Mit einem lautem Krachen komme ich zu Boden, stütze mich und
versuche gleichzeitig mich abzurollen. Ein etwas kläglicher und
schmerzhafter Versuch, der zum Scheitern verurteilt ist, als ich mit
den Füßen voran und einer enorm schmerzhaften Landung auf dem
Rücken aufkomme.
Langsam werden diese seltsamen Landungen zu einem Normalzustand.
Vielleicht sollte ich mir irgendwann so ein Manöver antrainieren,
mit dem ich das besser hin bekomme Für den Moment jedoch, mit
schmerzender Rück- und Vorderseite erstmal aufstehen. Schmerz in der
Bauchgegend. Hab ich jetzt natürlich besonders gebraucht und
gewünscht. Leichtes Abklopfen. Um gucken
Ich befinde mich in einem langen Korridor, der verschiedene
Seitentüren zur rechten aufweist, sowie eine lang gezogene
Fensterfront zu meiner Linken. Außer einigen vernagelten
Brettervorschlägen die von außen den Lichteinfluss senken und nur
vereinzelt Licht hereinlassen, ist hier ansonsten von nirgendwo ein
Lichtstrahl zu erkennen. Nur das Leuchten aus dem Raum hinter mir und
dem unregelmäßigen Leuchten des zersplitterten Displays ist es zu
verdanken, dass ich überhaupt irgend etwas in der Dunkelheit vor mir
erkennen kann. Das bisschen Licht, das durch die Ritzen der
Bretterverschläge durch die Dunkelheit zu meiner Linken dringt,
reicht nicht ansatzweise, um auch nur ein Fitzelchen dieses Ortes zu
erhellen. Immerhin macht es deutlich, dass sich hinter der
Fensterfront ein größerer Raum verbergen muss. Wo der Eingang ist,
und warum es mit Brettern dicht gemacht wurde, bleibt zu erforschen.
Der Korridor selbst setzt das Fliesenmuster fort, das auch schon
im Raum des Alten zu erkennen war. Starker Staub an vielen Stellen
deutet an, dass dieser Bereich schon seit langem keine menschliche
Seele mehr gesehen hat, während hier und da hängende Spinnweben
dafür sorgen, dass zu mindestens eine Sorte von Lebewesen aus diesem
dunklen Ort etwas macht. Soweit ich erkennen kann, liegt ab und zu
mal eine Haufen Unrat im Weg, alte Möbel, die gestapelt wurden,
Stühle und Tische, die wohl mal zu einer typischen Büroware
gehörten.
Insbesondere die ersten Räume zu meiner rechten, in die ich rein
gucken kann, machen den deutlichen Eindruck von Büros. Unwirsch
zusammen geworfene Kisten voll mit Akten bis unter die Decke, welche
in Teilen schon anfängt unter dem Gewicht und der Last des Alters
oder einer ungünstigen Bauweise zusammen zu brechen, während der
stetige Regenfall die meisten Unterlagen, als ich einmal durch gehe,
unleserlich gemacht hat.
Als ich dem Korridor weiter in die Tiefe folge, macht er
irgendwann scharf halt an einer Kreuzung. Zu meiner Linken, neben
einer Verbindung in den Raum mit der Glasfront zu einer
zweiflügeligen Tür, dickes gelbliches Absperrband über die gesamte
Seite gezogen, während gähnende Dunkelheit mich gerade die Kreuzung
hinunter und zu meiner Seite erwartet. Wollen wir doch mal sehen, was
für ein Ort dies sein mag.
Flinken Fußes bin ich durch die Masse aufgewirbelten Staubs und,
nachdem ich mich durch diverse Spinnennetze gekämpft habe, an der
großen Tür angekommen. Das Absperrband widersetzt sich mir. Es
erfordert etwas Aufwand, bis es einigermaßen gezerrt ist.
Schließlich kann ich die Tür ohne Probleme erreichen. Nächstes
Problem. Ich drücke die Klinke herunter und nichts passiert.
Abgeschlossen. Mist.
Versuch Nummer Zwei. Taste mich an der Seitenwand Richtung
Glasfront-Raum. Kann die Türöffnung wiederfinden und trete ein.
Groß. Sehr tief, nicht höher von der Decke her, als der restliche
Raum, aber immer noch sehr hoch. Tische, die aufeinander
gestapelt Reihe an Reihe in der Mitte des Raumes stehen, diverse
Stühle, die daneben achtlos umher geworfen einen Großteil des
Bodens bedecken, dass ich schon vorsichtig die Füße voreinander
setzen muss, um nicht spontan und sehr schmerzhaft auszurutschen.
An einem der Fensterverschläge stehen geblieben, blicke ich durch
ein Loch. Im ersten Moment sticht mir die Helligkeit schmerzlich ins
Auge. Ist das Sonnenlicht? Das kann gar nicht sein, es war irgendwas
nach Mitternacht als ich das Haus erreicht hatte. Ich meine, wie
lange bin ich hier unten, wenn das Sonnenlicht ist?
Für eine kurze Weile muss ich wie ein verrückter blinzeln, die
ganze Zeit immer mit einem Auge durch den Verschlag zu blicken. Es
ist in der Tat Sonnenlicht, wenngleich nicht direkt die Sonne, die
hinein spiegelt Ich kann etwas großes metallisches erkennen, das den
Sonneneinfall reflektiert. Ein Schild? Eine Anlage? Drücke mich von
der Wand weg, ergreife einen der Stühle und zimmere ihn mit Gewalt
gegen den Verschlag. Mit einem lauten Bersten und Krachen bricht
dabei die Lehne des Stuhls ab, bis ich nach dem dritten Schlag nur
noch die einfachen dürren Stahlfüße des Stuhls in den Händen
halte. Auch nicht so glücklich. Aber die Tische sind zu schwer, um
sie gegen den Verschlag zu hämmern.
Es hilft nicht, hier jetzt lange zu überlegen, entweder ich komme
hier irgendwie weiter oder ich mache unten weiter. Aber unten werde
ich irgendwann Fouquier treffen. Hin und Her. Abwägen? Zweiter
Stuhl. Dritter Stuhl. Als ich den Achten oder Zehnten Stuhl
schließlich am Verschlag probiere, bricht das Holz und mit etwas
Druck kann ich das gesamte Konstrukt durchbrechen. Licht flutet den
Raum, der aufgewirbelte Staub und die Spinnenweben reflektieren den
rötlichen Lichtschein in tausend Formen. Die Helligkeit wirkt
blendend.
Vor mir eröffnet sich die Weite des
Industrieparks. Ich kann auf diverse großflächige Anlagen blicken,
hier und da ein paar Strommasten sowie ein großes metallenes Objekt,
das in seiner Form etwas an eine Hyperbol-Antenne erinnert, wenn es
nicht gerade die aufgehende Morgensonne, die rötlich am Horizont im
Osten gerade dabei ist aufzugehen, heraus reflektieren und genau in
mein Gesicht und gegen die Fensterwand des Gebäudes scheinen würde,
in dem ich mich befinde. Leider trennen uns ein großer Zaun und ein
hoch angestelltes Schild, das von meiner Seite aus nur abgeblätterte
Überreste von Farbe zeigt, welche das darunter zum Vorschein
kommende Holz offenbaren.
Vorsichtig klettere ich über den jetzt
aufgebrochenen Fensterrahmen aus dem Gebäude heraus und stürze
erneut beinah, weil der Boden auf der Außenseite etwas tiefer
angelegt ist, als ich es erwartet hatte. Haue mir etwas den Staub von
den Klamotten und schaue mich um. Ein großes Absperrband bedeckt
auch von Außen die Doppelflügelige Eingangstür, durch welche ich
ursprünglich meinen Weg machen wollte, während die restlichen
Fenster, das Gebäude geht dahinter noch weiter, ebenso
verbarrikadiert sind, wie dieses. Je länger ich es betrachte, umso
mehr erinnert es in seiner Fertigbauweise an die typische Art Haus,
das eigentlich nachdem es nicht mehr in Benutzung ist, abgerissen
werden sollte. Vermutlich hat sich das hier nicht gelohnt. Ein Blick
nach oben offenbart verwunderlicheres. Direkt über dem eigentlichen
Part, wo man das Hausdach vermuten würde, steht bedrohlich
heraushängend ein Felsüberhang, an den das gesamte Bürogebäude
angesetzt wurde, als ob es einfach nur darunter gebaut wurde. Mutig.
Ich latsche zum großen Schild Richtung
Zaun. Als ich davor stehe wird einiges klarer. Das Schild beginnt mit
einer Beschriftung, die zuerst einmal von der örtlichen Baufirma
berichtet, sowie der Tatsache, dass es aus Sicherheitsgründen für
gefährlich und somit abbruchreif erklärt hatte. Scheint so, als ob
jemand die Nachricht nicht bekommen hat. Wobei mich der Bauherr etwas
mehr interessiert. Ein gewisser Jonah Frothers von Ill-Deemed
Investments. Der Hochofen kommt mir in der Erinnerung wieder vor
Augen. Die gesamte Konstruktion muss von Anfang an geplant worden
sein, so etwas kann nicht einfach von nur einer Person hoch gezogen
werden. Aber das ist für später interessant, für den Moment mache
ich mich wieder zum Fenster, und klettere mühsam erneut über den
kaputten Fenstersims hinein, was sich als schwieriger ausnimmt, als
es klingen mag. Hätte ich bloß mal einen Stuhl heraus geworfen.
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