Kleinere Wellen
von Regenwasser, welche sich ausbreiten und mit denen vermischen, die im Rot
von Rassilas Blut gemischt kommen. Wandere zu Tatianna rüber, reiche ihr meine
Hand. Warte ab, ob sie diese überhaupt annehmen will. Sie starrt mich an. Der Blick wirkt starr, erschrocken.
Zeichner – Es ist
vorbei. Du bist jetzt sicher.
Ich lasse den
Revolver fallen. Meine Hand krampft leicht. Ich starre sie immer noch
unverwandt an. Ich frage mich, wo Rassilas Mann, der Zar geblieben ist. Und was
aus Matthews wurde. Ich kann mich nicht einmal an die Fahrt hier her erinnern.
Fuck. Regen umläuft mein Gesicht.
Sie reißt mich
beinah um, als sie sich an meiner Hand vorbei gegen meine Brust wirft. Weint.
Den Kopf in meiner Brust versenkt. Ich tätschle leicht ihren Rücken. In einiger
Entfernung sind Haltestellen für öffentliche Verkehrsmittel, ein Parkplatz. Bis
zu meinem Büro ist es eine gewisse Strecke von hier aus.
mmmmMMMMMMmm
Das Mobiltelefon
vibriert. Das Mistding lebt immer noch.
Beeindruckend. Ein Anruf. Drücke auf Annehmen, während sich Tatianna, immer
noch Tränen in den Augen, von meiner Brust löst. Zum Leichnam wandert. Und der
Toten anfängt, die Schuhe zu klauen. Offensichtlich tut ihr der Fuß gar nicht
mehr weh?
Zeichner – Hmm?
Stimme – Möchten
sie ihre Kontenabrechnung?
Ernsthaft? Immer noch?
Nach all dem Scheiss? Manche Leute lernen es aber auch nie.
Zeichner -
Nein, das Konto ist noch nicht abgezogen.
Die Stimme am
anderen Ende kommt leicht verzerrt rüber. Aber selbst hier, und in der
Verzerrung kann ich das Timbre hören, das mitschwingt.
Mit neuen Schuhen
kommt sie zurück, schaut neugierig auf mich, und das Telefon. Dann in die
Ferne.
Rieé – Herr Zeichner.
Sie also noch lebendig.
Ein einsames
Sirenenpaar kommt näher. Eine Polizeistreife, die angesichts der Zerstörung im
Gebiet hier nach dem Rechten schaut? Oder ein Paar schmutziger Cops?
Zeichner – Wo sind
sie?
Rieé – Haben sie
gefunden, wonach sie suchen sollten?
Selbst ohne zu ihr
zu gucken, weiß ich, worauf seine Frage abzielt. Mein Blick geht weiter, über
den Leichnam hinüber, zur zerschmetterten Außenfassade des Towers, die
pockennarbig an unzähligen Stellen Spuren der Verwüstung durch den Sturm
aufweist. Flammen, welche an verschiedenen Stellen herausragen.
Zeichner – Ja.
Rieé – Gut.
Zeichner – „Gut“
ist dafür keine Umschreibung mehr. Wo sind sie? Oder wollen sie Sie nicht mehr
kennen lernen?
Rieé –
Das wird nicht mehr nötig sein. Sie sind gefeuert. Grüßen sie Frederiksen von
mir.
Zeichner – Sie gucken
zu, nicht wahr? Sie sehen uns gerade, von irgendwo?
Amüsiertes
Gelächter am anderen Ende. Dann ist die Leitung tot. Nehme das Telefon vom Ohr.
Es glitscht mir fast aus der Hand. Ich greife nicht zu, als es zu Boden geht.
Heh. Wenn ich jetzt drauf trete, ist die letzte Verbindung zu Rieé zerstört. Es
knackt. Gefluche. Schritte hinter mir. Wer? Drehe den Kopf etwas zur Seite.
Zwei Personen.
Polizisten? Typ und Dame. Sie, untersetzt, breitschultrig, enges Gesicht, ins
schwarze gehende Kurzhaarfrisur, in einem dick-gepackten Regenmantel mit PD-Zeichen
auf der Front, er untersetzt, ein unscheinbares halb-rundes, halb eckiges Gesicht
mit einer Nase, die geknickt wirkt und einem stetig unfreundlichen
Gesichtsausdruck über einer kahl geschorenen Glatze auf der gefühlte fünf Haare
sitzen. Huh. Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe das Gefühl, er würde
irgendwie südländisch wirken. Seltsam.
Sie schaut an uns
vorbei, schnellen Schrittes erreicht sie Rassilas Leichnam, greift an ihre
Seite und fängt an zu telefonieren mit Blick auf uns. Er schaut mich an.
Pfeift. Greift in die die Manteltasche, holt eine Zigarette heraus, zündet sie
an. Guckt mich an.
Zeichner – Ich
soll Sie von Rieé grüßen.
Polizist? – Ich weiß.
Wie beiläufig erwähnt.
Ist das also Frederiksen. Erschreckend. Die Wolkendecke bricht auf. An
verschiedenen Stellen ist Sonnenschein sichtbar, der sich speergleich aufs Land
wirft.
Zeichner – Und jetzt?
Frederiksen – Sie
wissen, wo sie hin wollen?
Zeichner – Ich
habe ein Ziel. Bin ja nicht allein unterwegs.
Er lacht auf.
Bläst starken Dunst in Form des Zigarettenqualms umher.
Frederiksen – Sie
sollten verschwinden. Das wird hier bald wimmeln vor Schwarzmänteln.
Ich nicke ihm zu.
Er zwinkert kurz. Tatianna, inzwischen still geworden, lässt los, schaut mich
an, dann ihn. Frederiksen pfeift, schüttelt den Kopf, wandert dann zum Leichnam
und weiter, zu seiner Partnerin rüber, welche immer noch spricht. Immer wieder
Codewörter und Polizei-spezifische Fachwörter in ihr Telefon nennt.
Ich drehe mich in
Richtung der Stadt um. Schaue zu Tatianna, dann zur Stadt.
Tatianna – Was passiert
jetzt?
Zeichner – Jetzt? Weißt
du, ich hab da diesen Kumpel, Mickey, der hat echt guten Whiskey bei sich. Den hole
ich mir jetzt. Und danach? Danach suche mir einen Kamin und einen bequemen
Sessel. Willst du mitkommen?
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