Eine vierköpfige Gruppe von Köchen und
Helfershelfern schiebt einen Wagen mit einer Torte an mir vorbei, die an der
Spitze mit einer kleinen Nixe versehen ist. Stilvoll.
Blicke noch einmal Richtung Durchgang, durch
welchen die Truppe gerade verschwindet, wende mich dann „lässig“ Richtung
Treppen in das untere Stockwerk. Die verschiedenen Artisten und Künstler müssen
irgendwo untergebracht sein, und ich wette das diese Quartiere irgendwo da
unten sind, wo es abgeschiedener ist, als hier auf den Hauptpfaden.
Die Treppe hinunter, man bemerkt das sich das
Ambiente im Licht der fluoreszierenden Neonröhren verändert, kann ich die sich
Tapete langsam von der Wand lösen sehen, während die Treppe selber an manchen
Stellen leichte Abdrücke hat. Bin noch auf der Mitte der Treppe, kann schon die
Aktivitäten da unten hören. Koordination und Organisation. Jemand verteilt die
Leute da unten gerade. Eine harte, zackige Stimme, die es gewohnt ist, Befehle
zu erteilen.
Erreiche das Fußende der Treppe, einige Kisten
stehen hier, voll von Kostümen und anderen Krimskrams, ein kleiner Blick um die
Ecke in den engen Korridor. Eine Gruppe von, nun, woanders würde ich wohl
Tänzerinnen sagen, die gerade instruiert wird von einer Dame in einem
Geschäftsoutfit. Harte Schultern, grimmiger Blick, gefurchte Linien welche sich
durch das Gesicht ziehen.
Abgänge im Korridor und Türen in Umkleidekabinen.
Einfach so tun als gehöre man dazu. Greife eine der Kisten, und halte sie vor
mein Gesicht, fange an, in den Korridor zu marschieren. Da vorne genau ist die
Umkleidekabine, da will ich hinein. Irgendwo da wird die Dame sein, welche das
Kostüm getragen hat.
Jeder Schritt fühlt sich an wie die Momente als
wenn man durch Alcatraz wandern will.
Organisatorin – HEY!
Mist. Schreckmoment. Bleibe stehen. Kiste immer
noch vor meiner Nase. Körper etwas senken, so wirken als ob das Gewicht, das
ich mit mir rumtrage schwerer ist, als es in Wirklichkeit wäre. Harte Schuhe
kommen näher. Killerabsätze. Stimme vor der Kiste. Stöhne. Schlucke. Hörbar.
Sie muss genau vor mir stehen, nur die Kiste
trennt uns gerade. Die Kiste wird etwas leichter. Sie greift wohl hinein, hat
etwas herausgeholt.
Organisatorin – Hey, das hab ich schon gesucht. Okay Mädels, keine Müdigkeit vorschützen, ich weiß
wie es draußen ist aaaaber hier drin sind Gäste und wir haben einen Job! Also
hoch mit euch.
Etwas haut hart gegen die Kiste, die mir dabei
fast aus den Händen fliegt, ehe ich die harten Absätze höre, wie sie um mich
herum marschieren und die Treppe hinauf wandern, während im Hintergrund ein
Wirrwarr an Schritten und Trapsern gemacht wird. Vorsichtiger Blick über den Kistenrand.
Eine Gruppe von …Tänzerinnen die sich für den Auftritt bereit machen.
Drücke mich, mit der Kiste an der Schnauze, an
den Damen vorbei in die erste Kabine, mein Augenmerk immer auf die Kostüme
gerichtet. Eine kleine Umkleidekabine, diverse Kostüme, Kleidungsstücke mit
allerhand Tand angeklebt an der Seite, der Raum selbst nicht breiter als 2m, im
Hintergrund eine junge Frau welche gerade dabei ist, sich zu schminken, wilde
bläuliche Farbmuster, welche sich über den Körper ziehen. Sie hat mich entweder
nicht bemerkt, oder ignoriert meine Anwesenheit. Angesichts des großen Spiegels
vor dem sie sitzt, wäre das natürich verwunderlich.
Trete langsam hinter sie, immer noch die Kiste
vor mir, klopfe ihr leicht von der Seite auf die Schulter. Sie blickt nicht
auf, während sie dabei ist, immer noch mit einem Pinsel gerade Linien über
ihren Augen nachzuziehen.
Junge Frau – Hmm?
Zeichner – Hab hier was für….Tatianna?
Ohne aufzusehen, zuckt sie mit den Schultern,
ganz in sich gekehrt. Hinter uns ein stetiger Strom an Aktivität.
Junge Frau – Die arbeitet hier nicht mehr.
Fuck. Nicht abwimmeln lassen. Dran bleiben. Das
klappt schon.
Zeichner – Ich muss
das aber jemandem übergeben. Kann das jemand für sie annehmen?
Sie setzt den Pinsel ab, seufzt. Guckt zu mir
hoch, der gesamte Gesichtsausdruck zeugt davon, dass ich vor allem eine Störung
ihrer ruhigen Phase bin. Ein Störkörper.
Junge Frau – Probier´s zwei Türen weiter bei
Matti. Nerv nicht.
Ich weiche langsam, abwiegelnd zurück, und drück
mich dann aus dem Umkleideraum in den Korridor hinein, prompt drückt sich eine
Gruppe von leicht bekleideten Damen in schuppigen Leibchen an mir vorbei…die
Schuppenfarbe nur ein dunkles Grau-Blau. Stimmt nicht überein.
Eine Tür weiter, Einblick in einen kleinen
Umkleideraum, dunkel und leer, die Tür halb angelehnt, ein kleiner Schauer, der
mir über den Nacken geht. Wende mich ab, drücke mich direkt an zwei Herren im
Chippendale-Outfit zum nächsten Raum weiter.
Licht dringt heraus auf den Korridor, ein
weiterer kleiner Umkleideraum, an dessen Ende eine spanische Wand neben einem
kleinen Schminktisch steht. Der gesamte Raum, keine fünf Meter tief, nackte
Betonwand, ist über und über bedeckt mit Kostümen, und seltsamen Farben, als ob
jemand hier eine Farbbombe hochgejagt hätte.
Die Spanische Wand wackelt. Jemand dahinter. Eine
hervorkommende Hand.
Spanische Wand – Hey, einmal vom Stuhl das da!
Schlüpfe langsam durch das Chaos der Umkleide und
greife das Kleid, das momentan auf dem Stuhl sitzt. Ein über und über mit ebensolchen
Fischschuppen bedecktes Seidengewand. Es fließt mir förmlich durch die Hand wie
Sand. Kribbelt ein bisschen. Reiche es zur Hand, welche hinter der Wand
verschwindet.
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