Trotz des schweren Regens türm die imposante
Außenfassade vor mir hoch. Steige aus dem Taxi, nachdem ich keinen Preis
bezahlt habe, den der Fahrer verlangt. Wieso er abwinken mag?
Das Neptun. Ein großes Luxus-Restaurant in der
Hafengegend, in dem die Schwergewichte der städtischen Industrie und
Gewerkschaften ebenso ein und ausgehen wie die High Society und hohe Beamte.
Ein Ort, der förmlich nach Geld stinkt, was auch von seiner blauen Außenfassade
aus blauem Marmor mit Gravuren griechischer Götterszenen herrührt. Immerhin hat
der Regen die meisten Leute von den Straßen getrieben, dass der etwas erhöht
liegende, nur durch eine Treppe erreichbare Haupteingang, überdacht von einem
schweren, von Säulen gehaltenen Vordach, aber trotz dessen von zwei sehr groß
und breit wirkenden Gorillas versperrt wird.
Muss aus dem Regen raus, ehe er mich gänzlich
durchnässt. Die Pfützen plätschern laut, während ich hindurch jage, aber jeder
Schritt bringt mich meinem Ziel, dem Inneren näher zu kommen, ein Stück weit
voran. Die Treppe hoch, eine Hand vor meinem Gesicht.
Die Hand gehört zum linken der beiden Gorillas.
Glatzköpfig, mit ein paar schweren Narben auf der Kopfhaut, dunklen, getönten
Brillen, als würde ich hier ein paar schlechte Beispiele aus einem
Spionageroman der Siebziger beobachten, dazu ein schwarzes Hemd mit weißer
Krawatte. Man könnte fast meinen, Mafiosis hätten Ausgang bekommen.
Türsteher #1 – Endstation Freundchen.
Er zwingt mich förmlich, am Rand des Vordachs
stehen zu bleiben. Gerade so, dass ich noch im Regen stehe, und eben nicht den
Schutz vor Wasser, Wind und Regen genießen kann. Mistkerl.
Zeichner – Hey…Jungs. Ich habe eine wichtige
Verabredung da drinnen!
Der Vordermann blickt mich von oben herab an, und
guckt dann zu seinem Vordermann herüber, der langsam aber stetig den Kopf
schüttelt. Ein Augenblick zum Vorbeisprinten!
Zeichner – Sorry, bin spät dran.
Türsteher #1 – Hey, was zum?
Mit einem kurzen Untertauchen unter seinem Arm
und einem schnellen Satz über den Boden stehe ich an der milchigen
Glasschiebetür hinein und …laufe gege die geschlossen bleibende Tür. Was zum
Henker?!
Eine Hand packt mich unsanft hinten am Kragen und
zerrt mich zurück, während sich eine andere auf meine Schulter legt. Gorilla #2
zeigt mit einem Finger auf einen Schalter neben der Tür, verborgen durch seine
Person.
Türsteher #2 – Glaub mir Dude, du bist nicht der
Erste, der so was versucht.
Ein Geräusch an der Seite, ein einsames Fahrzeug
tuckert über die Straße, ein Transporter, der langsam um die Ecke biegt. Mas Calamari
von Käpt´n Akbar. Hmm.
Türsteher #1 – Aber der Erste dem ich die Beine
dafür breche.
Ich spüre, wie sich der Druck auf meiner Schulter
verstärkt, während Gorilla #2 seinem Kameraden die andere Hand auf die Schulter
drückt. Ein Moment, den Knopf..auauauauaua….der Druck auf meiner Schulter zeigt
mir Schraubstock-gleich an, dass es nicht der richtige Moment ist.
Ich werde umhergerissen, und stolpere, hüpfe und
klatsche die Treppe hinunter, in den Regen hinein, auf die Straße, ohne
vollständig umzufallen, während ich hinter mir das Gelächter der Türsteher
höre.
Türsteher #1 – Und jetzt verpiss dich!
Fuck. Ich drücke mich, den Trenchcoat
hochgezogen, Richtung Taxi, und schmeiße mich auf dessen Rückbank, als die Tür
vor mir aufklappt. Wie ein nasser Hund schmeiße ich Wasser von mir, was mir ein
Gefühl der Genugtuung, aber wenig sonst bringt.
Zeichner – Hey, können sie einmal um die Ecke da
fahren? Da müsste irgendwo gerade ein Transporter vorbeigekommen sein.
Fahrer - …
Er drückt aufs Gaspedal und so schnell, wie wir
gekommen sind, jault der Motor auf, als sich das Taxi in Bewegung setzt und wir
brausen davon, durch Regen und nasse Straßen, ein Schwall von Wasser hinter uns
lassend. Im nächsten Moment quietscht es unangenehm als wir in die Seitenstraße
linkerhand um das Neptun herum einbiegen, und ich keine 30m vor uns den
Transporter wiedersehe, der, dort geparkt, offen steht und den Einblick in
seine Ladung erlaubt.
Wir kommen zum Stehen, ebenso abrupt wie wir
angefahren sind. Der Motor läuft immer noch. Das Taxameter seltsamerweise
nicht. Ich steige wieder aus, und drücke mich im Regen, an Bewuchs vorbei über
die nasse Straße und in Richtung des Transporters. Jede Menge frischer Nahrung.
Fisch, Krabben, Krebse. Zu meiner Linken ein unbeobachtet und einsam stehender
Nebenkorridor, offen durch die aufgestellte Tür, durch welche ich in einen
emsigen Küchenbetrieb gucken kann.
Schnell den Trenchcoat ausgezogen, die Krawatte
ebenso gelockert und umwickelt, beides um den Arm und dann eine Kiste mit
Seafood in die Arme. Während der Regen unbarmherzig trommelt, marschiere ich flugs
zum Seiteneingang und trete in den Korridor. Glück gehabt, zur linken,
verborgen vom einfallenden Blickwinkel, ein Sicherheitsmann. Er schaut hoch,
ich schaue zurück. Wir nicken uns kurz zu, während ich die Kiste mit den
Krabben hoch halte und ich mich an ihm vorbei den Korridor entlang bewege. Ein
Wirrwarr an Menschen und ein großer Küchenbereich, ein asiatischer Chefkoch und
viel Geschreie. Ein hinzukommender junger Mann, braunes Haar, weiße Kochuniform
und halber Mütze kommt mir fuchtelnd entgegen.
Koch – Hey, was soll das? Die Krabben kommen in
den anderen Bereich!
Drücke ihm kurzentschlossen einfach die Kiste in
die Hand, zucke mit den Schultern und verschwinde im nächsten Moment hinter einem
vollsortierten Regal mit verschiedenen Speisen und einem größeren Apparat in
den sie…etwas hinein füllen. Ich will es gar nicht genauer wissen.
An den Kochplatten vorbei und den
vielbeschäftigten Köchen und ihren Assistenten, wickel ich mir die Krawatte
wieder um, erreiche einen Seitenkorridor, Treppen die in ein untersetztes
Stockwerk gehen, einen Durchgang zum Kundenbereich und wohl zu anderen
Bereichen des Restaurants. Schon Nobel, was hier so aufgefahren wird.
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