtzimmern. Diese, ursprünglich für Gäste angelegten Räumlichkeiten standen nun leer. Angesichts der schweren, an Bosch erinnernden Wandfresken war es wahrlich kein Wunder. Seltsame Höllenszenen und Kreaturen vermochten auch den mutigsten Schläfer einzuschüchtern, während Mrs.Bristle damit haderte, mir den Raum aufzuschließen. Cunningham sei noch verhindert, er wäre aktuell dabei sich aufgrund von schweren Vorfällen zu erholen, und wurde angehalten, mich nach dem Abendmahl nach ihm zu erkundigen.

Sie hatte gerade die Tür entriegelt, da hörte ich den scharfen Ton von Eisen auf Fleisch und den überraschten, einschneidenden Laut Mrs.Bristles. Blutig, erschreckend, ihr Blick auf den kantigen Türgriff, von dem noch immer einzelne Tropfen Blut langsam ihren Weg zur Erde suchten.

Ihr erschrockener Blick und der schmerzhafte Ausdruck, der sich langsam auf ihrem Gesicht breit machte, wich der Realisierung der Situation, und ehedem ich mich versah war sie bereits fluchend auf dem Weg die Treppen hinunter, während sie mich hier oben allein ließ.

Mit einem mulmigen Gefühl drehte ich, die blutigen Stellen umfassend, den Knauf. Das Zimmer selbst war karg, geradezu schlicht eingerichtet, ohne jedoch auf Armut hinzudeuten. Trotz des stark liegenden Staubes war ein Gefuehl von Erhabenheit zu bemerken, und die teilweisen Buntglasfenster welche nach Norden blickten, zeigten sakrale Motive und Szenen. Es war deutlich friedfertiger als ich erwartet hatte.

Mein Blick aus dem Fenster, nachdem ich mich entpackt hatte, galt der Landschaft. Selbst im sich nur wenig zurückziehenden Nebel war eine gewisse Atmosphäre nicht zu verläutern. Zeternde Laute von unten ließen meinen Blick hinunter wandern. Mit errötendem Blick musste ich feststellen, dass ich eine überraschend gute Sicht auf das Dekolleté einer jungen Dame hatte, welche mit einem älteren Herren haderte.

Dieser, den schweren Gehstock an der Seite, auf den er sich stützte, waren von deutlichem Wert. Auch sein Hut und Mantel, trotz der Schlammschicht, schienen von höherem Wert als ich es auf den ersten Blick erwartet hätte. Mir kam der Gedanke, dass ich mich sicherlich alsbald vorstellig machen sollte, wusste aber weiterhin nicht, woher ich den Herrn kennen mochte. Diese Vertrautheit kam nicht von ungefähr, so auch der Herrgott es weiß.

Ich entschied mich erst einmal, meine Unterlagen auf Vordermann zu bringen, und notierte meine Ankunft und die wichtigsten Momente welcher ich hier entgegen kam. Auch die Personen kamen darin vor, soweit ich sie überhaupt beschreiben mochte. Mir stellten sich die Nackenhaare auf. In einiger Entfernung konnte ich ein Heulen vernehmen, das aber ebenso schnell verklang, wie es auch aufgekommen war.

Das dumpfe Läuten einer Standuhr und eines dazugehoerigen kleinen Glöckchens machten deutlich, dass die Stunde zum Abendmahl begonnen hatte, und mir wurde jetzt erst richtig bewusst, wie lange ich bereits dabei war, meine Notizen und Unterlagen zu richten, denn die Kerze war beinah vollständig herunter gebrannt.

Das sanfte Klopfen überhörte ich beinahe. Die junge Dame, welcher ich vorhin beim Hadern zugesehen hatte, war es, welche mich abholte. Ihre Stimme, vorhin noch kraftvoll, schien nun überraschend dünn und leicht, während sie mir den Weg zum Esszimmer wies. Ich stellte mit Überraschung fest, dass die einzige andere Person am Tisch nicht mein alter Freund Christopher Cunningham, sondern der alte Herr war, welcher so verdattert erschienen war.


(Gezogene Karte: Herz 4 - Ein Nebencharakter wird verletzt oder getötet. aufgrund der Tatsache dass wir noch im ersten Akt, direkt am Anfang sind, habe ich mich für verletzt entschieden.)

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