Ich mache mich daran, den Fenstersims zu erklettern und verfluche erneut
meine eigene Untätigkeit. Mit ein wenig mehr Voraussicht wäre das hier ein
wesentlich kleineres Problem und ich würde nicht mit dem Saum meiner Jacke am
Fenstersims hängen.
Es kostet mich vor allem Zeit und Nerven, bis ich endlich einigermaßen
gestreckt über den Sims klettern kann, und selbst dann, als ich endlich mit
beiden Füßen auf dem harten Fliesen-Fußboden aufkomme, kann ich nicht anders
als beim Nachziehen der Hacke zu bemerken, dass sich ein harter Riss in die
Seite geschlichen hat. Das tut dem optischen Image natürlich besonders gut.
Ein kurzer Blick umher enthüllt unter dem besseren Lichteinfall auch mehr
über meine Umgebung. Die gestapelten Tische und umher geworfenen Stühle, die
bisher unordentlich den Fußboden bedeckten und meinen Pfad teilweise
blockierten, stehen in großer Menge neben einer metallenen Oberfläche an der
anderen Seite des Raumes. Auf den ersten Blick wirkt es erst verwunderlich,
aber beim genaueren Hinsehen kann ich klar ausmachen, dass es dort Herdplatten
und Abflüsse gibt. Ich bin in einer großen Kantine.
Obwohl ich langsam den Weg zurück zum Zwischenkorridor finde, wenngleich ich
an der großen Eingangstür stehen bleibe. Das lose und beiseite gezerrte
Absperrband, das nur noch leicht im umher wirbelnden Staub flattert, macht
einen fahlen Eindruck. Etwas an der Tür stört mich. Knapp etwas über zwei Meter
hoch und jeder Flügel selbst etwas länger als einen Meter, massiv mit einem
hölzernen Überzug und Stahlverkleidungen an diversen Stellen. Jeder Flügel
trägt eine einsame Klinge, von der eine inzwischen recht wenig mit Schmutz
bedeckt zu sein scheint. Klar, hab ich ja auch angegrabbelt beim Versuch, sie
aufzumachen. Hmm. Wenn ich so auf meine Hand gucke, wirkt der Schmutz etwas
seltsam. Eine einfache Prüfung mit der Nase und einer kurzen Spur auf der
Hand nach wirkt es nicht wie Staub, der sich darauf abgelagert hat. Eine Art
schwärzliches Pulver? Vielleicht ist es auch nichts weiter.
Was ist es, das mich an dieser massiven Tür stört? Vielleicht die Tatsache,
dass sie für einen eventuellen Bürokomplex unpassend hart wirkt? Oder dass ihre
Schutzwirkung für einen Ort, an dem Grausamkeiten verübt werden eigentlich zu
auffällig sein müsste? Gerade wenn ich mir die Größe der Kantine ansehe,
müssten hier tagtäglich Dutzende Menschen durchgegangen sein, um eine solche
Einrichtung zu rechtfertigen. Da würde eine solche Tür definitiv auffallen.
Andererseits weiß ich selbst, dass Menschen bemerkenswert blind in ihrem
Tagesablauf sein können.
Trotzdem verbleibt so ein nagendes Gefühl. Ist es der fahle Lichtstrahl, der
so einsam hindurch fällt? Schreckt mich ihre Mächtigkeit ab? Ist dies eine
existenzialistische Angst? Warum kann ich überhaupt einen Lichtstrahl von ihr
aus sehen? An der Oberseite, knapp an der Grenze von Türrahmen und Tür selbst
scheint es in der Vergangenheit ein Problem gegeben zu haben, denn einem
kleinen Durchbruch ähnlich ist dort ein winziges Loch durch das ein fahles,
weißliches Licht kommt. Wie ich mir den Bruch so angucke, muss das Licht von
außen kommen. Das aber wiederrum macht keinen Sinn, die Sonne ist bereits am
Aufgehen, also müsste das Licht einen leichten rötlich-orangen Schimmer haben.
Aber kann das wirklich sein, wenn ich überlege, wie lange ich sicherlich nicht
nur gefühlt im Untergrund umher gelaufen bin? Es kann doch nicht sein, dass
meine Zeitwahrnehmung dermaßen verzerrt sein sollte?
Vielleicht sollte ich mich etwas ernsthafter mit anderen Dingen
beschäftigen. Zum Beispiel der Frage danach, wo ich denn nun Fouquier finden
kann und wofür er einen gigantischen Schmelzofen mitsamt Industrieanlage
benötigt, oder was für Leistungen er genau für Mister Matthews vollbringt. Ein
paar Schritte weiter bin ich bereits an der Kreuzung. Die Dunkelheit der
gegenüberliegenden Korridore starrt mich an. Es ist, als ob sich dunkle
Schlünde vor mir auftun und mich verlocken wollen, mich verführen, in sie
einzudringen.
Kopf schütteln. Die wirren Gedanken heraus treiben. Ich habe eine Spur. Eine
eklatant offensichtlich auch noch. Als ich durch den Korridor schreite, kann
ich die Umrisse des kleinen Raumes am Ende schon erahnen, wo ich vorher durch
die Absperrung gebrochen bin. Während ich so darüber nachdenke und zu meiner
Rechten entlang der Glaswand gehe, muss ich mich doch wundern, wie oft mir
solch seltsame Hindernisse im Weg sind. Vermutlich ist mein Körper auch über
und über mit blauen Flecken und Narben übersät wenn ich bedenke, wie ich gegen
sie vorgehe.
Das Zimmer ist unberührt seitdem ich heraus bin. An der Seite die kleine
Treppe hinab. Von hier oben kann ich das Geräusch der Arbeitsmaschinen nicht
hören. Noch immer weiß ich nicht, was genau dort eigentlich hergestellt wird.
Aber ob ich das überhaupt wissen will?
Es it merkwürdig, aber je mehr ich diesen Raum betrachte, insbesondere die
einfache Pritsche an der Wand und den Unrat der hier überall verteilt ist, umso
mehr bekomme ich den Eindruck, dass der Raum genauso gut eine Gefängniszelle sein
könnte. Überhaupt passt es inhaltlich nicht ansatzweise zum restlichen Gebäude,
aber wer weiß, was hier wirklich mal vor sich gegangen ist.
Die Funzel leuchtet immer noch schwach den Raum aus. Nur vereinzelt kann man
für den Bruchteil einer Sekunde bemerken, wie immer wieder das Licht kurzzeitig
flackert. Es verleiht dem Raum mehr noch, als der Müll das Gefühl eines toten
Ortes. Ich muss weiter vordrängen. Immer vorwärts, die kleine enge Treppe
hinunter. Schon beim ersten Schritt falle ich fast vornüber. Die großen
Höhenunterschiede sind beim Hinuntersteigen etwas schwieriger zu bewältigen,
als es beim Hochsteigen der Fall war, zudem kommt es nicht gut dass ich mit dem
Kopf ständig fast an die jeweilige Deckenebene stoße. Welcher Idiot baut so
eine Treppe?
Ich mache mich daran, den Fenstersims zu erklettern und verfluche erneut
meine eigene Untätigkeit. Mit ein wenig mehr Voraussicht wäre das hier ein
wesentlich kleineres Problem und ich würde nicht mit dem Saum meiner Jacke am
Fenstersims hängen.
Es kostet mich vor allem Zeit und Nerven, bis ich endlich einigermaßen
gestreckt über den Sims klettern kann, und selbst dann, als ich endlich mit
beiden Füßen auf dem harten Fliesen-Fußboden aufkomme, kann ich nicht anders
als beim Nachziehen der Hacke zu bemerken, dass sich ein harter Riss in die
Seite geschlichen hat. Das tut dem optischen Image natürlich besonders gut.
Ein kurzer Blick umher enthüllt unter dem besseren Lichteinfall auch mehr
über meine Umgebung. Die gestapelten Tische und umher geworfenen Stühle, die
bisher unordentlich den Fußboden bedeckten und meinen Pfad teilweise
blockierten, stehen in großer Menge neben einer metallenen Oberfläche an der
anderen Seite des Raumes. Auf den ersten Blick wirkt es erst verwunderlich,
aber beim genaueren Hinsehen kann ich klar ausmachen, dass es dort Herdplatten
und Abflüsse gibt. Ich bin in einer großen Kantine.
Obwohl ich langsam den Weg zurück zum Zwischenkorridor finde, wenngleich ich
an der großen Eingangstür stehen bleibe. Das lose und beiseite gezerrte
Absperrband, das nur noch leicht im umher wirbelnden Staub flattert, macht
einen fahlen Eindruck. Etwas an der Tür stört mich. Knapp etwas über zwei Meter
hoch und jeder Flügel selbst etwas länger als einen Meter, massiv mit einem
hölzernen Überzug und Stahlverkleidungen an diversen Stellen. Jeder Flügel
trägt eine einsame Klinge, von der eine inzwischen recht wenig mit Schmutz
bedeckt zu sein scheint. Klar, hab ich ja auch angegrabbelt beim Versuch, sie
aufzumachen. Hmm. Wenn ich so auf meine Hand gucke, wirkt der Schmutz etwas
seltsam. Eine einfache Prüfung mit der Nase und einer kurzen Spur auf der
Hand nach wirkt es nicht wie Staub, der sich darauf abgelagert hat. Eine Art
schwärzliches Pulver? Vielleicht ist es auch nichts weiter.
Was ist es, das mich an dieser massiven Tür stört? Vielleicht die Tatsache,
dass sie für einen eventuellen Bürokomplex unpassend hart wirkt? Oder dass ihre
Schutzwirkung für einen Ort, an dem Grausamkeiten verübt werden eigentlich zu
auffällig sein müsste? Gerade wenn ich mir die Größe der Kantine ansehe,
müssten hier tagtäglich Dutzende Menschen durchgegangen sein, um eine solche
Einrichtung zu rechtfertigen. Da würde eine solche Tür definitiv auffallen.
Andererseits weiß ich selbst, dass Menschen bemerkenswert blind in ihrem
Tagesablauf sein können.
Trotzdem verbleibt so ein nagendes Gefühl. Ist es der fahle Lichtstrahl, der
so einsam hindurch fällt? Schreckt mich ihre Mächtigkeit ab? Ist dies eine
existenzialistische Angst? Warum kann ich überhaupt einen Lichtstrahl von ihr
aus sehen? An der Oberseite, knapp an der Grenze von Türrahmen und Tür selbst
scheint es in der Vergangenheit ein Problem gegeben zu haben, denn einem
kleinen Durchbruch ähnlich ist dort ein winziges Loch durch das ein fahles,
weißliches Licht kommt. Wie ich mir den Bruch so angucke, muss das Licht von
außen kommen. Das aber wiederrum macht keinen Sinn, die Sonne ist bereits am
Aufgehen, also müsste das Licht einen leichten rötlich-orangen Schimmer haben.
Aber kann das wirklich sein, wenn ich überlege, wie lange ich sicherlich nicht
nur gefühlt im Untergrund umher gelaufen bin? Es kann doch nicht sein, dass
meine Zeitwahrnehmung dermaßen verzerrt sein sollte?
Vielleicht sollte ich mich etwas ernsthafter mit anderen Dingen
beschäftigen. Zum Beispiel der Frage danach, wo ich denn nun Fouquier finden
kann und wofür er einen gigantischen Schmelzofen mitsamt Industrieanlage
benötigt, oder was für Leistungen er genau für Mister Matthews vollbringt. Ein
paar Schritte weiter bin ich bereits an der Kreuzung. Die Dunkelheit der
gegenüberliegenden Korridore starrt mich an. Es ist, als ob sich dunkle
Schlünde vor mir auftun und mich verlocken wollen, mich verführen, in sie
einzudringen.
Kopf schütteln. Die wirren Gedanken heraus treiben. Ich habe eine Spur. Eine
eklatant offensichtlich auch noch. Als ich durch den Korridor schreite, kann
ich die Umrisse des kleinen Raumes am Ende schon erahnen, wo ich vorher durch
die Absperrung gebrochen bin. Während ich so darüber nachdenke und zu meiner
Rechten entlang der Glaswand gehe, muss ich mich doch wundern, wie oft mir
solch seltsame Hindernisse im Weg sind. Vermutlich ist mein Körper auch über
und über mit blauen Flecken und Narben übersät wenn ich bedenke, wie ich gegen
sie vorgehe.
Das Zimmer ist unberührt seitdem ich heraus bin. An der Seite die kleine
Treppe hinab. Von hier oben kann ich das Geräusch der Arbeitsmaschinen nicht
hören. Noch immer weiß ich nicht, was genau dort eigentlich hergestellt wird.
Aber ob ich das überhaupt wissen will?
Es it merkwürdig, aber je mehr ich diesen Raum betrachte, insbesondere die
einfache Pritsche an der Wand und den Unrat der hier überall verteilt ist, umso
mehr bekomme ich den Eindruck, dass der Raum genauso gut eine Gefängniszelle sein
könnte. Überhaupt passt es inhaltlich nicht ansatzweise zum restlichen Gebäude,
aber wer weiß, was hier wirklich mal vor sich gegangen ist.
Die Funzel leuchtet immer noch schwach den Raum aus. Nur vereinzelt kann man
für den Bruchteil einer Sekunde bemerken, wie immer wieder das Licht kurzzeitig
flackert. Es verleiht dem Raum mehr noch, als der Müll das Gefühl eines toten
Ortes. Ich muss weiter vordrängen. Immer vorwärts, die kleine enge Treppe
hinunter. Schon beim ersten Schritt falle ich fast vornüber. Die großen
Höhenunterschiede sind beim Hinuntersteigen etwas schwieriger zu bewältigen,
als es beim Hochsteigen der Fall war, zudem kommt es nicht gut dass ich mit dem
Kopf ständig fast an die jeweilige Deckenebene stoße. Welcher Idiot baut so
eine Treppe?
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