Trotz meines zaghaften erstens Klopfens
war einiges an Bewegung von hinter der Tür zu hören. Dann Gefluche, ehe irgendjemand
auf der anderen Seite scheinbar etwas mehrfach an der Tür klackern ließ. Riegel
vielleicht, aber würde so eine öde Umgebung so viele Schloesser benötigen?
Es ratterte und knarzte bedenklich. ich
konnte das Gefluche nun deutlicher vernehmen. Die schwere, tiefe Männerstimme
war wenig über die Umstände erfreut, und die Tür wollte und wollte nicht recht
aufgehen. Ich musste von der anderen Seite aus schieben. Eher vorsichtig wagte
ich Hand an die Narben des Holzes selbst zu legen, ehe ich dann auf das
gebellte Kommando drückte. Aufgebäumt, mit aller Kraft, lockerte sich die
Versperrung zusehends, aber dann kam das Haltekommando zu spät.
Ruckartig, mich und Ihn hinunterreißend,
fiel die Tür ins Haus und beinahe aus den Angeln. Unsanft landete ich, mein Gepäck
noch halb in der Hand, die andere Hälfte sich nun über den inneren Flur
verstreuend, aber immer noch etwas weicher, als ich es angesichts von hartem
Holzfußboden vermutet hätte. Der Schmerzensschrei unter mir ließ jedoch keinen
Gedanken daran, dass ich auf jemandem gelandet war.
Fluchend kamen wir beide hoch, der Herr
war mir gänzlich fremd, nicht so jedoch seine Erscheinung. Der grobschlächtige
Herr, dessen Fliege halb vom Kopf gefegt war offenbarte einen haarlosen Schopf,
dessen Ohren an den Seiten hervorstachen wie kleine Krautkröpfe. Das Gesicht
selbst gebar eine Mischung aus Pockennarben und ungewaschenem Drei-Tage-Bart.
ich hatte gehört, dass Cunningham Leute auf dem Anwesen beschäftigte, aber
diese Person war mir aus all seinen Erzählungen fremd.
Mit bluffender Stimme die Lefzen
aufgeplustert und polternd wie ein alter Terrier brüllte er mich an, was ich hier
zu suchen habe und was mir einfiele so überfall-gleich hereinzuplatzen. Im
Hintergrund konnte ich derweil, dort wo der Eingangsflur in die Halle überging,
dass jemand uns nachspähte, ein junges Ding, vielleicht 20 Sommer alt.
Abgelenkt, merkte ich zu spät, dass der grobschlächtige Herr mich schon zornig
des Hauses verweisen wollte.
Ich erklärte ihm ruhig, aber
beflissentlich, dass ich auf Wunsch von Lord Cunningham hier sei und ihn zu
sprechen wünschte. Der Kerl, ich vermag es kaum anders auszudrücken, drängte
mich beinah, trotz meiner Freundlichkeit hinaus. Es ist dem plötzlichen
Auftreten von Mrs.Bristle zu verdanken, welche mit Nudelholz in der Hand in der
Halle auftauchte, dass ich im Weiteren unbeschadet hereinkam.
Trotz der Proteste des mir als Mr.Enfield
vorgestellten Herren, welcher Cunninghams Butler sein sollte, gelangten wir so
durch die sehr kühle Eingangshalle die einsame Treppe zur linken hinauf zu den
Nachtzimmern. Diese, ursprünglich für Gäste angelegten Räumlichkeiten standen
nun leer. Angesichts der schweren, an Bosch erinnernden Wandfresken war es
wahrlich kein Wunder. Seltsame Höllenszenen und Kreaturen vermochten auch den
mutigsten Schläfer einzuschüchtern, während Mrs.Bristle damit haderte, mir den
Raum aufzuschließen. Cunningham sei noch verhindert, er wäre aktuell dabei sich
aufgrund von schweren Vorfällen zu erholen, und wurde angehalten, mich nach dem
Abendmahl nach ihm zu erkundigen.
Sie hatte gerade die Tür entriegelt, da hörte
ich den scharfen Ton von Eisen auf Fleisch und den überraschten, einschneidenden
Laut Mrs.Bristles. Blutig, erschreckend, ihr Blick auf den kantigen Türgriff,
von dem noch immer einzelne Tropfen Blut langsam ihren Weg zur Erde suchten.
Ihr erschrockener Blick und der
schmerzhafte Ausdruck, der sich langsam auf ihrem Gesicht breit machte, wich
der Realisierung der Situation, und ehedem ich mich versah war sie bereits
fluchend auf dem Weg die Treppen hinunter, während sie mich hier oben allein
ließ.
Mit einem mulmigen Gefühl drehte ich, die
blutigen Stellen umfassend, den Knauf. Das Zimmer selbst war karg, geradezu
schlicht eingerichtet, ohne jedoch auf Armut hinzudeuten. Trotz des stark
liegenden Staubes war ein Gefuehl von Erhabenheit zu bemerken, und die
teilweisen Buntglasfenster welche nach Norden blickten, zeigten sakrale Motive
und Szenen. Es war deutlich friedfertiger als ich erwartet hatte.
Mein Blick aus dem Fenster, nachdem ich
mich entpackt hatte, galt der Landschaft. Selbst im sich nur wenig zurückziehenden
Nebel war eine gewisse Atmosphäre nicht zu verläutern. Zeternde Laute von unten
ließen meinen Blick hinunter wandern. Mit errötendem Blick musste ich
feststellen, dass ich eine überraschend gute Sicht auf das Dekolleté einer
jungen Dame hatte, welche mit einem älteren Herren haderte.
Dieser, den schweren Gehstock an der
Seite, auf den er sich stützte, waren von deutlichem Wert. Auch sein Hut und
Mantel, trotz der Schlammschicht, schienen von höherem Wert als ich es auf den
ersten Blick erwartet hätte. Mir kam der Gedanke, dass ich mich sicherlich
alsbald vorstellig machen sollte, wusste aber weiterhin nicht, woher ich den
Herrn kennen mochte. Diese Vertrautheit kam nicht von ungefähr, so auch der
Herrgott es weiß.
Ich entschied mich erst einmal, meine
Unterlagen auf Vordermann zu bringen, und notierte meine Ankunft und die
wichtigsten Momente welcher ich hier entgegen kam. Auch die Personen kamen
darin vor, soweit ich sie überhaupt beschreiben mochte. Mir stellten sich die
Nackenhaare auf. In einiger Entfernung konnte ich ein Heulen vernehmen, das
aber ebenso schnell verklang, wie es auch aufgekommen war.
Das dumpfe Läuten einer Standuhr und eines
dazugehoerigen kleinen Glöckchens machten deutlich, dass die Stunde zum Abendmahl
begonnen hatte, und mir wurde jetzt erst richtig bewusst, wie lange ich bereits
dabei war, meine Notizen und Unterlagen zu richten, denn die Kerze war beinah vollständig
herunter gebrannt.
Das sanfte Klopfen überhörte ich beinahe. Die
junge Dame, welcher ich vorhin beim Hadern zugesehen hatte, war es, welche mich
abholte. Ihre Stimme, vorhin noch kraftvoll, schien nun überraschend dünn und
leicht, während sie mir den Weg zum Esszimmer wies. Ich stellte mit Überraschung
fest, dass die einzige andere Person am Tisch nicht mein alter Freund
Christopher Cunningham, sondern der alte Herr war, welcher so verdattert
erschienen war.
(Gezogene Karte: Herz 4 - Ein
Nebencharakter wird verletzt oder getötet. aufgrund der Tatsache dass wir noch
im ersten Akt, direkt am Anfang sind, habe ich mich für verletzt entschieden.)
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