Im Rahmen des diesmonatigen Karneval der Rollenspielblogs schummel ich mich mal kurz vor dem Monatswandel noch dazu, um auch mal meinen Senf zum aktuellen Thema abzugeben, das passend dazu unter der Überschrift Alte Säcke abläuft. Apropos, der Karneval ist dieses Jahr 5 geworden, dazu Gratulation.
Wo...ja, wo sind nur all die Jahre hin? Als ich damals, im zarten Alter von 13 mit Rollenspiel anfing, war das ganze irgendwie einfacher. Durch einen Klassenkameraden angefixt, der von seinem damals studierenden Bruder ADnD beigebracht bekommen hatte, saßen wir damals stundenlang Nachmittags und Abends zusammen, und erkundeten seltsame Korridore, bekämpften bösartige Minotauren und errungen großartige Schätze.
Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich damals mit großen Augen das Shadowrun 3.01D Regelwerk beim Karstadt angestiert habe, das schon damals satte 70 Märker gekostet hat. Es kam nicht umhin, Junior musste es haben. Unsere ersten Ausflüge in die Welt des Cyberpunks begannen ebenso brutal wie unbeholfen.
Seitdem ist viel Wasser die Berge runtergeflossen, aber Rollenspiel betreibe ich immer noch. Schreibe sogar selber an Material, wenngleich das mal mehr, oder weniger glimpflich verläuft. Nichtsdestotrotz, man ist dabei. Aber es hat sich natürlich einiges geändert.
Mit den Jahren ist das nicht unbedingt mal der Charakter den man spielt, auch wenn ich feststelle, dass kaum jemand einen Charakter spielt, der nicht im eigenen Alter ist (Ausnahme wie üblich die DSA-Milchbubis, welche mit ihren zarten 17-20 aus der Ausbildung kommen. Ist euch eigentlich schonmal aufgefallen, dass man in DSA immer eine Profession hat? Es gibt keine gescheiterten Novizen, Ex-Tempellehrlinge oder vor der Prüfung ausgestiegene Bäckerlehrlinge. Der Gedanke kam mir nur gerade mal so nebenbei.), so ist doch mit der gewachsenen Erfahrung es oft so, dass auch die Bandbreite dessen was gespielt wird, sich ebenso wie der Geschmack verändert.
Geschmack ist vermutlich auch ein ganz großes Thema beim Altern. Als ich damals, beim ADnD das erste Mal einen Ninja spielen durfte, da war das noch eine ganz große Zeit. Wie gesagt, einfach ein anderes Spielgefühl. Heute lockt mich das nicht mehr hinter dem Ofen hervor, wenn da nicht dutzendfach besondere Bedingungen oder korrekte Inhalte erfüllt sind, und einfach so Ninja spielen ist sowieso schon gar nicht mehr.
Aber die Zeiten ändern dich. (Das ist ein Musiktitel von irgendwem, oder?) Wo früher ADnD und Shadowrun, gefolgt von einer langen DSA-Phase auf dem Plan stehen, wird heute vielmehr Indie gespielt, auch selbstgeschriebenes Material, gerne auch deutlich regelleichtere Systeme als das, was wir damals angefangen hatten. Besonders narrative Systeme scheinen heute einen größeren ANklang unter der aktuellen Jung-Generation von Rollenspielern Anfang 20 zu finden, während meine Altersgruppe sich mehr und mehr auf ihre alte Festungen zurückzieht. Die Veteranen der 3ten Edition von DSA, oder der inzwischen 4ten Edition von Shadowrun und DnD, welche Seite an Seite gegen die Barbarei des FATE und anderer Albernheiten kämpfen. Ist natürlich alles Mumpitz.
Was hier aber durchaus auffällt, und was ich sehr positiv finde ist, dass die Explosion an Material der letzten 10 Jahre in meinen Augen durchaus positiver ausfällt. Wir leben in Zeiten des Übermaßes, und das gilt auch auf dem Rollenspielmarkt so, und trotz aller Unkenrufe derjenigen, welche heulen, dass ja niemand neues mehr anfängt, was durchaus nicht wahr sein muss, ist es doch oft so, dass wir vergessen, dass da, durchaus auch am Spieltisch Spieler/innen sitzen, die das noch nicht seit 15+ Jahren machen.
Trotz alledem scheint es heute auch in gewisser Weise leichter, ins Pen&Paper-Rollenspiel zu gelangen. Eine Spielerin stieß nach WoW zu unserer Runde, das merkt man ihrem Latein auch an, also den fachsprachlichen Ausdrücken. Gleichzeitig ist es eine sehr einzigartige Perspektive auf besonders die mechanische Seite des Hobbies. Ein anderer Spieler stößt jetzt demnächst nach einem Ersteinsatz Shadowrun zu meiner GoG-Onlinerunde hinzu. Keine sonstige, echte Vorerfahrung. Eine Person, deren Erlebnisse und Bedürfnisse also durchaus von dem konsumierten mitgeformt werden. Ein gewichtiger Anspruch.
Aber zurück zu den alten Säcken, zu denen ich mich natürlich auch zähle. Kein Wunder also, dass hier eine Trennung der Generation existiert. Seitdem wir mit dem Hobby begannen, gab es Forge, GNS, Spieltheorien, Narrativistische Spiele, FATE, LARP lebt auf und ab, MMOs. Es waren bewegte Jahre, auch wenn es, weil Nischengruppe, nur ein Sturm im Wasserglas war. Ich hebe also mein Glas auf die nächsten Jahre. Mögen sie ebenso voll von Humor, Witz und Emotion sein, wie es die vergangenen waren.
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