Wie der schlechte Beat eines MTV-Musikvideos
schlagen dicke Regentropfen neben mir auf dem Boden auf, während sich eine
dünne Schicht von Wasser gebildet hat und anfängt, die Umgebung mehr und mehr
zu ertränken.
Schon die nächsten Meter zur Seite, die gesamte Gasse
entlang vom Eingang des „Hope´s End“ zeigen, dass ein kleiner Strom etabliert
ist, und als ich die Straßen erreiche, bereits die Gullys anfangen, oder zu
mindestens drohen, über zu quellen. Alles in allem nicht schlecht, treibt die
Leute von den Straßen. Säubert.
Ein Blick zur Seite, während ich mich unter die
Überdachung eines kleinen Straßenkiosk stelle und überlege, wie ich weiter von
hier wegkomme. Ein Taxi wäre vermutlich sinnvoll. Das Straßenschild des Hope
Drive am Straßenrand, an der Seite des dunkelroten Ziegelblocks, erinnert mich
an irgendwas. Immer noch keine Kommunikationsmöglichkeiten. Es wäre vermutlich
am einfachsten, statt umher zu irren in der Hoffnung, eine Transportmöglichkeit
auf den Straßen zu finden, einfach eine zu rufen. Und mein Büro ist nur wenige
Gehminuten von hier entfernt.
Durch den Regen. Ich hätte das TTCT-Taxi vorhin
anhalten sollen. Mist. So gut es geht, laufe ich durch den Regen, während
daumengroße Tropfen sich daran machen, ein Trommelfeuer auf meinem Rücken durchzuführen.
Händler schließen derweil ihre Geschäfte, während immer wieder Autos einen
ganzen Schwall von Regenwasser auf die Gehwege schicken, da die
unausgebesserten Straßen immer wieder mit Löchern versehen schnell kleine Seen
ansammeln.
Da vorne. Der Hudson Drive, dann zu meiner Linken
über die St.Andrews Street. In einiger Entfernung kann ich, selbst durch den
schweren Regen, Andersons hässliches NEON-Zeichen ausmachen, dass er vor einigen
Jahren hat anbringen lassen. Noch immer ist das A anscheinend kaputt, aber in
der aktuellen Situation kann es mir kaum ein Lächeln abringen, während ich
durch den Regen hetze.
Keuchend, stöhnend, und mit einem mulmigen Gefühl
in der Bauchgegend angekommen. Der Hauseingang des alt-ehrwürdigen Gebäudes, in
dem mein Büro zu finden ist. Drücke die Tür beiseite und trete hinein…
Moment. Die Haustür ist nicht abgeschlossen. Die
Briefkästen sind stellenweise eingedellt, manche haben keine Briefkasten-Tür mehr.
Als ob jemand mit brutaler Kraft einfach gerissen hätte. Das mulmige Gefühl in
der Magengegend will und will nicht weg gehen. Die Tür selbst ist nur
eingehängt. Bei genauerem Blick auf das Türschloss kann ich sehen, dass der
Schließmechanismus gebrochen ist.
Trete langsam, vorsichtig ins halbdunkle Treppenhaus.
Donner. Blitz. Für einen Augenblick ist der gesamte Bereich taghell erleuchtet.
Man sieht Zerstörung, Einschusslöcher, zerrissene oder zerstörte Geländer-Abschnitte
an der Seite der Treppe. Die Brüche im Geländer sind nicht neu, aber selbst
meinem Auge wird hier klar, dass es bei erster Beobachtung einen unnatürlichen
Eindruck machen muss. Durch das nun offensichtlich eingerissene Fenster im
Treppenhaus pfeift und heult der Regen herein.
Langsam die ersten Treppenstufen rauf, an den
verschiedenen Ebenen vorbei, von Stockwerk zu Stockwerk. Erreiche mein
Apartment. Hätte es mir denken sollen. Das Glas der Tür ist gesprungen, wie
zerschmettert. Selbst der Türrahmen wirkt geknickt, und erlaubt den Blick ins
Innere. Ein einzelner Splitter, an dem die Überreste eines aufgepinselten Z
erkennbar werden, hängt noch an oberen Innenrahmen. Es fällt mir auf, weil ich
den Blick nach drinnen gar nicht wagen will.
Der Schreibtisch ist von der von mir aus nun
linken Position einmal um 180° gedreht worden und hat seinen Inhalt über den
gesamten Raum verstreut. Die kleine Vengardt-Zigarren-Schachtel, welche ich
dereinst gerettet hatte, liegt aufgerissen und in Stücke verteilt über den
gesamten Fußboden verteilt, während jemand die Idee hatte, die Aktenschränke
und den Kleidungsständer zur Rechten in Teilspäne zu verwandeln. Selbst der
Computer, mit seinem altmodischen CRT-Monitor und Gehäuse steht mit offenem
Gerippe, also Corpus, an der Seite. Etwas notdürftig sitzt ….Frau Schwarz auf
ihrem Drehstuhl und starrt auf ihr Mobiltelefon, als ob jeden Augenblick der
Weltuntergang verkündet werden würde. Die Durchgangstür in mein Büro ist
geschlossen und überraschend intakt, aber mir schwant übles.
Schwarz hat mich noch nicht gesehen, oder,
angesichts der Wetters, auch nicht gehört, oder ignoriert die Tatsache. Meine Hand
greift wie von selbst Richtung Türgriff und dreht den Knauf und lässt dann
überrascht los, als die Tür nach hinten zieht und im nächsten Moment aus dem
Rahmen fällt. Mist. Im ersten Augenblick offensichtlich aufgeschreckt guckt
Frau Zeichner in meine Richtung, nur um sich dann wieder zu beruhigen.
Erschreckenderweise wurde auch sie von den
Ereignissen hier drin betroffen. Ihre Wange ist zur rechten Seite angeschwollen,
die linke wird von einem blauen Auge geziert. Trotz alledem kann ich sehen,
dass der Ausdruck mit dem sie mich anguckt, kein erfreuter ist. Über die nun
eingefallene Tür betrete ich mein, nun etwas mehr lädiertes Büro.
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