Und dieses Mal in der lustigen Wundertüte von Spielen:
- Twenty Pennyweights
Twenty Pennyweights von S.J.Bateman ist aktuell in der Version 2.02 überprüft worden. Wie jedes gute Buch funktioniert besser ohne ein Inhaltsverzeichnis oder Index aus. Sorgt dafür, dass man die Regeln umso genauer ließt. Dafür sind die Regeln in handliche Blöcke aufgeteilt, welche man nachschlagen kann. Man weiß zwar nicht, wo im Buch, aber man kann ja nicht alles haben. Dafür benutzt das Regelsystem 2w6 gegen eine Zielnummer, Gleich oder drüber reicht. Es würfeln beide Seiten. Es gibt Spieler und Spielleiter, Charaktere haben Sieben Attribute, unterteilt mitsamt Vier Unterattributen, 10-20 Fertigkeiten und einem Alignment, einen Moralkodex dem sie sich unterwerfen.
Dazu kommt Ausrüstung, und etwas besonders, Ziele oder Goals, quasi Narrative "Wants". Die Schwierigkeiten für Würfe kommen in 5er Schritten, also 5, 10, 15 etc., was für ein auf der Kurve von 2w6 basierendem System schon recht mutig ist, und geht bis 25 hoch, wobei man immer Wurf mit Attribut ODER Fertigkeit kombiniert. Das Spiel schreibt sich selbst Fail Forward als Motto auf die Stirn. Etwas ohne Fertigkeiten oder Werkzeug versuchen gibt +5, oder gar +10 auf einen Schwierigkeitsgrad, während Werkzeuge im Schnitt +1 geben. Wow.
Das System kopiert Vor- und Nachteil aus DnD5, wobei die Mechanik inzwischen oft genug vorkam, dass sie unabhängig davon genannt und bezeichnet werden kann. Spieler sammeln Fortschrittspunkte um Fertigkeiten zu verbessern, die von der Schwierigkeit abhängen, und müssen dann beim SL "erfragen" ob sie steigern dürfen. Ähh...okay, das ist etwas seltsam. "Lieber Lieber SL, darf ich die Fähigkeit verbessern?! *Hundeaugen-Mach*" Das Alignement ist mehr DSA-Ideal oder Ethos als DnD-Gesinnung, Ziele hingegen orientieren sich stark an Burning Wheels Elementen, was sogar soweit führt, dass ein Zusatztext dabei von "Beliefs" spricht, was relativ offen geklauten Regeltext oder Abwandlung derselben von BW zeigt. Davon ab, dass der Lektor gepennt hat. Den das Werk übrigens hatte.
Es hat ansonsten auch überraschend wenig offensichtliche Fehler. Zudem sammeln Spieler "Erfahrungspunkte", die aber mehr wie Bennies funktionieren, und nur gesammelt ausgegeben werden dürfen. Bizarr als Mechanik, weil darunter auch "Neue Nachteile" fällt. Ewas das mir sehr gefällt, und mich an Beyond the Wall erinnert, ist in der Charaktererschaffung "Der Rote Faden", wobei man mit dem Charakter zur rechten eine "Beziehung" asuwürfelt oder wählt. Cool! Danach werden Burning-Wheel-Style-Fertigkeitspakete erworben basierend auf der mittelalterlichen Vorstellung einer Welt.
Die der Erschaffung nachfolgende Fertigkeitsliste, auch von Burning-Wheel inspiriert, hat unter anderem Prozentzahl-Werte, was für ein 2w6-System sehr seltsam ist. Und mehr Fertigkeiten als die Menschheit braucht. Dem nachfolgend die "Traits" oder Sondereigenschaften, wobei diese wiederum recht unausgeglichen wirken. +1 Zähigkeit auf den entsprechenden Wurf gegen Handauflegen Heilt Verletzungen ist aber auch schwer zu balancen. Kämpfe fangen wie Burning-Wheel mit einem Wurf auf Panik, hier "Mettle" an. (Ja, ich weiß dass es da "Steel" heißt...)
Okay, kurzgefasst, das System ist extrem gefasst von Burning-Wheel, sowohl in den Charakteren als auch in Kampf- oder Sozialmechaniken, und versucht vieles zu verschlimmbessern. Das Kampfsystem ist überkomplex in seiner Aktionsaufteilung, das Würfelsyste mit den Schwierigkeiten ist völlig überzogen und wirkt ansonsten auch im Layout extrem unausgegoren. Dazu kommt, das an manchen Stellen das Regelwerk keinen Sinn macht.
Im Kampfsystem soll Schaden durch Würfel gleich Schaden + Schadensmodifikator durch Attribut gemacht werden. Waffen machen aber 1-4 oder 2-8 Schaden. Das geht weder mit 2w6 noch mit 2-8 Würfeln darzustellen und ist vollkommen absurd in einem 2w6-System. Knuffing immerhin, mittelalterliche englische Münzen zu sehen, wie den englischen Florin oder die Farthings (Wo ich immer ein T zu viel lese...)
Kurzum: Finger Weg, nicht notwendiges Derivat-System von Burning-Wheel.
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