Was?!
Schwarz – Hören sie auf ihre bescheuerte
Denkerpose einzunehmen und gucken sie mich an! Wie. Wollen. Sie. Weitermachen?
Zeichner – Aber…haben…sie nicht? Ich…Ich versteh
nicht so…
Sie legt ihre Hände in die Hüfte und wirkt so, als
ob sie einem Dampfkochtopf gleich überkochen würde.
Schwarz – Spreche ich chinesisch?
Zeichner – Ich…ähh..Nein! Sie haben Recht. Ich
will als nächstes ins Neptun, ein Gespräch mit einer jungen Frau führen, die einen
Tatort mit einem Kostüm verlassen hat, ich denke dass sie Tatianna kennt und
mir mehr dazu sagen kann.
Schwarz – Tatianna?
Zeichner – Ich wurde von Esther Rassila angeheuert,
Damir Mokhov zu finden. Nachdem sich herausstellte, dass der Mann weder ihr
Bruder noch wirklich tot war, versuchte sie mich zu liquidieren. Nachdem ihr
das nicht gelang, kam ich in den Kontakt mit, sagen wir einem Interessenten,
der mich bat, anonym für ihn zu ermitteln…
Der Blick von Schwarz spricht Bände. Abschätzig,
geradezu schnippisch schaut sie mich an, mit einem Hauch von Verblüffung, dass
es mich zwingt, mit der Hand am Kopf zu kratzen und weg zu blicken, um nicht
schamvoll weiteres zu erzählen.
Schwarz – Und ihr Büro? Sie wollen das hier noch
nicht so stehen lassen, oder?
Zeichner – Nein, aber ich weiss nicht wieviel Zeit
ich momentan habe. Wenn sie mich fragen läuft da im Hintergrund was ganz großes
ab. Und es zieht weite Kreise.
Sie wirkt nicht überzeugt.
Schwarz – Hm. Weite Kreise heißt noch lange nicht,
dass es Dinge sind, die man zwingend aufdecken gehen muss.
Zeichner – Sprechen wir jetzt gerade wirklich über
Risiken und den Sinn oder Unsinn als Privatdetektiv oder haben sie etwas, das
sie eigentlich sagen wollen? Hören sie, Schwarz, ach, Carla!, sagen sie es
einfach!
Schwarz – Die Typen, die das Büro verwüstet haben?
Zeichner – Eine Gruppe von White-Power-Schlägern.
Bei meinen Nachforschungen an den Docks um Mokhovs Wohnung bin ich Ihnen begegnet,
aber ich dachte eigentlich, dass ich sie nicht wieder sehen würde…
Die Nacht im Keller des Apartmentgebäudes. Ich
bekomme Phantomschmerzen am Hinterkopf, wenn ich nur dran denke. Hatte ich
seine Muskelpakete nicht zu Boden geschickt? 2 Wochen sind offensichtlich eine
längere Zeit als ich dachte.
Schwarz – Sie haben sich auch eine neue Garnitur
Kleidung gegönnt.
Zeichner - Glauben sie
mir, das war eher ein Zufall.
Im Hintergrund tönt der Donner. Der schwere Regen
lässt nicht nach. Wenn es so weitergeht, wird das Sturmflut-artige Ausmaße
annehmen.
Sie zögert. Immer wieder wippt sie den Kopf etwas
hin und her, als ob sie davor wäre, etwas zu sagen, und sich dann dagegen zu
entscheiden. Ich drücke ihr meine Hand auf die Schulter, klopfe ein, zweimal
sanft.
Schwarz – Eines noch. Kurz bevor die Schläger hier
waren, gab es einen Anruf. Der Anrufer hat seinen Namen nicht genannt, nur
einen kryptischen Satz gesagt. Coldman 550.
Zeichner – Das sagt mir erstmal so nichts, aber machen
sie sich keine Sorgen. Wir kriegen das wieder hin.
Sie nickt, aber irgendwie…ich kann es nicht
erzwingen. Ich gehe an ihr vorbei, trete über den Überrest der Bürotür wieder
in das Treppenhaus, wo zu meiner Linken, etwas erhöht und aufgebaut wie eine
undurchdringliche Barriere, Klaus-Peter steht. Sein Blick ist eisern. Irgendwie
wirkt er bedrohlicher. Deutlich bedrohlicher.
Ich nicke ihm zu, kann aber keine Reaktion von
seiner Seite aus erkennen, was auch daran liegen mag, dass sein Gesicht durch
die schlechte Beleuchtung hier drinnen eh größenteils im Schatten liegt. Drehe
mich wieder nach unten und fange an, die Treppe hinunter zu gehen. Es knarzt
bei den meisten Schritten.
Als ich auf die Strasse trete, schlägt mir der
Wind und der aggressive Regen peitschenartig ins Gesicht, während die Straßen
schon leicht dabei sind, einen stetigen, deutlichen Wasserfilm aufzunehmen. Die
Kanalisation wird alsbald überfüllt sein. Es sind kaum Menschen auf den Straßen.
Meine Füße dirigieren mich, so schnell es geht wieder Richtung Taxistand. Da
war ein Fahrzeug von TTCT?
Bingo! Selbst durch den schweren Regen und
angesichts des deutlich geringeren Verkehrs auf den Straßen der Stadt, kann ich
das leuchtende Schild des Taxis erkennen, dass am Taxistand auf seinen nächsten
Gast wartet. Ich laufe hin, immer weiter vollgesogen vom Regenwasser unter
diesem dunklen Himmel. Stürze geradezu auf die Rückbank
Die dunkle, vom Lebensstil eines Reibeisens geprägte
Stimme des Fahrers von vorne reißt mich aus allen anderen Gedanken. Ich kenne
den Fahrer nicht, aber das ist hier nicht ungewöhnlich, und dieser ungefähr
kaukasisch wirkende Typ irgendwo zwischen 30 und 50 mit einem harten Kinn und
einer schwarz getönten Rundglasbrille scheint sowieso ein Unikum zu sein, neben
der etwas blasseren Haut.
Fahrer – Wohin?
Zeichner – Restaurant Neptun! Sie wissen wo das
ist? Wir müssen schnell sein!
Ich komme garnicht dazu, den Satz zuende zu
sprechen, ehe die Reifen bereits quietschen, die Tür zuknallt und wir fahren.
Der Mann fährt wie ein Wahnsinniger. Unzählige Male hupen anderen Fahrzeuge die
sich angesichts des Wetters auf die Straßen getraut haben uns an, als er die
Fahrt schneidet oder sonst wie fährt, aber definitiv nicht nach Vorschrift. Ich
habe nicht mal das Gefühl, mich anschnallen zu können.
Wir heizen im wahrsten Sinne durch die Straßen. Da
vorne, das Schild mit der Ausfahrt Neptun…und schon dran vorbei in die Ausfahrt
gezogen. Die harte Kurve drückt mich hart gegen die linke Innenseite, ehe wir
wieder einigermaßen gerade fahren. Bunte Lichter rasen an uns vorbei, während
der Regen auf das Fahrzeugdach und Scheibe prasselt als gäbe es kein Morgen.
Der Bremsweg unter Feuchtigkeit ist ohne passende
Reifen länger. Wir kommen endlich zum stehen. Ich drücke mich in die Rückbank, halte
mich krampfhaft an den Gurten fest, um nicht nach vorne zu fliegen. Ändert
nichts daran, dass ich mit dem Kopf am Ende des ganzen Vorganges fast in seinem
Taxameter stecke. Das…aus ist?
Zeichner – Was bekommen…sie?
Er winkt ab. Im Rückspiegel kann ich seine Augen
nicht erkennen, nur das schiefe Grinsen, mit dem er auf dem Fahrersitz sitzt.
Zeichner – OK. Danke.
Er nickt. Ich öffne die hintere Seitentür, und
steige im prasselnden Regen aus, während ich sehen kann, dass sich das Neptun
keine 50m weit weg befindet. Er hat sich quasi direkt vor den Eingang gestellt.
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