20180104

Semi-Wöchentlicher Rollenspiel-Rundumblick

Diese Woche in der Übersicht:
- Five Parsecs from Home
- Every Star An Opportunity (5PfH-Erweiterung)
 
Es ist schon etwas länger her, dass ich mich hier mal wieder ganz hart versucht habe, aber das soll kein Grund zum Verzweifeln sein. Allen Phasen der niedrigen Aktivität folgen Phasen der Hochaktivität, wie auch auf sieben dürre Jahre sieben Fette folgen. Wer mich besser kennt versteht sicherlich, wie doppeldeutig das sein mag. Egal.

Im heutigen Rollenspiel-Spiegel sind wir im Bereich Sci-Fi mit dem theoretisch Solo-baren 5ParsecsFromHome und seiner Erweiterung.

Five Parsecs From Home sprang mich auf DriveThruRPG trotz seines recht schlichten Covers an. Etwas am Titel, das ich durchaus interessant fand. Dazu noch die Aussage "2nd Edition". Also sollte das Gröbste bereits raus sein? Dann noch als Solitaire-Spiel machbar? Mein Herz wusste gar nicht, ob es nicht noch schneller schlagen sollte. Gesagt getan, schnell war das Regelwerk nebst einer im Angebot befindlichen Erweiterung erworben, die morgendliche Bahnfahrt war dann Gelegenheit, auch mal drin zu schmökern. Was genau haben wir denn hier vor uns?

5PfH von Nordic Weasel Games ist ein Sci-Fi orientiertes "Adventure Game" mit Fokus auf Solo-Spieler, inspiriert nach eigener Aussage von Trigun, Mass Effect, Firefly, Borderlands und Traveller. Wir haben also Sci-Western, Epic Space Opera, LowSci-Western und Hard Sci-Fi. Eine durchaus erkleckliche, wenngleich nicht unbedingt ganz stimmige Mischung.Desweiteren verrät uns das Intro bereits, das es auf etwas basiert das sich "FiveCore wargame rules" schimpft. Hmm. Sollte es doch ein Mini-Spiel sein? Hab ich mich hier vergriffen? Angst beginnt um sich zu greifen.

Der nächste Absatz spricht von "Models" und "Miniatures". Nanu? Ist das jetzt DnD 3.X gleich dass sie verlangen, dass man als SoloSPieler das ganze mit Minis spielt?  Oder ist das nur als Alternative zum Theater of the Mind gedacht? Ein Verdacht drängt sich auf, aber wir gucken erstmal weiter.

Charaktere in 5PfH haben vier Attribute: Reaktion, Geschwindigkeit, Kampffähigkeit und Härte. Jedes Attribut macht genau das was man vermutet.  Dem folgen Waffenwerte, sowie "Mission Objectives". Man versucht immer dne Gegner zum Rückzug zu zwingen. Und hier kommt der Satz den ich befürchtet habe.

"[...]in low-level skirmish gaming, it´s typical for player to[...]

*seufz*. Also doch eigentlich ein Skirmish-Spiel für einen Spieler Hat es denn wenigstens Rollenspielanleihen? Gucken wir mal.

Jede Partie besteht Vor und Nachgeplänkel sowie "der Mission". In dieser darf man auf Basis von schnellen, normalen und langsamen Aktionen entweder "Kämpfen" oder "Bewegen". DIe nachfolgenden Seiten haben ein paar Beispielbilder von Minis auf günstigem Gelände und Regelerläuterungen wann man besondere Schussmodi einsetzt. Das Spiel ist grundlegend simpel genug dass jede Bekanntheit von anderen, größeren Tabletop Wargames hier nicht herausfordert. Zudem gibt es am Ende jeder Runde eine Moralüberprüfung, man kann also auch freiwillig oder unfreiwillig fliehen, abgeschlossen von einer Referenzregelübersicht.

Als nächstes kommen wir in eine Schwierigkeitsgrad-Übersicht, in welcher man "sich selbst das Spiel schwerer machen kann". Grundsätzlich nicht verkehrt, aber schon der Gedanke den Feind im Kampf direkt verkörpern zu müssen macht es mir hier sehr schwierig, mich damit anzufreunden. Es gibt Sachen wir Heroic oder Easy Mode, wo man es einfacher hat, aber auch Veteran Mode (Spieler können keine Schnellen Schüsse mehr abgeben, Hard Mode (+Spieler verletzt Feinde nur noch auf Widerstandskraft+1 oder 6), sowie Legendary Mode (+Feinde können nicht betäubt werden).

Dann kommt schon die Ausrüstungsübersicht von lustigen Fern und Nahkampfwaffen ohne große Beschreibung, man muss hoffen dass man weiß was ein "Fury Rifle" ist, denn das Spiel erklärt es nicht. Schade, hier ist eine starke Chance verspielt worden, denn gerade im Sci-Fi Bereich sollte man meinen, dass gute Erklärungen und Illustrationen viel Atmosphäre und Spiel geben.

Nach diesen grundlegenden Regeln kommen wir zur Charaktererschaffung. Charaktere erhalten neben Attributen Hintergrund, Motivation und Klasse, wobei diese zufällig ausgewürfelt werden können, oder gewählt. Etwas seltsam mutet an, dass man eine Tabelle mit Roll x-100 hat, wenn man nur mit w6ern würfelt. Ist die Crew erschaffen, wird Ausrüstung verteilt. Das erklärt mir immerhin, dass ein "Fury Rifle" eine Hi-Tech-Waffe ist.  Den Abschluß der Erschaffung macht "Flavor Details", wobei diese keinen Spieleinfluss haben. Schade eigentlich, denn da sind Sachen wie "was ist mein schiff, wie haben wir uns kennengelernt, was für eine Crew sind wir?" dabei und man sollte meinen, dass so etwas ein gewisses Interesse erzeugen können sollte. Aber gut.

Der Logik von Regeln, Ausrüstung, Charaktererschaffung folgt die Kampagnenrunde, quasi die Aktionen in einem bestimmten Sternensystem, in dem man Sachen machen kann. Man bestimmt ob man weiterreist, bezahlt unterhalt, löst "Crew Jobs", Ausrüstung, spielt eine Schlacht aka "Mission" und macht weiter. Im Grunde genommen ist es als ob man Mortheim oder Necromunda mit weiterreichenden Regeln spielt.

Dem folgen einige Tabellen für lustige Fluff-Beschreibungen nach, sowie die Regeln für "Encounter" und "Quest Progress", quasi die Idee das man statt einen Plan zu verfolgen, auch zufällige auf Ärger aus sein kann. Erinnert ein bisschen an Munchkin, durchaus amüsant, etwas befremdlich natürlich auch. Die Reichweite von möglichen Hinternissen, von Gangern, Kopfgeldjägern, Vigilanten (Kostümierten Selbstjustizlern, quasi Faux-Batman), Anarchisten, Alien-SölDnern oder Primitiven Ureinwohnern ist die Liste lang und durchaus solide geschrieben, auch wenn es unschön aussieht in der Formatierung, weil die List auf die nächste Seite bricht. Unschön im Layout.

Etwas amüsant ist auch, dass dem Spiel exakt drei Farben anheim stehen, Gelb (Tabellenköpfe), Grau und Weiß (Hintergrund), was irgendwie befremdlich wirkt. Immerhin wirken die gelben Balken wenigstens ab und zu etwas entspannender fürs Auge. Der Abschluß der Regeln sind "Seltsame Charaktere" welche man als Zufallswahl bekommen kann und mit einem w10 erwürfeln soll, sowie "Infinitie Aventures". Eine Erklärung bei der ich kotzen könnte.

"You are now able to move characters between these two games as you see fit."

Danke für die Erlaubnis Jungs, ich sag dann Bescheid wenn ich weitere Minis aus einem Spiel in ein anderes übernehmen könnte. Was ist mein Problem? Ich mag es nicht, von einem Spiel gesagt zu bekommen, das ich etwas nur so oder jetzt darf. Wenn ich vorher Sachen übernehmen wollte, ging das ja trotzdem.

Den Abschluß der Regeln bildet eine Seite mit "Designers Notes" sowie der Autoren-eMail, aber auch hier wieder so gebrochen dass es vom Layout her auf die nächste Seit geschoben wurde (was fürchterlich aussieht) und mich ein bisschen an MS.Word-Layout-Probleme erinnert, die auftreten, wenn man zu PDF konvertiert.

Kann ich dem Spiel vorhalten, dass es weiterführende Kampagnenregeln für Spiele wie Necromunda enthält? Wenn ich lesen könnte, vermutlich nicht, es steht durchaus auf ihrer Verkaufsseite. Es ist nur insofern schade, als dass es eigentlich nicht wirklich wichtig oder sinnvoll ist. Necromunda und co. haben eigene und oft auch kostenlose Exemplare von Kampagnenregeln, insofern ist es als Kaufwerkzeug irgendwie verfehlt, da auch die Qualität jetzt nicht so berauschend ist, dass ich deswegen sofort zugreifen würde.

Kann mich denn Every Star an Opportunity überzeugen? Nicht wirklich, wobei die Begründung eine andere ist. ESaO enthält primär Zusatzregeln und Inhalte um 5PfH zu erweitern, darunter Zufallsweltregeln, Tabellen für lokale Gesellschaften, Ereignisse, Kopfgeldjagd als neue Mission, ebenso Steuern eintreiben oder "Enteraktionen". Grundsätzlich solide, aber 19 Seiten in ähnlicher Formatierung (Und blauem Überschriften-Kopf statt gelbem...*brrr*) sind jetzt nich so berauschend. 

Dazu kommt, dass für ein Spiel, das von Traveller inspiriert sein will, die Auswahlmöglichkeiten der Welt- und Gesellschafterschaffung etwas sehr durcheinander sind, und schlicht "langweilig". Ähnlich gilt es für die Sozialmodelle und Fraktionsregeln. Wobei der "Faction Conflict" sogar explizit auf zukünftige Supplements ausgelagert wird. *Grr*, das klingt nach Geldschneiderei. Immerhin sind die jeweiligen Aktionen in den Spielablauf einfügbar, der dadurch aber nur aufgebläht, nicht jedoch spannender wird. Schade eigentlich.

Braucht man ESaO? Nö. Sollte man die 2$ trotzdem investieren? So doof es klingt, ich würde davon abraten. Ich sehe den Zusatzregeln nichts an, was man brauchen würde, und als Erweiterung für 5PfH ist es irgendwie Makulatur. Im Grunde genommen stoße ich bei 5PfH wie auch ESaO auf das Problem, dass es einfach günstiger deutlich besseres Material gibt, wenn man ein wenig guckt und strategisch sucht. Und das lässt 5PfH einfach im Raum stehen. Schade, verpasste Gelegenheit, aber so geht es manchmal.

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