20150716

Anpassungsnotwendigkeiten IV

Dieser Artikel wurde am 20.7.2015 nachträglich online gestellt....Schande auf mein Haupt ;)
Im letzten Abschnitt des Artikels versprach ich, in diesem nun den weiter verlaufenden Handlungsstrange um Ginas Haus der Freuden und den Blachernae-Palast zu folgen.

Das soll unser heutiger Fokus sein im Modul 
The Last Days of Constantinople!

Also nun wie folgt:

Ginas Haus der Freuden ist einer der beiden zentralen Anlaufpunkte des Moduls und gleichzeitig einer der beiden wenigen Orte, die ein bisschen mehr Ausarbeitung erhalten haben.  Das hierunter letztlich auch der historische Anspruch auf der Strecke bleiben muss, ist dabei eher ein kleines Problem, dem wir begegnen können, aber nicht müssen. Die Spielbarkeit ist und bleibt unser Ziel und somit können historische Genauigkeiten, gerade auch weil so wenig aus der Zeit vor dem Fall der Stadt überliefert wurde, auf der Strecke bleiben, ohne dass dies großartig ins Gewicht fällt.

Es ist insofern vermutlich typisch für DnD-Module, dass Gina als Stufe-7-Kurtisane offensichtlich ebenso ins Systemschema gepresst werden musste, wie andere NPCs, komplett mit Herausforderungsgrad sollte einer der Spieler sie umbringen wollen und dafür XP verlangen. Sie, wie auch die anderen NSCs des Bordells, Tamara die Prostituierte, Manuel der Prostituierte/Ex-Krieger (Was für eine Klasse...) und "Der Baron", ein weiterer männlicher Prostituierter. 

Hierbei stoßen wir übrigens auf einen Aspekt, der im gesamten Modul letztlich für gewisse Problematiken sorgen kann, denn es werden uns zwei männliche Prostituierte gezeigt, die auch qua angepriesen werden. Dies ist insofern problematisch, als dass seit dem 6.Jahrhundert in Konstantinopel Homosexualität mit dem Tode bestraft wurde und seit Konstantin I mit vehemter Härte dagegen vor gegangen wurde. Natürlich kann man jetzt vermuten, dass Gina sich das Privileg erkauft haben könnte, aber in einer Stadt wie Konstantinopel, in der gerade jetzt die Fanatiker und Gläubigen auf den Straßen unterwegs sind, grenzt es an das Absurde, das diese offen auftreten würden, unabhängig davon ob es im Gebäude geschieht oder woanders, da gerade in Städten selbst die Wände Ohren haben. Hier wäre es einfacher, die Jungs eher als Bedienstete und höchstens als heimliche Prostituierte auftreten zu lassen, so wäre Manuel eher ein "Leib"-Gardist, während "Der Baron" als solcher eher eigene Audienzen gibt und somit eigentlich oder vermutlich als angeblicher Adelssproß eher dem Schutze der höheren Mächte unterliegt und somit eine gewisse Narrenfreiheit genießt.

Aber zum Punkt kommend, stellen sich uns damit schon einmal 4 NSCs vor, die bearbeitet werden müssen. Fangen wir mit Gina an.

Gina ist die Lena oder Bordellmutter des Etablissements und führt als solche das Haus der Freuden, das im Modul repräsentativ für andere benutzt wird. Welchen Effekt das hat und warum das von Bedeutung sein kann, kommen wir noch zu. Sie ist offentsichtlich, auch im Angesicht ihres Alters sicherlich eine fähige Frau und sollte für eventuelle Widrigkeiten gewappnet sein. Gina ist daher ein Stufe-5-NSC mit der Motivation:Selbstsüchtig. Leider ist sie damit im Bordell nicht alleine. Der als Baron benannte Jüngling, dem dereinst alle Zähne gezogen wurden damit er seinem Freihandwerk besser nachgehen konnte, wäre im Vergleich dazu eher ein Stufe-2-NSC mit derselben Motivation, also ebenso Selbstsüchtig.

Der Hintergrund ist einfach. Beide sind selbstverliebt und würden um jeden Preis zuerst die eigene Haut retten wollen, wobei sie dafür bereit sind über Leichen zu gehen, und das nicht zu knapp. Das ist bei Person Nr.3, Tamara, einer jungen aber naiven, fast schon blauäugigen Frau anders. Sie ist ebenso ein Stufe-2-NSC mit der Motivation:Oberflächlich, da sie letztlich den Ernst der Lage verkennt und überhaupt nicht versteht, was die Belagerung für Folgen haben wird. Der letzte im Bunde ist der ehemalige Soldat Manuel, hier wäre ein Stufe-4-NSC mit der Motivation:Zufrieden am sinnvollsten, da es für den starken jungen Mann in der Blüte seines Lebens unwahrscheinlich ist, dass er größere Ambitionen hegt, von der Hoffnung auf ein baldiges Verschwinden aus der Stadt einmal abgesehen.

Mithilfe der Modulbeschreibung erhalten wir einen Einblick in das relativ große, aber ebenso recht niedrig gebaute Bade- und Freudenhaus, anbei ein passendes Bild aus einer recht passenden Videospielumgebung, welche die Stimmung recht gut wiedergeben könnte.

Sobald die Spieler das Bordell betreten, werden sie schnell mit seiner Sauberkeit, den feinen Klängen und einigen angenehmen, vermutlich sogar überbordenden Duftwasser-Gerüchen konfrontiert, was im Angesicht ihrer eigenen Sauberkeit den meisten die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte. Die Spieler werden von Gina willkommen geheißen, insbesondere da sie vermutlich klar als Außenstehende zu erkennen sind, und aufgetrennt um sich mit einem dann zurück zu ziehen. Amüsanterweise geht das Modul davon aus, in einer fiktiven d20 Mittelalter-Welt, dass Ginas Zimmer quasi-magische Effekte auslösen kann, was inhaltlich natürlich totaler Blödsinn ist, aber gut abbildet, dass in d20 nichts ohne Magie ging, was ja auch letztlich der Genickbruch des Systems auf Design- und mechanischer Ebene war und ist.

Meine Erfahrung mit bisherigen Gruppen gebietet mir eher hier zu vermuten, dass die Gruppe, gleich einer AXT im Walde auftreten würde, um vor der guten Dame im passenden Gewand, vermutlich den Wappenröcken mit päpstlicher Sigille, herumzuwedeln und was davon zu erzählen, natürlich in passendem verschwörerischen Tonfall, dass sie vom Monsignore geschickt wurden und ihnen gefälligst helfen sollen.

Hierbei kommen wir auch gleich zum nächsten Punkt. Aufgrund seiner doch sehr wischi-waschi geschriebenen Art sagt uns das Modul nämlich schlicht überhaupt nicht, inwiefern Gina der Gruppe denn überhaupt behilflich sein kann oder welchen Einfluss sie letztlich wirklich über die hohen Herren von Byzanz ausüben kann, was inhaltlich natürlich vollkommen thematisch verfehlt ist, aber schlicht gebraucht wird, da ansonsten das ganze Bordell inhaltlich vollkommen nutzlos ist, denn die Spieler können dank päpstlicher Sigille, der Waffenlieferung im Schiffsbauch der genuesischen Galeere und aufgrund des päpstlichen Schreibens auch einfach so Richtung Blachernae-Palast stapfen. Das wiederum macht es natürlich etwas bizarr, zeigt aber auch, dass hier wieder nur bis zum Feldweg gedacht wurde.

Wie wir denn nun das Bordell spieltechnisch einbauen, was sich im Blachernae-Palast abspielt und wie das ganze alles zusammen kommt, besprechen wir beim nächsten Mal.

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